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Internetredaktion der Diözese Gurk

Svobodni! Befreit!

Fest dem Widerstand/Praznujmo upor am Klagenfurter Domplatz begann mit einer ökumenischen Andacht in der Domkirche

Unter dem Motto „Svobodni! Befreit! Ein Fest dem Widerstand/Praznujmo upor“ auf dem Domplatz in Klagenfurt trat am Freitag, dem 9. Juli 2021, die Initative Initative „Koroška/Kärnten gemeinsam erinnern/skupno ohranimo spomin“ des Vereins Memorial Kärnten/ Koroška an die Öffentlichkeit. Die Aktivitäten starteten mit einer ökumenische Andacht im Dom zu Klagenfurt, die von Diözesanbischof Dr. Josef Marketz und Superintendent Mag. Manfred Sauer geleitet wurde.

Ökumenische Andacht mit Bischof Marketz und Superintendent Sauer als Auftakt

Diözesanbischof Dr. Josef Marketz erinnert an jene die Widerstand geleistet haben und wie die Kraft des Glaubens und Gottvertrauens auch heute zur Freiheit führt: „Die Erinnerung an das Unrecht der Vergangenheit und das menschenverachtende Erbe der NS-Zeit ist für die Gestaltung der Gegenwart von enormer Bedeutung. Als katholische Kirche wollen wir uns mit allen Menschen guten Willens gemeinsam gegen das Vergessen aussprechen, damit sich die Verbrechen der Vergangenheit nicht wiederholen. Eine umfassende Erinnerungskultur nimmt alle Menschen und auch alle Dimensionen des Lebens in den Blick. Menschen, deren Leben durch Gewalt und Krieg bedroht war und wird, gilt dabei unsere besondere Aufmerksamkeit. Wir denken an jene, die gegen die Gewaltherrschaft Widerstand geleistet haben – darunter waren auch katholische Priester und Laien aus Kärnten - und sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden eingesetzt haben und an jene, die es heute tun. Der Glaube war und ist dabei für viele Menschen auch einer der wichtigsten Anker. Im Erinnern an die Zeiten des Krieges und der Befreiung soll diese Dimension des Lebens ins Licht gehoben werden. Viele Menschen sind an ihrer „Hilflosigkeit gegenüber den Hochmütigen“ (vgl. Buch Jesus Sirach 51,10) nicht verzweifelt und sind aktiv geworden. Aus dem Vertrauen, dass Gott in Tagen der Bedrängnis den Menschen nicht alleine lässt und zur Freiheit führen wird, erwächst die Kraft für den Einsatz für ein Leben in Würde - gestern und heute.“

Stehen und Widerstehen -– Aus dem Versagen der Evangelischen Kirche lernen

Superintendent Manfred Sauer zitiert in seiner Ansprache den slowenischen Reformator Primus Truber, „Stehen und Widerstehen - Stati in obstati“. Er ruft alle auf, rechtzeitig aufzustehen und Widerstand zu leisten: „In der Nachfolge Jesu braucht es immer wieder Mut und Zivilcourage gegen autoritäre, fundamentalistische und faschistische Tendenzen in der Gesellschaft rechtzeitig aufzustehen und Widerstand zu leisten. In der Zeit des Nationalsozialismus hat auch die Evangelische Kirche großteils versagt, geschwiegen und weggeschaut. Die verheerenden Folgen dieses Versagens, Zauderns und Mitläufertums sind bekannt. Deshalb müssen wir uns immer wieder an dieses dunkle und katastrophale Kapitel in unserer Geschichte erinnern, um daraus zu lernen, um die Zeichen der Zeit rechtzeitig zu erkennen und gemeinsam im Vertrauen auf Jesus Christus für menschliche Würde, Freiheit und Vielfalt einzutreten und den Anfängen zu wehren. Gemeinsam schaffen wir das auch – mit Gottes Hilfe!“

„Fest dem Widerstand/Praznujmo upor“ am Klagenfurter Domplatz

Nach der Andacht im Dom wurde auf dem Domplatz gefeiert - mit Musik, künstlerischen Interventionen und Reden. Dabei wurde auf mehreren Ebenen die vielfache historische Belastung des Domplatzes aufgezeigt und die beschränkte Perspektive, für die das bestehende Denkmal steht, in einen größeren Kontext der historischen Ereignisse gestellt. Während der Kundgebung rahmten viele Tische den Domplatz, auf denen sich verschiedene gesellschaftspolitische, feministische und antifaschistische Initiativen, Gedenk- und Erinnerungsinitiativen ihre Arbeit vorstellten und mit den Besucher*innen ins Gespräch kamen.

Geschichte Kärntens bleibt ohne die Geschichte von Koroška Stückwerk und voller Leerstellen

Elisabeth Klatzer, Mitinitiatorin der Initiative, zur Motivation: „Die Zeit ist reif, die ganze Geschichte zu erzählen – die Geschichte von Koroška/Kärnten. Und zu fragen, was uns diese Geschichte für die Zukunft erzählt. Mit der Kundgebung ‚Svobodni! Befreit! Ein Fest dem Widerstand/Praznujmo upor‘, die ursprünglich im Mai am Jahrestag der Befreiung vom Naziregime geplant war und aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurde, will die Initiative den Widerstand feiern: „Wir feiern all die widerständigen Menschen in Koroška/Kärnten, all die Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens das Ende des Krieges ermöglicht und Kärnten/Koroška die Freiheit wiedergegeben haben.“ „Die Geschichte Kärntens bleibt ohne die Geschichte von Koroška Stückwerk und voller Leerstellen. Diese Leere wird mit Leben gefüllt.“, so Klatzer weiter. Der Bogen in die Gegenwart ist wichtig: „Unsere Initiative vereint viele Menschen in dem Anliegen, den Domplatz ins Zentrum einer erweiterten Erinnerung in Kärnten/Koroška zu rücken. Neu erinnern, ganz erinnern, gemeinsam erinnern. Das weist den Weg in eine lebendige und friedliche, gemeinsame und gerechte Zukunft.“

Nadja Danglmaier, ebenfalls Mitinitiatorin der Initiative und Vorstandsmitglied des Vereins Memorial Kärnten/Koroška, der diese Initiative trägt, betonte die Zukunftspläne: „Das Fest wird jährlich stattfinden und ist der Startpunkt dafür, den Domplatz zu einem Ort des Erinnerns und der Begegnung zu machen, an dem auch eine Erzählung Platz findet, in der historischer Widerstand und gegenwärtiges zivilgesellschaftliches Handeln für Menschenrechte, Demokratie und soziale Gerechtigkeit eine positive Bedeutung erhalten. Dieser erweiterte Blick auf die Geschichte soll Mut machen, gegen Ungerechtigkeit und für Benachteiligte in der Gegenwart einzustehen und dazu beitragen, Ausgrenzung frühzeitig zu erkennen und aktiv dagegen zu wirken.“

Mehr über die Initiative finden Sie hier: https://www.memorial-mkk.at/