Dekanat

Dekanat Villach-Stadt

Amerikas Gott und Europas Krise

Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe Gleich-gültig glücklich? Leben zwischen Welten in Villach-St. Martin

 (© Foto: WKG)
(© Foto: WKG)

Wie ist die religiöse Situation in Amerika und wie in Europa? Was sind die Ursachen für die unterschiedliche Entwicklung hinsichtlich der religiösen Praxis und Gottesfrage? Was sind die Gründe für die Vergleichgültigung gegenüber Gottesfrage oder der Wertewandel in Europa? Wieso ist, wie es scheint, in USA, die Bindung an Glaubensgemeinschaften unterschiedlicher kirchlichen und religiösen Denominationen stark ausgeprägt und in Europa nur am Rande interessant? Über diese Fragen referierten Pfarrer Mag. Herbert Burgstaller und Mag Barbara Velik am 24. 10., 19.30 Uhr im Pfarrzentrum Villach-St. Martin unter dem Titel "Amerikas Gott und Europas Krise" im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Gleich-gültig glücklich? Leben zwischen Welten".

Dabei zeichneten die geschichtliche Entwicklung (Entdeckung Amerikas, Reformation, Unabhängigkeitserklärung, Französische Revolution, Weltkriege) und mit ihr verbundenen geisteswissenschaftlichen Überlegungen (I. Kant – Religion innerhalb der Grenzen der reinen Vernunft; L. Feuerbach – Gott ist unsere Projektion; K. Marx – Paradies nur auf Erden; F. Nietzsche – Gott ist tot; S. Freud – Gott als Überich; A. Camus – Sinnfrage als Absurdität), die Richtung, in der sich die Gottesfrage stellte und besonders in Europa entwickelte, vor. Am Ende dieser Entwicklung stehen Kapitalismus und Liberalismus, unterschiedliche kollektivistische Totalitarismen (Kommunismus, Nazismus, Faschismus) aber auch ein Individualismus, der letztendlich das Ego als Maß aller Dinge in sich trägt.

In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage nach dem Verhältnis des Staates und der Gesellschaft und ihrer Institutionen zur Freiheit des Subjekts und nach ihrem Verhältnis zu den Religionsgemeinschaften. In vielen Fällen führten die Antworten in Europa zur Gleichgültigkeit gegenüber dem Religiösen, zur Werteneutralität,die zur Gleichwertigkeit aller Werte führt, zum Relativismus, der keine absoluten Wahrheiten duldet, und folgerichtig zum Agnostizismus und schließlich Atheismus. Die Religion wurde in vielen gesellschaftlichen Systemen zur Privatsache erklärt und aus dem öffentlichen Leben mehr oder weniger verbannt.

Während in Europa (zumindest im westlichen Teil) der Einfluss der Kirchen auf das öffentliche Leben zusehends schwindet, spielen in USA der Glaube und Gott im öffentlichen Leben eine große Rolle. Kirche und Staat sind getrennt. Im politischen Leben ist Gott und Glaube aber omnipräsent. 94 % Amerikaner betrachten sich als gläubig, 89 % glauben an Wunder, 58 % beten regelmäßig, 89 % sind überzeugt dass ihre Gebete zumindest einmal erhört worden sind und 30 % glauben noch immer an die verbale Inspiration der Heiligen Schrift. Die Gründe sind für diese unterschiedliche Entwicklung vielfältig; die amerikanische puritanische Erbe, die integrative soziale Funktion der Glaubensgemeinschaften oder ermutigendes Verhältnis zur Religion seitens des Staates, nur einige wenige zu nennen.