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Dekanat Villach-Stadt

Rom und die Anderen

Prof. Heinz Nußbaumer sprach über Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zu anderen Kirchen und Religionen.

 (© Foto: ZS)
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In seinem Vortrag über das Zweite Vatikanum und seine Auswirkungen auf die Ökumene schilderte Professor Heinz Nußbaumer am 22. 1. im Pfarrzentrum St. Martin die gesellschaftliche und politische Situation im Vorfeld dieses Konzils. Der Kalte Krieg war voll im Gange, zum ersten Mal wurde ein Katholik, der junge J. F. Kennedy, zum amerikanischen Präsidenten gewählt, die Berliner Mauer wurde gebaut, und die Kubakrise brachte die Welt fast an den Abgrund des dritten Weltkrieges.

Die Gesellschaft hat sich auch gewandelt. Die Signale für die gesellschaftlichen Umwälzungen und die Loslösung aus der Starre nach dem Zweiten Weltkrieg waren unübersehbar: der Minirock tauchte zum ersten Mal auf, die Beatles brachten ihre erste Schallplatte heraus, die Rolling Stones traten bei ihrem ersten Konzert auf, Bob Dylan schrieb seine ersten politisch angehauchten Songs, Andy Warhol lud zu seiner ersten Pop-Art-Ausstellung und die Märsche für die Rassengleichheit in den USA breiteten sich aus.

In dieser Situation lud Papst Johannes XXIII. zu einem ökumenischen Konzil ein, mit der Absicht, die Kirche zu erneuern und der Welt zu öffnen. Die Parole war: Fenster auf zur Welt, zu den anderen Kirchen, anderen Religionen, zu allen Menschen, sogar zu Ungläubigen! Dem Papst war bewusst, dass das Ziel, die Einheit der Kirche wiederherzustellen, nicht möglich sein wird, ohne der Reform der römisch-katholischen Kirche.

Kirche und Ökumene

Im Konzilsdokument Unitatis redintegratio war die Dringlichkeit der Frage der Einheit der Christen spürbar. Jesus wollte eine Kirche, aber mehrere christliche Gemeinschaften erheben den Anspruch auf die Wahrhaftigkeit ihrer Nachfolge. Die Zerrissenheit der Kirche ist ein Ärgernis für die Welt. Das sind die Ausgangsprinzipien für jede Ökumene. Die Entchristlichung der Welt, besonders der westlichen Welt, treibt die Konzilsväter an. Die Einheit der Christen ist ein vorrangiges und dringliches Thema geworden. In der Verbundenheit der Kirchen muss diesem Trend der Entchristlichung entgegengetreten werden. Der Auftrag Christi, dass alle eins sind und werden, ist ein Ziel, das nie aus den Augen verschwinden darf.

Kirche und nicht-christliche Religionen

In der Konzilserklärung Nostra aetate setzte das Konzil die Weichen für das Verhältnis der Kirche zu anderen Religionen. Prof. Nussbaumer schilderte ein "thrillerverdächtiges" Zustandekommen dieses Dokuments. Am Ende ist ein Dokument entstanden, das von der überwältigenden Mehrheit der Konzilsväter beschlossen wurde. Vorbei ist die Zeit, als alle Nichtchristen als Heiden bezeichnet wurden. Für die Religionen wurde in der globalisierten Welt eine Rolle des Sinngebers, Friedenstifters und der in der Liebe Handelnden beansprucht. Sie sind da, um Antworten auf das Leiden der Menschen zu geben. Sie sollen Anwälte der Menschenrechte werden.

Die Kirche lehnt nichts ab, was wahr und richtig in anderen Religionen ist. Das Judentum wurde neu, als die Wurzel des Christentums, entdeckt. Das Konzil hat große Hochachtung vor dem Islam. Der Respekt von der tiefen muslimischen Spiritualität ist sehr hoch.

Kardinal Franz König

Eine der prägenden Gestalten des Zweiten Vatikanums war auch der Wiener Kardinal Franz König. Seine umsichtige, ruhige aber bestimmte Art beeindruckte viele Konzilsteilnehmer. Sein Beharren auf der Bedeutung der Kollegialität der Bischöfe und sein Einsatz für die Selbstbestimmung der Konzilsväter sind schon ein fester Bestandteil seiner Biografie. Besonders tat er sich bei der Erstellung der beiden oben genannten Konzilsdokumente zur Ökumene und zu den Weltreligionen hervor.