Pfarre

Viktring-Stein

Die Dosis macht das Gift

Vortrag von Dr. Helmut Zwander

(Pfarre Viktring-Stein)
(Pfarre Viktring-Stein)

Mit Kompetenz, Rhetorik und Fröhlichkeit begeisterte der Biologe und Naturwissenschaftler Dr. Helmut Zwander am Abend des 7. November das Publikum bei seinem Vortrag „Die Dosis macht das Gift“.

„Eine Pflanze ist kein Tier.“ Dieses Statement des Ökologen Prof. Dr. Georg Grabherr stand am Beginn der Ausführungen. Während ein Tier vor Bedrohungen flüchten kann, ist die Pflanze fest verwurzelt und muss sich daher anders vor Feinden schützen. – Für die Pflanze kein Problem, hat sie im günstigsten Fall wie bei der sehr gut erforschten Ackerschmalwand doch ca. 35.000 Gene, während wir Menschen mit ca. 22.000 Genen auskommen müssen. Und so produziert sie die verschiedensten Pflanzenstoffe eigentlich nur aus zweierlei Gründen: Zum einen möchte sie Tiere anlocken, um für ihre Verbreitung und ihren weiteren Bestand zu sorgen, zum anderen Fressfeinde und Schädlinge abhalten. Dabei selektiert die Pflanze sehr genau. Für die Vögel sind Holunderbeeren ein Festmahl, über deren Ausscheidung vermehrt sich der Holunderstrauch. Beim Menschen führt der Verzehr von rohen Holunderbeeren zu massiven Durchfällen, ist also ungenießbar. Leider hat die Pflanze nicht bedacht, dass der Mensch eines Tages das Feuer entdeckt und mit dem Kochen manches genießbar machen kann, was im rohen Zustand eine gesundheitliche Bedrohung wäre. Apfelkerne sind für Tiere kein Problem; gekaut oder aufgerieben, in großer Menge verzehrt, können sie für den Menschen tödlich sein. Anders beim Knollenblätterpilz, der für den Menschen in jedem Fall tödlich ist, fürs Kaninchen aber nicht.

Auch die Art und Weise, wie sich Pflanzen gegen Bedrohungen wehren, ist unterschiedlich. Es gibt Pflanzenstoffe, die beeinträchtigen Herz und Kreislauf, andere schädigen die Leber oder das Verdauungssystem, manche rufen Verätzungen hervor, wieder andere greifen Gehirn und/ oder Nervensystem an.

Ob es überhaupt so weit kommt, hängt von Anwendung und Dosis ab. Eisenhut wirkt, auf die Haut aufgetragen, gegen Gelenksschmerzen, die Einnahme hingegen würde zum Tod führen. Die Herbstzeitlose findet in der richtigen Dosierung bei Gichtbehandlung Anwendung. Bekannt ist, dass die Tollkirsche die Pupillen weitet, aber die Einnahme von 12 Tollkirschen wäre tödlich. Und auch das überaus giftige Maiglöckchen wird in der Herzmedizin zur Stärkung eingesetzt. Um also mit Paracelsus zu sprechen: Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist.