Pfarre

Katholische Hochschulgemeinde

Ökumene und Interreligiöser Dialog als Gebote der Zeit

Aktuelle Debatten um die russische und die ukrainisch-orthodoxe Kirche machen die Unterschiede zwischen den verschiedenen Konfessionen besonders deutlich. Dennoch gibt es eine christliche Einheit, der man sich durch ökumenische Bewegungen versucht anzunähe

Der heutige Sonntag wird von zwei Festen – Marias Geburt und der Kreuzerhöhung - umrahmt, die sowohl von der katholischen als auch von der orthodoxen Kirche gefeiert werden. Aber es gibt auch einiges, was diese beiden Konfessionen trennt: An der Spitze der orthodoxen Kirche steht nicht der Papst, sondern mehrere Patriarchen. In der orthodoxen Kirche bilden, im Gegensatz zur katholischen Kirche, Ikonen einen festen Bestandteil des Glaubens und dienen mittels Ikonostase als Unterteilung zwischen Altarraum und Kirchenschiff. Außerdem gilt in weiten Teilen der orthodoxen Kirche der julianische Kalender, während sich die katholische Kirche nach dem gregorianischen Kalender richtet. Dies führt dazu, dass kirchliche Feste an unterschiedlichen Tagen gefeiert werden. Dies führt dazu, dass kirchliche Feste an unterschiedlichen Tagen gefeiert werden. Beispielsweise wird das Weihnachtsfest in vielen orthodoxen Kirchen erst im Januar gefeiert.

In der Ökumene bemüht man sich um einen Austausch der Konfessionen, um etwaige Hindernisse zu beseitigen, den eigenen Horizont zu erweitern und voneinander zu lernen. In Kärnten gibt es speziell dafür die Ökumenische Kontaktkommission. Diese besteht aus der katholischen, evangelischen, altkatholischen und der serbisch-orthodoxen Kirche. Einmal im Jahr treffen sich die verschiedenen Konfessionen zudem beim Ökumenischen Kirchenspaziergang. Durch eine gelebte Ökumene ist es in Klagenfurt beispielsweise möglich, dass sich verschiedene Konfessionen eine Kirche teilen. So feiert die serbisch-orthodoxe Gemeinde in der Markuskirche der Altkatholik:innen. Diese Kooperation entstand durch ein gemeinsames Studium von altkatholischen und serbisch-orthodoxen Bischöfen in Bern und besteht nun bereits seit 30 Jahren. Die rumänisch-orthodoxen Gläubigen, die kurzfristig ebenfalls ihre Gottesdienste in der Markuskirche feierten, tun dies heute dagegen in der Kreuzberglkirche. Sichtbar wird die Kirchenteilung an den beiden Standorten vor allem durch Ikonen, die im Altarraum aufgestellt wurden. Mag. Erich Ickelsheimer, der Pfarrer der Altkatholischen Kirche, sagt: „Durch das ständige Teilen des Gotteshauses kann man viel voneinander lernen, insbesondere Toleranz.“ Er erinnert sich daran, wie ungewohnt es zu Beginn für seinen serbisch – orthodoxen Kollegen war, dass so viele Frauen bei ihm im Vorstand etwas zu sagen hatten.

Der weiterhin bestehende Krieg Russlands mit der Ukraine macht den interreligiösen und interkonfessionellen Dialog umso notwendiger. Dabei braucht es nicht nur eine Stärkung des Dialoges mit der ukrainisch, sondern auch der russisch orthodoxen Kirche. Ziel ist das Brückenbauen über Landesgrenzen hinweg. Zwar hat der Patriarch Kyrill von Moskau das Vorgehen der russischen Truppen in seinen Predigten mehrfach gerechtfertigt, jedoch wäre es falsch alle orthodoxen Russ:innen dafür verantwortlich zu machen, dass die russische Kirchenführung den Ukrainekrieg unterstützt.[1] In den aktuellen Krisensituationen benötigen Menschen Beistand, Hilfe und Ermutigung durch Religionen. Interreligiöse und Ökumenische Arbeit ist in diesem Sinn auch Friedensarbeit. Gemeinsam muss eine klare Position gegen Kriege eingenommen werden. Der im letzten Jahr verstorbenen Theologen Hans Küng formulierte dies wie folgt: „Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen, kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog der Religionen“.

[1] Stimmen der Zeit - Heft 8 - August 2022 (Herderverlag)