Pfarre

Villach-St. Nikolai

Franziskanische Selige und Heilige

Der selige Liberat Weiß

Franziskanerklosters Graz, wo der selige Liberat Weiß in den Franziskanerorden eingetreten ist.<br />
(Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM)
Franziskanerkloster Graz, in dem der selige Liberat Weiß dem Minderbruderorden eingetreten ist.
(Foto: P. Emmanuel-Maria Fitz OFM)

Die Franziskanerprovinz Austria vom Hl. Leopold in Österreich und Südtirol, zu der die Franziskanerbrüder der Pfarre Villach-St. Nikolai gehören, gedenkt am 3. März ihren „zweiten“ Provinzpatron: den seligen Liberat Weiß.

Ordenseintritt

Geboren wurde Johannes Laurentius – so sein Taufname – am 4. Jänner 1675 in Konnersreuth (Bayern). Mit 18 Jahren trat er in Graz in den Orden der Franziskaner ein, wo er den Ordensnamen Liberat angenommen hatte. Im Jahr 1698 empfing er in Wien die Priesterweihe und war in Langenlois und Graz als Beichtvater und feuriger Prediger tätig.

Die erste Missionsreise

Fünf Jahre später meldete sich Liberat freiwillig für die Mission nach Abessinien, dem heutigen Äthiopien, nachdem er hörte, dass der dortige König Iyasu I. (†1706) Papst Clemens XI. (1700-1721) um Franziskanermissionare gebeten habe. Diese mögen die Union der äthiopischen Kirche mit Rom vorbereiten. Genaugenommen handelte es sich um jene Mission, um die sich zuvor schon die Jesuiten und französischen Kapuziner ohne Erfolg bemüht hatten.

Nach einer Vorbereitungszeit in Rom brach Liberat 1704/05 mit neun weiteren Mitbrüdern nach Äthiopien auf. Doch bereits zu Beginn kam es zu den ersten Schwierigkeiten auf dem Weg nach Ägypten: „Viele große Nöte hatten wir schon auf der Hinfahrt. Nur durch die Gnade des Herrn und der Unbefleckten Jungfrau Maria, die wir unter vielen Tränen anriefen, gelang es uns, unser Schiff von einem gefährlichen Riff weg auf das Meer zu bringen.“

Nachdem es die Missionare trotz Hindernisse nach Ägypten geschafft hatten, gingen sie nilaufwärts in den Sudan. Dort wurden sie vom König Bade an der Weiterreise gehindert und als Arbeitssklaven ausgebeutet. Lediglich Liberat und zwei weitere seiner Mitbrüder überlebten diese Zeit der Strapazen.

Der zweite Versuch

Trotz aller bisher wenig erfreulichen Erfahrungen, wollte Liberat einen zweiten Versuch nach Äthiopien wagen. Er erstattete Bericht über die bisher misslungene Mission nach Rom, wo entschieden wurde, er möge mit zwei Mitbrüdern erneut nach Äthiopien aufbrechen: mit Michael Pius Fasoli (1676-1716), der Liberat von Anfang an auf der Mission begleitete und Samuel Marzorato (1670-1716).

Die damalige Hauptstadt Gonder erreichten sie schließlich im Juli 1712. Allerdings hatten sich in der langen Zeit zwischen der ersten und der zweiten Missionsreise die politischen Verhältnisse vor Ort verändert. Die Franziskaner durften unter dem neuen Herrscher Yostos (vor 1690-1716) zwar nicht predigten, erlangen aber bei ihm durch ihre unentgeltichen ärztlichen Dienst und künsterlische Arbeiten gutes Ansehen. Darüber hinaus pflegten sie sowohl gute religiöse Gespräche mit dem Herrscher selbst, als auch mit den Mönchen des Landes.

Jedoch wiegelten Gegner einer Union am königlichen Hof, die eine andere Glaubensauffassungen hatten, das äthiopische Volk mit Gerüchten über die Missionare auf. Yostos versuchte die Franziskaner zu schützen. Dies führte jedoch zu einer Revolution und der Absetzung des Herrschers.

Martyrium

Unter dem neuen Kaiser, David III. (1695-1721), dem nachgesagt wird, er habe seinen Vorgänger Yostos erwürgt, um selbst den Thron besteigen zu können, wurden die Franziskaner schließlich vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt.

Das "Angebot" des Kaisers, sich beschneiden zu lassen und der äthiopischen Kirche überzutreten bzw. der äthiopischen Eucharistie teilzunehmen lehnten die Franziskaner ab. Sie hielten daran fest, dass in Christus sowohl die menschliche als auch die göttliche Natur sei - so, wie es seit dem Konzil von Chalcedon (451) festgehalten wurde. Die äthiopische Sichtweise hingegen anerkennt ausschließlich die göttliche Natur Christi.

Die letzten Nacht vor dem 3. März 1716, an dem Liberat und seine Gefährten durch Steinigung den Märtyrertod erlitten hatten, priesen sie mit Lobgesängen den dreifaltigen Gott.

Seligsprechung

Papst Johannes Paul II. (1978-2005) sprach Liberat und seine Gefährten am 20. November 1988 selig. In seiner Predigt bedauerte der Papst eine Missionspolitik der frühen Neuzeit, wo die eigene und gewachsene religiös-kulturelle Tradition wie u. a. in Äthiopien oft nicht berücksichtigt wurde. In diesem Zusammenhang betonte er gerade das leuchtende Beispiel von Liberat Weiß und seiner Gefährten, die zeigten, wie „die Wahrheit verkündet und gelebt werden kann, ohne dadurch die Liebe zu verletzen“.