Franziskanische Selige und Heilige
Die heilige Agnes von Böhmen (von Prag)


Prag gehört wohl zu den bezauberndsten Städten Europas. Es ist jene Metropole, in der die heilige Agnes (von Böhmen bzw. Prag) lebte und wirkte. Die franziskanische Ordensfamilie feiert heute am 2. März ihren Gedenktag.
Kinder- und Jugendzeit
Agnes, die jüngste Tochter des böhmischen Königs Ottokar I. Přemysl (um 1155/1167-1230) und seiner zweiten Frau, Königin Konstanze von Ungarn (um 1177/1181-1240), erblickte um 1211 das Licht der Welt.
Bereits als dreijähriges Kind wurde sie als Objekt der väterlichen Politik mit ihrem schlesischen Cousin Boleslaw verlobt. Agnes kam ins heutige Trzebnica in Polen, wo sie ihrer zukünftige Schwiegermutter zur Erziehung überlassen worden war. Allerdings verstarb ihr Bräutigam. Daraufhin wurde das nun achtjährige Mädchen von ihrem Vater mit dem nur ein Jahr älteren Sohn des deutschen Kaisers Friedrich II. (1194-1250), dem zukünftigen Thronerben und späteren Heinrich VII. (1211-1242) verlobt. So verbrachte Agnes die nächsten sechs Jahre in Wien am Babenberger Hof, wo heute die Kirche Am Hof steht. Zu einer Hochzeit kam es aber nicht, da Heinrich VII. auf Wunsch seines Vaters die Tochter des Herzogs Leopold VI. von Österreich (1176-1230), die sieben Jahre ältere Margarete von Babenberg (1204/05-1266) heiratete. Agnes musste daraufhin nach Prag zurück.
Nach einer weiteren Verlobung mit dem englischen König und Förderer der Franziskaner in England, Heinrich III. Plantagenet (1207-1272), die nach vier Jahren ebenfalls aufgelöst wurde, hielt schließlich sogar Kaiser Friedrich II. selbst um die Hand der inzwischen erwachsenen Agnes an. Diesmal lehnte sie selbst ab.
Spitals- und Klostergründerin
Mit dem Tod ihres Vaters endeten schließlich die demütigenden Manipulationen. Der neue König, ihr Bruder Wenzel I. (1205-1253), mit dem sie eine echte Zuneigung verband, gab ihr absolute Entscheidungsfreiheit für ihre Lebenspläne.
Agnes, die ihrer Cousine Elisabeth von Thüringen nacheiferte, gründete 1232 in Prag ein Armenspital und vier Jahre später mit ihrem Bruder Wenzel I. ein Kloster der Klarissen, in das sie selbst eintrat und viele Jahre als Äbtissin leitete. Um das klösterliche Zentrum herum bildeten sich weitere Gemeinschaften, Pflegestellen, Waisenhäuser und Heimatlosenasyle. Außerdem beteiligte sie sich bei der Gründung des Männerordens der Kreuzherren mit dem Roten Stern. Diese Gemeinschaft von Brüdern und Priestern übten den Dienst an Armen, Pilgern und Kranken aus. Später wurde dieser Orden zu einem Ritterorden umgewandelt und besteht noch heute.
Agnes, die zwischen 1280 und 1283 starb, wurde auf Grund unterschiedlicher Gründen erst 1874 selig- und am 12. November 1989 von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) heiliggesprochen.
Freundschaft mit Klara von Assisi
Obwohl sich Agnes und die heilige Klara von Assisi (1193/94-1253) nie gesehen oder gehört hatten, verband die beiden Frauen, die sich von der Armutsidee des heiligen Franziskus von Assisi (1181/82-1226) anstecken ließen, eine tiefe Freundschaft, welche durch mehrere erhalten Briefe zum Ausdruck kommt.
In einem Brief schreibt ihr die heilige Klara u. a. jene Worte:
„Freue […] du dich stets im Herrn, Liebste, nicht Bitterkeit und Nebel sollen dich bedecken, in Christus geliebte Herrin, Freude der Engel und Ehrenkranz der Schwestern. Stelle dein Denken vor den Spiegel der Ewigkeit, stelle deine Seele in den Glanz der Glorie, stelle dein Herz vor das Bild der göttlichen Wesenheit, und forme deine ganze Person durch die Beschauung in das Bild seiner Gottheit um, damit du empfindest, was seine Freunde empfinden, wenn sie die verborgene Süße verkosten, die Gott selbst von Anbeginn für die aufbewahrt hat, die ihn lieben.“ (Klara im 3. Brief an Agnes von Prag)