Organisation

Internetredaktion der Diözese Gurk

Benediktinermönche schicken ihren Schatz auf Reise

St. Pauler Ausstellung "Der Schatz der Mönche" wird an Museen im In- und Ausland vermietet

Benediktinerstift St. Paul/Lavanttal erstellte mit seinen hochkarätigen Kulturgütern eine komplette Ausstellung "Der Schatz der Mönche", die nun an Museen im In- und Ausland vermietet wird.

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Das Adelheid-Kreuz - 11./12. Jahrhundert - (Foto: Stift St. Paul im Lavanttal)

Klagenfurt, 16.03.2021 (KAP) Auch für Österreichs Stifte und Klöster stellt die Corona-Pandemie eine enorme wirtschaftliche Herausforderung dar: Beispielsweise fehlen durch den Wegfall von Besuchern in den Stiftsmuseen wichtige Einnahmen, mit denen bisher die täglichen Ausgaben zum Erhalt von Kulturgütern finanziert wurden. Einen kreativen und zukunftsweisenden Ausweg hat das mit Klosterschätzen reich begüterte Kärntner Stift St. Paul im Lavanttal gefunden: Eine hochkarätige komplette Ausstellung wurde zusammengestellt, die nun auf Reisen geht, von Museen im In- und Ausland gemietet werden kann und für diese eine erschwingliche Option darstellt, berichtete der kunstverständige Ordensmann P. Gerfried Sitar am Montag beim Online-Vernetzungstreffen der kirchlichen Kulturgüter-Beauftragten.

St. Paul ist mit einer geradezu überdimensionalen Kunstsammlung gesegnet: Das Benediktinerstift beherbergt jene Schätze, welche Mönche des einst zu den österreichischen Vorlanden gehörenden Klosters St. Blasien im Schwarzwald bei dessen Auflösung 1806 sowie aus dem rund zwei Jahrzehnte davor ebenfalls aufgelassenen oberösterreichischem Spital/Pyhrn mitbrachten. Im großen Museumsbereich des Stiftes finden Besucher mittelalterliche Goldschmiedearbeiten und Textilien, Kostbares aus Renaissance und Barock, eine der bedeutendsten Handschriftensammlungen der Welt, eine 30.000-teilige Grafiksammlung sowie einen Streifzug durch Europas Kunstgeschichte mit Gemälden u.a. von Rubens, Van Dyck, Holbein und Kremser Schmidt.

Schon bisher widmete sich St. Paul eingehend der Aufbereitung und Inszenierung seiner Schätze: Mit den Einnahmen der Besichtigungen werden die ständig nötigen Restaurierungen finanziert und das kostbare Kulturgut somit für die nachfolgenden Generationen erhalten. Dazu sehe sich das Kloster moralisch verpflichtet, bemerkte Sitar, verfolge einen Bildungsauftrag und vermittle auch die eigene Spiritualität. Mit der Corona-Pandemie sei die Zeit gekommen, mit den Kunstschätzen ein breiteres Publikum auch jenseits der eigenen Klostermauern zu erreichen und somit "missionarisch tätig zu sein", sagte der Bendiktinermönch, der auch Kunsthistoriker ist. Konkret wagte man es, die eigenen Kostbarkeiten als komplette Ausstellung auf Reisen zu schicken - "genauso wie die Schätze einst auf Reisen zu uns gekommen sind".

Mit Austausch und Verleihung von Kunstobjekten hatte das Stift schon zuvor sehr positive Erfahrung gemacht. Nach geglückter Zusammenarbeit mit dem Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen, das sich im Zuge des deutschen Katholikentages 2012 mit der Klösterkultur beschäftigte, entwickelten sich Partnerschaften mit mehreren weiteren Museen. Das nunmehr gestartete Projekt der Reiseausstellung wolle man in St. Paul "über kurz oder lang etablieren", kündigte Sitar an. Im Kloster gebe es dafür viel Rückhalt: Anfängliche Bedenken einiger, durch das kulturelle Standbein komme die Spiritualität zu kurz, hätten sich nicht bewahrheitet. "Spiritualität ist notwendig, um ein Kloster am Leben zu erhalten. Das Ererbte darf man aber für sich arbeiten lassen, um daraus Nutzen zu ziehen", so der Standpunkt des Ordensmannes.

Seit Dezember ist die Wanderausstellung aus St. Paul unter dem Titel "Der Schatz der Mönche" in regionaler Nähe des Ursprungsorts der gezeigten Schätze im städtischen Augustinermuseum von Freiburg im Breisgau zu sehen - aus Anlass des 300. Todestag des Fürstabts Martin Gerbert, unter dem St. Blasien seine Hochblüte erlebte. "Die Pandemie bringt die Herausforderung mit sich, dass wir stärker als zuvor rittern müssen um die Besucher, die sich sonst in die Komfortzone zurückziehen. Wir wollen aber unbedingt Geschichte lebendig halten, hinausgehen und zeigen, was wir leben und tun - auch, um das Gestern im Heute für das Morgen neu zu buchstabieren", so der Benediktinermönch Sitar über die Initiative.

Ein Bericht von kathpress.at