Am Samstag, dem 19. Oktober 2019 durften wir wiederum – nun schon fast zur Tradition geworden – bei den Grazer Kreuzschwestern zu Gast sein, um ein wenig vom Alltag „entschleunigen“ zu können und die Beziehung zu Jesus, dem menschgewordenen Gott, zu stärken, in dessen Nachfolge wir uns aufgemacht haben.

Als Thema wurde von P. Neulinger die „Ganzhingabe“ ausgewählt, die wesentlich zu christlicher Nachfolge gehört. Uns wurde auch sehr schnell bewusst, dass Ganzhingabe missverstanden werden kann, indem man beispielsweise von einem Gott ausgeht, der überfordert und dessen Joch – entgegen der biblischen Erzählung – drückt und schwer ist (vgl. Mt 11,30).

In der Auseinandersetzung in der Gruppe machten wir uns zunächst Gedanken darüber, was uns daran hindert, uns ganz Gott hinzugeben, d. h. auch, dass wir womöglich in jenen kein oder nur wenig Vertrauen setzen, der meinen Weg kennt und dem vertrauen zu lernen ich berufen bin. Eine der wesentlichen Hindernisse ist beispielsweise der Egoismus, aber auch das Problem der Theodizee, das ist die Fragestellung, warum denn Gott all das Schlechte in der Welt zulässt, wenn er doch die Liebe ist.

Am Nachmittag beschäftigten wir uns umgekehrt mit alledem, was uns hilft, uns besser ganz hingeben zu lernen. Es braucht – und da wurden wir womöglich Zeugen einer neuen Wortkreation, die eine der Gruppen entwickelte – eine „Du-Sucht“. In dieser ist der Blick einerseits auf Gott hin gemeint, aber auch zum anderen, der ja nach biblischer Grundüberzeugung das Ebenbild Gottes ist.

Freilich – und das ist wohl auch klar geworden – können wir nur darum bitten, dass uns dies gelingen möge. Vielleicht ist auch in diesem Kontext die Frage des Bischofs an die Weihekanditaten bei der Weiheliturgie zu deuten: „Bist Du bereit, Dich Tag für Tag enger mit Christus zu verbinden?“…

Wir danken P. Neulinger für Vorbereitung und Begleitung des Einkehrtages!

Michael Rossian