Pfarre

Katholische Hochschulgemeinde

Thomasmesse - Wer klopfet an?

 (© Foto: Pamina Klimbacher & Ferdinand Neumüller)
(© Foto: Pamina Klimbacher & Ferdinand Neumüller)

Bei der Thomasmesse am 20. Dezember zum Thema „Von der politischen zur spirituellen Dimension der Herbergssuche“ führten Magdalena Kuchling und Stefan Gfrerrer in die weihnachtliche Stille. Es wurden Texte aus der Bibel, den Upanishaden, der islamischen Mystik und aus der jüdischen und christlichen Tradition von Bernadette Grabner und Franz Pipp vorgelesen.

Hier die Texte zum Nachlesen:

Aus der Offenbarung des Johannes

Off 3,20 Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit Ihm und er mit mir

 

Aus der chassidisch-jüdischen Tradition

“Wo wohnt Gott?”

Mit dieser Frage überraschte der Rabbi einige gelehrte Männer, die bei ihm zu Gast waren. Sie lachten über ihn: “Wie redet ihr! Ist doch die Welt seiner Herrlichkeit voll!”

Er aber beantwortete die eigene Frage: “Gott wohnt, wo man ihn einlässt.”

 

 Aus den Upanishaden

Wo es keine Finsternis gibt, weder Tag noch Nacht,

weder Sein noch Nichtsein, da ist Shiva der Alleinige.

Er ist der Unvergängliche, „der ersehnte Glanz…“

Aus ihm strömte die uralte Weisheit. (18)

 

Niemand hat ihn erfasst,

weder in der Höhe noch Breite noch in der Mitte.

Es gibt kein Bild von Ihm –

sein Name ist „große Herrlichkeit!“ (19)

 

Seine Gestalt ist nicht sichtbar,

keiner kann Ihn mit dem Auge erblicken.

Die Ihn mit dem Herzen und mit dem Geist

als den im Herzen wohnenden erkennen –

sie werden unsterblich! (20)

 

Schvetaschvatara IV, 18-20

 

TERESA VON AVILA

Gott spricht:

O Seele, suche dich in Mir,

und, Seele, suche Mich in dir.

Du bist Mein Haus und Meine Bleibe,

bist Meine Heimat für und für;

Ich klopfe stets an deine Tür,

Und meinst du, Ich sei fern von hier,

dann ruf Mich, und du wirst erfassen,

dass Ich dich keinen Schritt verlassen:

und, Seele, suche Mich in dir.

 

Zwei Hafiz Texte aus dem Buch „Das Kloster jenseits der Zeit“

JETZT HAB ICH DICH

Gott

Spielt

In tausend Verkleidungen

Fangen mit dir.

Er hat dich geküsst und gesagt:

«Jetzt hab ich dich –

Jetzt hab ich dich endlich!«

Nun

Spielt es keine Rolle mehr,

Was du glaubst oder fühlst,

Denn ein Wunder,

Ein Wunder ersten Ranges,

Wird eines Tages

Geschehen.

 

DIE GANZE SCHÖPFUNG NÄHREN

Der Strom meiner Liebe

Ist so angestiegen,

Dass ich dich überflute.

Schließ deine Augen eine Weile,

Vielleicht vergehen so

All deine Ängste und Einbildungen.

 

Dann würde Gott ein kleines Kind

In deinen Armen,

Und du müsstest

Die ganze Schöpfung nähren!

 

 Wilhelm Bruners

wenn gott zu besuch kommt

meldet sie sich nicht

beim einwohnermeldeamt

füllt er keinen fragebogen aus

zeigt sie keinen ausweis

er bleibt anonym

damit wir vor ihm

nicht erschrecken oder

in die knie gehen

sondern bei der arbeit bleiben

der täglichen

uns nicht stören lassen

beim betten der kranken

dem füttern der gelähmten

dem umarmen der kinder

wenn gott zu besuch kommt

kniet sie vor uns nieder

in hilfloser gestalt