Organisation

Internetredaktion der Diözese Gurk

Papst ruft in Sarajevo zum Frieden auf: “Nie wieder Krieg”

Gottesdienst mit 65.000 Menschen im Koševo-Stadion - Franziskus beklagt zahlreiche bewaffnete Konflikte in aller Welt: Eine "Art dritter Weltkrieg, der stückweise geführt" wird

Papst Franziskus hat in Sarajevo zum Einsatz für den Frieden in der Welt aufgerufen. Aus der im Bosnien-Krieg leidgeprüften Stadt erhebe sich der "Schrei des Volkes Gottes und aller Männer und Frauen guten Willens: Nie wieder Krieg", sagte er am Samstag, dem 6. Juni 2015 während eines Gottesdienstes mit 65.000 Menschen im Koševo-Stadion der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas. Krieg bedeute Kinder, Frauen und alte Leute in Flüchtlingslagern, Vertreibungen sowie zerstörte Häuser und Fabriken, so Franziskus in seiner Predigt. Vor allem aber bedeute er "so viele zerbrochene Leben". In Sarajevo sei diese Erfahrung besonders präsent.

„Dritter Weltkrieg - stückweise geführt“

Die zahlreichen bewaffneten Konflikte der Gegenwart seien eine "Art dritter Weltkrieg, der stückweise geführt" werde, sagte der Papst weiter. Er beklagte zudem ein "Klima des Krieges", das in die "globale Kommunikation" eingekehrt sei. Christen müssten sich dieser Entwicklung entgegenstellen und als Friedenstifter wirken. Frieden sei der "Traum Gottes" und dessen "Plan für die Menschheit", führte der Papst aus. Gottes Friedensplan stoße jedoch immer auf Widerstand "von Seiten des Menschen oder von Seiten des Bösen", erinnerte Franziskus an die vielen Kriege in aller Welt. Ausdrücklich verurteilte er all jene, die einen Zusammenstoß zwischen Kulturen und Zivilisationen bewusst schürten oder mit Kriegen spekulierten, um Waffen zu verkaufen.

"Selig, die Frieden stiften"

Weiters sagte der Papst, der Aufruf Jesu Christi "Selig, die Frieden stiften" sei auch heute von unverminderter Aktualität. Dieser dürfe allerdings nicht nur gepredigt, sondern müsse auch "hergestellt" werden. "Jesus sagt nicht: 'Selig, die Frieden predigen'; denn alle sind fähig, ihn zu verkünden, auch in scheinheiliger oder sogar lügnerischer Weise. Nein. Er sagt: 'Selig, die Frieden stiften'", betonte Franziskus in seiner Predigt. Frieden im Alltag herzustellen sei eine "handwerkliche" Tätigkeit, die Leidenschaft, Geduld, Erfahrung und Ausdauer erfordere.
Voraussetzung für allen Frieden sei Gerechtigkeit, so der Papst weiter. Hierbei gehe es nicht um eine "vorgetragene, theoretisch durchgespielte, geplante Gerechtigkeit, sondern um ein praktizierte und gelebte Gerechtigkeit, hob Franziskus hervor: "Und das Neue Testament lehrt uns, dass die vollkommene Erfüllung der Gerechtigkeit darin besteht, den Nächsten zu lieben wie sich selbst."

Gespräch mit Jugendlichen: "Nie Mauern bauen, immer nur Brücken!"

Der Gottesdienst im Koševo-Stadion bildete den Höhepunkt des Tagesbesuchs von Franziskus in Sarajevo. An der Messe nahm auch der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics teil. Er vertrat die Österreichische Bischofskonferenz als deren Zuständiger für Europafragen. Prof. Mag. Kurt Haber nahm als Delegat von Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz an der Feier teil. Als Koordinator der Kärntner Diözesanpartnerschaft mit Sarajevo nutze Haber die Gelegenheit, um die Beziehungen mit den Projektpartnern zu vertiefen. Besonders beeindruckt zeigte sich Haber von der päpstlichen Begegnung mit der Jugend in einer Sporthalle, bei der Papst Franziskus - wie so oft - das Manuskript zur Seite legte, um auf Fragen der Jugendlichen zu antworten.
Franziskus sagte dabei den Jugendlichen, sie seien die erste Generation seit langem, die in Bosnien ohne Krieg aufwachse. "Ich sehe, dass ihr keine Zerstörungen wollt - das ist etwas Großartiges! Ob du Muslim, Jude, Orthodoxer, Katholik bist - wir gehören zusammen, und wir wollen den Frieden! Das ist eine Erfahrung eurer Generation. Ihr habt eine große Berufung: Nie Mauern bauen, immer nur Brücken!"

Zuvor hatte Franziskus in einer Rede vor Regierungsvertretern und Politikern des Landes am Sitz des Staatspräsidiums zur Versöhnung zwischen Bosniern, Serben und Kroaten aufgerufen. Den Weg vom Staatspräsidium zum Stadion durch die Innenstadt von Sarajevo legte er im offenen Papamobil zurück. An den Straßenrändern hatten sich nur vereinzelt Schaulustige versammelt. 80 Prozent der rund 900.000 Einwohner Sarajevos sind Muslime.

Textmodule: Kathpress.at
Fotos: K. Haber