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Internetredaktion der Diözese Gurk

Mehr Zusammenarbeit zwischen Laien und Priestern

Bischof Josef Marketz nimmt in ORF-Sendungen zu seinen pastoralen Vorstellungen, dem Zölibat, den Kirchenfinanzen und seine Beziehung zu seinem Vorgänger Alois Schwarz Stellung

Foto: ORF-Kärnten
Foto: ORF-Kärnten

Kärnten, 04.02.2020 (KAP) Der neue Kärntner Bischof Josef Marketz will über eine Freistellung des priesterlichen Zölibats mit diskutieren und künftig die Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien verbessern. Er sieht die Diözese Gurk finanziell gut aufgestellt. Das hat der 66. Gurker Bischof am Montagabend zunächst in der TV-Sendung "Kärnten heute" und danach in der ORF 2 Radio Kärnten-Sendung "Streitkultur" dargelegt. Bei letzterer stellte sich Marketz live Fragen von Hörern.

Es gehe ihm nicht um die Abschaffung des Zölibats, stellte Marketz in "Kärnten heute" klar; er wolle aber über eine Freistellung diskutieren. Wörtlich sagte der Bischof: "Es sind so viele Priester in Kärnten, die den Zölibat als Lebensperspektive haben, auch ich. Es haben mich viele angesprochen und gefragt, dürfen wir das nicht mehr? Ich denke, der Zölibat bringt auch Probleme mit sich, es würde mehr Priesterberufungen und weniger Einsamkeit unter Priestern geben. Auch alte Priester würden es leichter haben." Er wünsche sich hier eine Lockerung und Gespräche.

Auf den Priestermangel angesprochen meinte der vormalige Kärntner Caritasdirektor, dass in Zukunft die Laien eine noch wichtigere Rolle spielen müssten. Sorge bereite ihm jedoch, dass Laien und Priester oft parallel arbeiten, man müsse sich besser verschränken und stärker zusammenarbeiten, plädierte der Bischof.

Ära Schwarz: Vergangenes aufarbeiten

Zur Aufarbeitung der Ära seines Vorgängers Alois Schwarz sagte Marketz, die Ergebnisse der Untersuchungen seien abzuwarten. Aus dem Bericht des Apostolischen Administrators Erzbischof Franz Lackner, der dem Vatikan vorliege, habe er aber bereits seine Schlüsse gezogen: "Es darf so etwas in dieser Form nicht passieren. Ich kann alle nur einladen, auch die Mitarbeiter, wenn sie bemerken, dass ich willkürlich mit Dingen umgehe, dass sie mich in die Schranken weisen." Das Vergangene müsse aufgearbeitet werden, was noch Zeit brauche. Zugleich gelte es aber, in die Zukunft zu sehen.

Noch warte man auf eine Antwort aus Rom auf den Prüfbericht, so der am Sonntag zum Bischof geweihte Marketz. Er werde darauf jedenfalls drängen und betonte zugleich, dass sich Bischof Schwarz für Fehler bereits mehrmals entschuldigt habe. Letztlich müsse es zur Versöhnung kommen, so Marketz und er wolle künftig auch ein gutes Auskommen mit dem nunmehrigen St. Pöltner Bischof haben.

Kirche auch ein Wirtschaftsbetrieb

Auf die Finanzen der Diözese angesprochen meinte Marketz, dass man grundsätzlich gut aufgestellt sei. Er sei auch persönlich ein sparsamer Mensch und er denke, dass die Diözese für die nächsten Jahre wirtschaftlich sicher gut aufgestellt sei. Was das Bistum Gurk (Mensalgut des Bischofs) betrifft, sprach sich der Bischof für einen sorgsamen Umgang mit den Mittel aus, der dem Sinn der Stiftung durch die Hl. Hemma im 11. Jahrhundert gerecht werde. So müsse das Geld etwa auch in die Seelsorge bzw. soziale Projekte fließen. Eine Statutenänderung, wonach nicht mehr der Bischof alleine bestimmt, sei bereits erfolgt.

Ganz generell müsse man dazu stehen, dass die Kirche ein großer Wirtschaftsbetrieb sei und der Bischof demgemäß eine Art Manager. Es gelte, diesen Betrieb mit großer Verantwortung und Kompetenz sparsam zu führen, so Marketz.

Zur Frage, wie er die vielen aus der Kirche Ausgetretenen wieder zurückholen möchte, sprach sich der Bischof einmal mehr für eine Kirche aus, in der für jeden Platz sein muss: "Jeder soll menschlich aufgenommen werden und Teil einer Gemeinschaft sein, die im Glauben jedem Menschen eine Perspektive gibt, vor allem auch in dunklen Zeiten des Lebens".

Ein politischer Mensch

Als politischer Mensch werde er sich auch künftig gesellschaftspolitisch zu Wort melden, über die Medien aber auch im direkten Gespräch mit den politisch Verantwortlichen, sagte der Bischof. Er schlug u.a. vor, dem Mangel beim Pflegepersonal durch Ausbildung von Einwanderern zu begegnen: "Meine große Liebe gilt den Menschen am Rand der Gesellschaft. In so einem wohlhabenden Land wie Kärnten muss jeder ein würdevolles Leben führen können."

Der Bischof erhielt in der Radiosendung sehr viel Zuspruch für sein neues Amt, verbunden mit zahlreichen Einladungen zu Gottesdiensten und sonstigen Veranstaltungen. Auch Anliegen, wie mehr slowenischsprachige Teile in der Messe oder die Unterstützung von größeren Bauvorhaben wurden an den Bischof herangetragen, der so einen Vorgeschmack auf anstehende Herausforderungen bekam.

Zum Thema Frau in der Kirche sprach sich Marketz zum einen dafür aus, alle derzeit bestehenden Möglichkeiten in der Kirche auszuschöpfen. Über das Frauenpriestertum müsse man darüber hinaus zumindest diskutieren dürfen. Grundsätzlich hielt Marketz fest: "Wir dürfen in der Kirche schon auch mit dem Wirken des Heiligen Geistes rechnen." Das stimme ihn zuversichtlich.