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Trost

Geistlicher Impuls zum 2. Advent von Alexandra Gfreiner

Trost durch Anwesenheit und Berühung (Foto: Grafik-Pixabay-paligraficas / bearb. KHK)
Trost durch Anwesenheit und Berühung (Foto: Grafik-Pixabay-paligraficas / bearb. KHK)

Der Duft von Süßem, Keksen, Tannen, die Lichter und Dekorationen der Christkindlmärkte schmeicheln unseren Sinnen. Gewürze wie Zimt, Kardamom, Nelken streicheln die Seele – ihre Aromen wirken nachweislich positiv auf die Psyche. Die adventliche Atmosphäre hat etwas Einhüllendes, Tröstliches.

In unserer Kultur und unserem heutigen Verständnis bedeutet Trösten in etwa Anteilnahme, gut zureden. Im biblisch-hebräischen Sprachgebrauch meint zu Herzen reden ein Ähnliches wie Trösten. Das Herz ist dabei nicht (nur) emotionales Zentrum, sondern meint die Ganzheitlichkeit des Menschen: Denken, Willen, die entscheidende Kraft für das Tun.

Trösten setzt Trostlosigkeit voraus, eine Situation, die einen Menschen bedrückt und fast erstickt, erstarren lässt, das Herz abschnürt, weil er etwas verloren hat: die Gesundheit, einen geliebten Menschen, die Arbeit, das Zuhause. Das Volk Israel hat mit dem Exil die Heimat und den Tempel und damit vor allem ihre religiöse Integrität und Würde verloren.

Aber ich, hier im 21. Jhdt. im friedlichen und (mehr oder weniger) zufriedenen Österreich - bin ich mir dessen bewusst, dass ich Trost brauche? Und kann ich ihn dann auch annehmen?

Trost kann ich erst annehmen, wenn ich mir meines Leidens, meiner Bedürftigkeit bewusst bin und sie anerkenne. Johannes und die Menschen, die ihn aufsuchen gehen in die Wüste. Das ist der Ort der Begegnung mit den Dämonen, den Ausgestoßenen, sie ist Sinnbild der Konfrontation mit meinen dunklen Seiten und meiner Bedürftigkeit. Und damit der Raum für Gottesbegegnung: wo ich bedürftig bin, kann Gott tröstend ankommen. ER spricht das Verzweifelte und Bedrängte an, um zu lösen und zu wärmen.

Trost ist eine ganzheitliche Erfahrung: durch Anwesenheit, Berührung, Worte, Düfte… geraten Sinne, Fühlen, Denken und Tun in Bewegung, findet das Leben neuen Zugang: ein Weg durch die Wüste, eine ebene Straße durch die Steppe.

Trost führt ins Leben.

Alexandra Gfreiner (Foto: privat)
Alexandra Gfreiner (Foto: Gfreiner)

Mag.a Alexandra Gfreiner ist Krankenhausseelsorgerin und Ausbildungsbegleiterin der Theologie Studierenden der Diözese Gurk, sie ist ehrenamtlich in der Pfarre St. Nikolai/Villach tätig.

Kontakt: alexandra.gfreiner@kath-kirche-kaernten.at

Die 1. Lesung am 2. Adventsonntag ist aus dem Buch Jesaja (Jes 40, 1–5.9–11)

1 Tröstet, tröstet mein Volk,
spricht euer Gott.
2 Redet Jerusalem zu Herzen
und ruft ihr zu,
dass sie vollendet hat ihren Frondienst,
dass gesühnt ist ihre Schuld,
dass sie empfangen hat aus der Hand des Herrn Doppeltes
für all ihre Sünden!
3 Eine Stimme ruft:
In der Wüste bahnt den Weg des Herrn,
ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!
4 Jedes Tal soll sich heben,
jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist, soll gerade werden,
und was hüglig ist, werde eben.
5 Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn,
alles Fleisch wird sie sehen.
Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.
9 Steig auf einen hohen Berg,
Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme mit Macht,
Jerusalem, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!
Sag den Städten in Juda:
Siehe, da ist euer Gott.
10 Siehe, Gott, der Herr, kommt mit Macht,
er herrscht mit starkem Arm.
Siehe, sein Lohn ist mit ihm
und sein Ertrag geht vor ihm her.
11 Wie ein Hirt weidet er seine Herde,
auf seinem Arm sammelt er die Lämmer,
an seiner Brust trägt er sie,
die Mutterschafe führt er behutsam.