Fest der Wundmale des Heiligen Franziskus
17. September

„Herr Jesus Christus, der im Fleisch des seligen Franziskus die heiligen Zeichen deiner eigenen Leiden nachgebildet hat, damit in einer erkalteten Welt unsere Herzen mit brennender Liebe zu dir erfüllt werden, befähige uns gnädig durch seine Verdienste und Gebete das Kreuz ohne Zögern zu tragen und würdige Früchte der Buße hervorzubringen: Du, die du Gott bist, lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."
(Eröffnungsgebet am Fest der Wundmale des heiligen Franziskus - 17. September)
Empfang der Wundmale Christi
Am Tag nach Franziskus´ Tod, dem 3. Oktober 1226, veröffentlichte der Generalminister des Franziskanerordens Bruder Elias, einen Brief an alle Brüder, in dem er sie über den Tod von Franziskus informierte. In dem Brief schrieb er: „Ich verkünde dir eine große Freude und ein neues Wunder. Es ist ein Zeichen, das seit Anbeginn der Zeit außer im Sohn Gottes, Christus dem Herrn, unerhört war. Nicht lange vor seinem Tod sah man, dass unser Bruder und unser Vater dem gekreuzigten Herrn ähnelten und in seinem Körper die fünf Wunden trugen, die die Zeichen Christi sind.“
Dies waren jedoch keine Spuren, die Franziskus an seinem Körper erhielt, als er an der Tür des Todes stand. Er erhielt die Zeichen etwa zwei Jahre zuvor während eines Gebets auf einem abgelegenen Berggipfel, welcher La Verna genannt wird. Franziskus war mit zwei anderen Brüdern dorthin gegangen, einer von ihnen war Bruder Leo.
An einem Tag in der Nähe des Festes der Kreuzerhöhung tauchte während eines tiefen Gebets ein Seraph (Engel) auf. Thomas von Celano, beschreibt in einen seiner Berichte (um 1229), was geschah, als Franziskus über die mögliche Bedeutung der Vision nachdachte:

„…die Spuren von Nägeln begannen in seinen Händen und Füßen zu erscheinen, so wie er sie kurz zuvor bei dem Gekreuzigten über ihm gesehen hatte. Seine Handgelenke und Füße schienen von Nägeln durchbohrt zu sein, wobei die Köpfe der Nägel an seinen Handgelenken und an den Oberseiten seiner Füße erschienen, die Spitzen auf der anderen Seite. Die Markierungen waren auf jeder Handfläche rund, aber auf der anderen Seite langgestreckt, und kleine Fleischstücke, die aus dem Rest herausragten, nahmen das Aussehen der Nagelenden an, gebogen und zurückgeschlagen. Auf die gleiche Weise wurden die Spuren von Nägeln in seine Füße eingeprägt und über das übrige Fleisch hinausragt. Außerdem hatte seine rechte Seite eine große Wunde, als wäre sie mit einem Speer durchbohrt worden, und sie blutete oft, so dass seine Tunika und Hose mit seinem heiligen Blut getränkt waren.“
Und der heilige Bonaventura schrieb später: „Der Anblick davon verblüffte Franziskus und seine Seele erlebte Freude, die sich mit Schmerz vermischte. Er war entzückt über den Anblick Christi, der ihm so gnädig und innig erschien, und doch erweckte die ehrfurchtgebietende Vision von Christus, der ans Kreuz genagelt wurde, in seiner Seele eine Freude barmherziger Liebe.“
Franziskus war stets bemüht, die in ihm "eingebrannten Zeichen", welche er erhalten hatte, zu verbergen und schwieg bis zum Tod über sie. Zu sehr sind sie ein mystisch-intimes Geschehen, eine Antwort göttlicher Liebe auf die Liebe des Heiligen zu Christus, die nicht in Worte zu fassen ist.
Gebet von Papst Johannes Paul II. bei einem Besuch auf dem La Verna vom 17.9.1993 in der Stigmatakapelle

Heiliger Franziskus, auf dem La Verna mit den Wunden Gezeichneter,
die Welt hat Sehnsucht nach dir, als dem Bild Jesu, des Gekreuzigten.
Sie braucht dein Herz,
offen für Gott und offen für die Menschen,
sie braucht deine nackten und verwundeten Füße,
sie braucht deine durchbohrten, betenden Hände.
Sie hat Sehnsucht nach deiner zarten,
aber eindringlichen Stimme, mächtig durch das Evangelium. Hilf, Franziskus, den Menschen von heute,
das Böse der Sünde zu erkennen
und die Reinigung in der Buße zu suchen.
Hilf ihnen, sich in gleicher Weise von den Strukturen der Sünde zu lösen,
welche die heutige Gesellschaft niederdrücken.
Erwecke in den Gewissen der Regierenden
die Dringlichkeit des Friedens zwischen Nationen und Völkern.
Verströme in die Herzen der Jugendlichen die Frische des Lebens,
die Nachstellungen der vielfältigen Kulturen des Todes zu widerstehen weiß.
Teile, Franziskus, mit den durch alle Art von Bosheit Verletzten
die Freude, verzeihen zu können.
Allen vom Leid, vom Hunger und vom Krieg Gekreuzigten
öffne wieder die Pforten der Hoffnung. Amen.