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Internetredaktion der Diözese Gurk

„Macht eure Herzen stark!“ (Jak 5,8b)

Geistlicher Impuls zum 3. Advent von Diakon Gerhard Gfreiner

Foto: Unsplash by Kelly Sikkema
Foto: Unsplash by Kelly Sikkema

Was bedeutet es „stark“ zu sein? Stärke wird nicht selten als „männliche“ Tugend gesehen, die mit Gewalt oder Macht der Durchsetzung des eigenen Willens dient. Manche Menschen verwenden viel Zeit und Geld zur Bildung und zum Aufbau der Stärke ihres Körpers. Was bedeutet aber „stark“ in Verbindung mit dem Herzen? Es gibt „Bodybuilding“, doch gibt es auch „Herzensbildung“? „Macht eure Herzen stark“, schreibt der Jakobusbrief. Wörtlich steht hier: „Befestigt euer Herz“, die Frage ist jedoch: woran?

Machtlosigkeit ist nicht gleich Schwäche

Die Bibelstellen des Sonntags sprechen von der blühenden Wüste und von der Geduld des Bauern, der die Frucht der Erde nicht aus eigenem Vermögen zum Wachsen bringen kann. Vor unsere Augen wird Johannes gestellt, ein „wilder“ Mann in der Wüste, jedoch ohne jede männliche Gewalttätigkeit. Kein gutgekleideter Mann der Königspaläste, kein schwankendes Schilfrohr, sondern ein Prophet. Was in diesem Mann ist Männlichkeit, wenn die Präsentation von Macht, Gewalt und Muskeln fehlt? Seine Machtlosigkeit ist nicht gleichbedeutend mit Schwäche. Denn es gibt sie, die Stärke ohne der Macht. In der Krippe, im Kreuz und im Altar sieht der Hl. Franziskus Zeichen der Demut Gottes, der sich niederbeugt und der in der äußersten Machtlosigkeit dem Menschen die wahre Stärke des Herzens zeigen möchte.

Sehend und hörend werden für das Kleine

Die Begegnung mit Jesus hat zur Folge: „Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören.“ Uns mit der Machtlosigkeit Gottes zu bekleiden bedeutet, sehend, hörend zu werden für das Kleine in der eigenen Seele, für das Niedergebeugte in der Welt. Es der Königsweg zum Wesen Gottes. Weihnachten bedeutet die Begegnung mit dem Menschen, der Gott in unserem Herzen werden will.

Foto: Gfreiner
Foto: Gfreiner

Diakon Prof. Mag. Gerhard Gfreiner ist Religionslehrer und Ausbildungsleiter für Ständige Diakone in der Diözese Gurk. Er arbeitet ehrenamtlich als Diakon in der Villacher Pfarre St. Nikolai.


KONTAKT: gerhard.gfreiner@kath-kirche-kaernten.at