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Internetredaktion der Diözese Gurk

Advent zwischen „Punsch-Standl“ und Geburtswehen

Pfarrer Johannes Staudacher versucht in einer adventlichen Intervention die Tiefen dieser Sehnsuchtszeit auszuloten.

Ist Advent nicht mehr als Punschduft unter Sternenhimmel? - fragt Pfarrer Staudacher in seiner adventlichen Intervention (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
Ist Advent nicht mehr als Punschduft unter Sternenhimmel? - fragt Pfarrer Staudacher in seiner adventlichen Intervention (© Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

In seiner Adventüberlegung bemerkt der Autor einer Tageszeitung wahrscheinlich mit Recht, dass es halt neue Adventsymbole gibt, während hergebrachte nicht mehr so deutlich wahrgenommen werden können. Er nennt dann das Punsch-Standl: als Ort von Einkehr, Gespräch, Zusammensein. Adventliche Stimmung macht sich da breit.

Kultur des "Zusammen-Stehens"

Wenn ich es so sagen darf: hier rundet sich die Welt. In der Abendstimmung kommen Wege, die tagsüber ihren eigenen Lauf haben, zusammen. „Zusammenstehen“ hat ja in unserer Sprache eine sehr schöne Doppelbedeutung: mögen viele, die am „Standl“ zusammen stehen, es auch im Leben tun! Trotzdem kann ich mich für diese Wandlung des Advents nicht erwärmen.

Wir leben in einer Welt, die Stille und Schmerzliches – wenn es nur möglich ist – an den Rand schiebt. Und Stille ja auch deshalb, weil in ihr das erwachen kann, was in uns arbeitet und oft auch an uns nagt. Der Advent war ursprünglich eine herbe Zeit, kirchlich sogar eine “Fastenzeit“. Es ging um ein inneres Mit-Spüren der Dunkelheiten unserer Welt. Das Un-Runde hatte seinen Platz und damit verbunden das sehnsüchtige Gebet: Gott, komm mit deinem Heil und bring uns Licht und Leben. In der Nacht brachen Menschen zur Rorate auf – um die Himmel zu bitten, dass sie Heil herabregnen.

Süßes wurde für Weihnachten vorbereitet – aber noch nicht verzehrt. Es gab damals niemanden, der zu Weihnachten sagen musste: „Ich kann keine Keks mehr anschauen!“ Denn Advent war „Warte-Zeit“, Zeit des Ausschau-Haltens, nicht Zeit des Abrundens.

Sehnsüchtiges Seufzen nach Licht und Erleuchtung

Im Römerbrief Kapitel 8 spricht Paulus davon, dass die ganze Welt „seufzt und in Geburtswehen liegt“. Dieses Seufzen, so Paulus, ist auch mitten in uns – und der Geist Gottes greift dieses Seufzen auf, macht daraus ein Gebet. Deutlicher kann man nicht sagen, was adventliches Beten war: so, wie es im kirchlichen Stundengebet besonders zum Ausdruck kam. In diesem Seufzen und Rufen hatte der Schmerz der ganzen Welt einen Platz. Da durfte er sein und sich nach dem Licht sehnen. In der „stillen Zeit“ ließen sich Menschen ein auf dieses innere Ausschauen und Warten. Nicht das Runde, sondern das Schmerzliche hatte dann seinen Raum und seine Stunde.

Mir scheint: dem Menschen und der Welt war das durchaus angemessen. Und unsere Neigung, aus jeder Jahreszeit eine Zeit des Feierns und des „Runden“ zu machen, tut dem Leben eigentlich Gewalt an. Ich würde uns wünschen, dass wir auf jeweils passende Weise diese Seite des Advents wiedergewinnen: das Dunkel der Welt nicht verleugnen, sondern in Hoffnung zu Gott hin öffnen.

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