Pfarre

Krumpendorf

Bunte Kirche — Bunte Gemeinde

© Pfarre Krumpendorf
© Pfarre Krumpendorf

Liebe Krumpendorferinnen, liebe Krumpendorfer,

es war ein besonderer Sommer. Nachdem wir aus der Schockstarre des Shutdowns herausgekommen waren, tasteten wir uns zurück ins normale Leben. Die Gottesdienste konnten auch im Freien gefeiert werden und der Krumpendorfer Kultursommer brachte in der Waldarena nicht nur Spektakuläres auf die Bühne, sondern auch eine große Interessierten-Gemeinschaft zustande. Es ist alles gut gegangen, und wir haben gelernt, mit individueller Verantwortung in Zeiten der Pandemie unser Leben trotzdem lebenswert zu gestalten.

Bunter Herbst

Wenn sich die Blätter färben und der Oktober beginnt, dann darf ich als Pfarrer zurückschauen auf 20 Jahre in Krumpendorf. Ursprünglich war mir im Jahr 2000 der neue Posten hier nicht willkommen. Ich wollte am Alten festhalten. Aber schon nach einem Jahr wusste ich das Dorf am Wörthersee immer mehr zu schätzen.

So bunt wie in Krumpendorf ist das Leben wohl selten wo. Obwohl wir ja keine Agrargemeinde sind, konnten wir schon öfter die Ernte unserer Arbeit einfahren. Die Bereitschaft, für Geflüchtete da zu sein, die offene Einstellung gegenüber Kunst und Kultur, das Mittun bei modernen Methoden des Fastens, das Feiern von manchmal unüblichen Gottesdiensten und vor allem das Mitmachen in der Bevölkerung haben mich persönlich sehr begeistert.

Ich hatte in all den vier Jahreszeiten der vielen Jahre immer das Gefühl, dass es hier nie grau und eintönig ist. Ich lade Sie ein, mit mir gemeinsam Gott dafür Danke zu sagen.

Bunte Kirche

Viele glauben, die römisch-katholische Kirche ist eine einförmige und manchmal auch eintönige Angelegenheit. Dem muss man entgegenhalten, dass die Kirche ein bunter Strauß von verschiedenen Spiritualitäten und Glaubenszugängen ist. Papst Franz hat uns diesen Zugang zu Kirche noch einmal mehr verdeutlicht. Er hat den Katholizismus, wie er im späten 19. Jahrhundert geschaffen wurde, so hoffe ich, endgültig in eine neue Bewegung versetzt.

Die Eigenverantwortung der einzelnen Pfarren und Diözesen ist ein Auftrag, der nicht mehr zurückgenommen werden kann. Die Kreativität und der pastorale Erfindergeist, der manchmal auch alte Kirchenregeln missachtet, ist wichtiger als Konformität und Linientreue geworden. Damit könnte die Kirche ihren Weg im 21. Jahrhundert bestreiten und beherzt die Zukunft mitgestalten. Unser Bischof Josef Marketz will uns allen zu diesem Unterfangen Mut machen.

Gemischte Gefühle

In diesem Jahr haben wir alle schon eine emotionale Achterbahn erlebt. Manche von uns haben vielleicht apokalyptische Gefühle gehabt und sind sich vorgekommen wie in einem schlechten Film. Einerseits hat uns die Pandemie gezeigt, was wichtig für unser Leben ist, andererseits haben wir als Menschen Angst voreinander bekommen. Diese Ausnahmesituation wird noch anhalten und sich nicht so leicht in Luft auflösen. In solchen ungewissen Zeiten ist es besonders wichtig, den Draht zu Gott und zur spirituellen Welt nicht zu verlieren.

Wir haben gelernt, und werden es noch weiter tun, mit dieser Situation so umzugehen, dass wir dabei Wege finden, unseren Alltag und unseren Glauben auch weiterhin zu leben. Dabei können wir auch manch neue Entdeckung machen.

Seitdem wir mit dem Perkussionisten Klausi Lippitsch ein „Kirchturmglocken-Konzert“ gemacht haben, fällt mir zum Beispiel das Geläut unserer Glocken viel stärker auf. Jedes Mal, wenn sie ertönen, in der Früh, zu Mittag und am Abend, unterbreche ich meine Tätigkeit und halte inne. Ich lasse dann los und versuche mich, in das Urvertrauen, mit dem Gott uns von Kindesbeinen an ausgestattet hat, fallen zu lassen. Durch diese Übung kommen meine Gefühle in Zeiten wie diesen immer wieder zur Ruhe. Diese Erfahrung des Urvertrauens wünsche ich uns allen.

Ihr Pfarrer Hans-Peter Premur