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Ausstellung zum 300. Geburtstag von Fürstabt Martin Gerbert

Benediktinerstift St. Paul erinnert an bedeutenden Abt des Schwarzwaldklosters St. Blasien, der als Kirchenmann, Musiktheoretiker und Politstratege das 18. Jahrhundert im deutschen Sprachraum prägte

Klagenfurt, 04.07.2020 (KAP) - "Lichtgestalt und Schattenwelt", so lautet der Titel einer Ausstellung im Kärntner Benediktinerstift St. Paul über 300 Jahre Fürstabt Martin II. Gerbert (1720-1793). Als Fürstabt der bedeutenden deutschen Abtei St. Blasien im Schwarzwald gilt er als Lichtgestalt des 18. Jahrhunderts. Er war nicht nur Theologe, sondern Historiker, Musiker und Diplomat und führte mit viel Geschick ein souveränes Fürstentum. Die Ausstellung wurde am letzten Wochenende eröffnet und kann noch bis 26. Oktober von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr besucht werden.

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Fürstabt Martin II. Gerbert (Foto: Stift St. Paul)

"Kaiserin Maria Theresia schätzte Gerbert als Berater und die Päpste seine theologische Kompetenz", heißt es in der Ausstellungsbeschreibung. "Mit den Großen seiner Zeit stand er in regem Briefwechsel und genoss allgemeine Anerkennung. Zahlreiche Kompositionen zeugen von seiner musikalischen Virtuosität." Neben zahlreichen historischen Schriften verfasste der am 11. August 1720 geborene spätere Fürstabt einen Leitfaden zur Regentschaft kleiner Fürstentümer, erließ eine Kleiderordnung für seine Untertanen, gründete eine Sparkasse und ein Krankenhaus sowie eine Sozialkasse zur Versorgung der Armen und eine Brauerei.

Als Fürstabt hinterließ er ein bedeutendes bauliches Erbe: Nach dem Großbrand seines Stiftes und dessen völliger Vernichtung im Jahr 1768 ließ er dieses nach modernsten Plänen wiederaufbauen und setzte vor allem mit der gewaltigen Kuppelkirche ein Denkmal der Architektur des Klassizismus. Seine bedeutende Kunstsammlung und seine umfassende Bibliothek genossen Weltruhm.

Am Ende seines Lebens war Europa aus den Fugen geraten. Die Revolution in Frankreich, die zunehmende Säkularisation und drohende politische Umbrüche machten auch vor dem Schwarzwald nicht Halt. Das diplomatische Geschick Gerberts schaffte dennoch Stabilität. Erst Jahre nach seinem Tod wurde die Abtei aufgelöst und 1809 zog sein zweiter Nachfolger mit den Mönchen, dem beeindruckenden Klosterschatz und den Gebeinen der ersten Habsburger nach Kärnten, um in St. Paul neu zu beginnen. Heute wird dort der große Nachlass Gerberts verwaltet. "Vieles, bislang noch Unbekanntes, skizziert das Leben eines Mannes, der hineingestellt war zwischen den barocken Prunk und dessen Lebensfreude und das Wanken Europas am Ende dieser glanzvollen Epoche", heißt es auf der Internetseite von Stift St. Paul im Lavanttal.