Pfarre

Villach-St. Nikolai

130 Jahre Grundsteinlegung St. Nikolai

Foto: Georg Brandstätter
Foto: Georg Brandstätter

„Die kirchlichen Gebäude sind im besten Zustande und die Kirche eine der schönsten des Landes, rein und überaus würdig.“ Diese Worte hielt 1929 der damalige Generalvikar Johann B. Schmutzer (1867-1938) in seinem Visitationsbericht fest. Der Grund für das frische, faltenlos jugendliche Aussehen der Nikolaikirche ist nicht verwunderlich, denn im Rahmen der Visitation war sie gerade einmal 33 Jahre alt.

Wie kommt es, dass die Pfarrkirche so jung ist, obwohl die Pfarre selbst schon 1309 erstmals urkundlich erwähnt wird? Die ursprüngliche Pfarrkirche befand sich am heutigen Arial der Friedensschule und brannte 1786 während eines Stadtbrandes vollkommen ab. Das ehemalige Kapuzinerkloster am Nikolaiplatz und dessen Klosterkirche waren vom Brand weniger in Mitleidenschaft gezogen worden, sodass diese Kirche zur Pfarrkirche ernannt wurde. Während der Zeit der Josephinischen Reformen verließen die Kapuziner 1787 die Stadt an der Drau. Erst 104 Jahre später wurde das Kloster von Franziskaner-Observanten (kurz: Franziskaner) neu besiedelt.

Archiv Franziskanerkloster Villach
Archiv Franziskanerkloster Villach

1891 hielt sich der Salzburger Weltpriester Stephan Dionys Cserveny von Zabor bei den Franziskanern auf und bot ihnen an, die „kleine, unansehnliche und baufällige“ alte Pfarrkirche zu renovieren und zu vergrößern. Aus technischen Gründen war dieses Vorhaben nicht umsetzbar. Daraufhin entwarf der Franziskaner P. Johann M. Reiter (1851-1924) einen Bauplan für eine völlig neue Kirche, den er mit finanzieller Hilfe Cservenys umsetzen konnte. Am 11. Jänner 1892 – also vor 130 Jahren – wurde die letzte heilige Messe in der Kapuzinerkirche gefeiert und diese dann anschließend zum Einsturz gebracht. Die feierliche Grundsteinlegung für die heutige Kirche im neogotischen Stil, fand am 6. Mai 1892 durch Bischof Dr. Josef Kahn (1839-1915) statt.

Foto: Georg Brandstätter
Foto: Georg Brandstätter

Nun meint „Kirche aufbauen“ nicht nur ein Gebäude aus Stein zu errichten. Diese Erfahrung machte auch Franz von Assisi (1181/82-1226), der zunächst den vernommenen Auftrag in San Damiano „Baue meine Kirche wieder auf, die zu verfallen droht“, wörtlich nahm. Rasch wurde dem Heiligen jedoch klar, dass mit Kirche vor allem die Menschen gemeint sind. Die Kirche, die auf Christus selbst begründet ist, kann allein mit Christus von Menschen für Menschen zur Ehre Gottes (auf)gebaut werden.

Und heute? Einiges wird nicht mehr wiederkehren, ähnlich wie die abgebrannte oder die abgerissene Kirchen von St. Nikolai. Zuweilen braucht es in unserer Zeit oft viel Mut, Altes und Liebgewonnenes loszulassen. Andererseits ist Neues zu wagen eine Herausforderung, weil ein sichtbarer „Erfolg“ weder berechenbar, vorstellbar oder sinnvoll erscheint. Doch lassen wir uns nicht entmutigen, denn – um es mit den Worten von Tomás Halík zu sagen: „Etwas muss sterben (auch in der Kirche, in uns, in unserem Glauben), damit es zur Auferstehung kommen kann – und die Auferstehung ist nicht eine Rückkehr, sondern eine tiefgehende Verwandlung.“ (in: „Die Zeit der leeren Kirche. Von der Krise zur Vertiefung des Glaubens.“, Herder, Freiburg im Breisgau 2021)

In St. Nikolai bauen viele Ehrenamtliche in unterschiedlichsten Bereichen gemeinsam mit den Franziskanern auch 130 Jahre nach der Grundsteinlegung die Kirche unermüdlich vor Ort mit und auf. Oft leise und unscheinbar im Hintergrund wagen sie neben „Altbewährtem“ viel Neues - ganz nach dem biblischen Wort: "Fürchte dich nicht!"

(Red: emf)