Pfarre

Villach-St. Nikolai

Heimgang des Heiligen Franziskus

Transitus

Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Alle franziskanischen Ordensgemeinschaften gedenken am 3. Oktober, dem Vorabend des kanonischen Gedenktages des hl. Franziskus, des Heimganges ihres Ordensvaters. Die liturgische Feier, die auf den Heiligen selbst zurück geht, wird schlicht „Transitus“ genannt (lat. transitus, ital. Transito: Übergang, Durchgang) und ist in dieser Form in der Ordenslandschaft einzigartig. Wir feiern dieses Fest heute um 19.00 Uhr im Rahmen der Hl. Messe, zu der alle herzlich eingeladen sind.

Der Bericht vom Heimgang unseres Vaters Franziskus

Als die Stunde seines Hinscheidens nahte, ließ der heilige Franziskus alle Brüder seiner Niederlassung zu sich rufen. Er redete ihnen angesichts des Todes in tröstlichen Worten zu und ermahnte sie väterlich zur Liebe Gottes. Während die Brüder nun versammelt waren, legte er seine Arme in Kreuzesform übereinander. Dieses Zeichen hatte er stets geliebt. Er breitete über sie die Hände aus. In der Kraft und im Namen des Gekreuzigten segnete er alle Brüder, die gegenwärtigen und die abwesenden. Dann fügte er hinzu:

Lebt wohl, meine Söhne, in der Furcht des Herrn und verharrt allezeit in ihr! Denn es wird über euch eine große Versuchung kommen, und eine Bedrängnis naht. Deshalb werden jene selig sein, die in dem verharren, womit sie begonnen haben. Ich aber eile zum Herrn. Und ich habe die Zuversicht, dass ich schon auf dem Weg zu meinem Gott bin. Seiner Gnade empfehle ich euch alle an.

Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Ein Bruder aber, den der heilige Franziskus ganz besonders liebt hatte, sagte zu ihm: "Gütiger Vater, weh uns, ohne Vater müssen die Kinder zurückbleiben. Gedenke doch der Weisen, die du zurücklässt und lasse ihnen ihre Schuld nach!" - Ihm erwiderte der Heilige:

Mein Sohn, sieh her, Gott ruft mich zu sich. Meinen Brüdern in der Ferne und in der Nähe lasse ich alle ihre Vergehen und alle Schuld nach. Ich spreche sie davon los, soviel ich kann.

Darauf segnete der selige Franziskus in den Brüdern die anwesend waren, auch jene, die nach ihnen kommen würden, bis zum Ende der Zeiten. Dann ließ er sich das Evangelienbuch bringen und bat, man möge ihm das Evangelium nach Johannes vorlese, wo es heißt:

"Vor dem Paschafest, als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus der Welt zum Vater hinüberzugehen..."

Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Er gedachte damit jenes allerheiligsten Abendmahles, das der Herr selbst mit seinen Jüngern zuletzt gefeiert hatte. Zum ehrfürchtigen Andenken daran und als Ausdruck der innigsten Liebe zu seinen Brüdern, ließ er sich Brot bringen. Er segnete es, brach es und reichte einem jeden ein Stück zum Essen. So weit es seine Kräfte noch gestatteten, stimmte er dann in diesen Psalm ein:

Mit lauter Stimme schreie ich zum Herrn, laut flehe ich zum Herrn um Gnade. Ich schütte vor ihm meine Klagen aus, eröffne ihm meine Not. Wenn auch mein Geist in mir verzagt, du kennst meinen Pfad. Auf dem Weg, den ich gehe, legten sie mir Schlingen. Ich blicke nach rechts und schaue aus, doch niemand ist da, der mich beachtet. Mir ist jede Zuflucht genommen, niemand fragt nach meinem Leben. Herr, ich schreie zu dir, ich sage: Meine Zuflucht bist du, mein Anteil im Land der Lebenden. Vernimm doch mein Flechen, denn ich bin arm und elend. Meinen Verfolgern entreiß mich; sie sind viel stärker als ich. Führe mich heraus aus dem Kerker, damit ich deinen Namen preise.Die Gerechten scharen sich um mich, weil du mir Gutes tust. (Psalm 142)

Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM

Und er konnte den Psalm noch zu Ende singen, bis zu der Stelle, wo es heißt: "Die Gerechten scharen sich um mich, weil du mir Gutes tust." Darauf sagte er zu seinen Brüdern:

Wenn ihr seht, dass es mit mir zu Ende geht, dann legt mich nackt auf den Boden und lasst mich, wenn ich verschieden bin, so lange liegen, wie man braucht, um gemächlich eine Meile weit gehen zu können.

So legten sie ihn nackt auf ein raues Tuch und bestreuten ihn nach seinem Wunsch mit Asche. Er selbst aber lud mit vielen Worten, die er einst gedichtet hatte, alle GEschöpfe zum Lopreis Gottes ein. Ja, sogar den Tod, allen schrecklich und verhasst, forderte er auf zum Lob Gottes. Zum Arzt aber sage er:

Nur Mut, Bruder Arzt, sag es mir nur zu, dass der Tod sehr nahe ist. Er wird mir die Pforten zum Leben sein.

Fröhlich ging er ihm entgegen und lud ihn zu Gast mit den Worten:

Sei willkommen, Bruder Tod!

So kam schließlich seine Stunde. Und da sich alle Geheimnisse an ihm erfüllt hatten, löste sich seine heiligste Seele vom Leib und entschwebte in den Abrund der göttlichen Herrlichkeit. So verschied er selig im Herrn.

Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM
Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM