Liebe Krumpendorferinnen, liebe Krumpendorfer!

In den letzten Monaten ist viel geschehen! Die Welt ist stillgestanden und hat buchstäblich den Atem angehalten. Noch nie zuvor gab es eine Pandemie mit solchen Ausmaßen, noch nie zuvor wurde in das Privatleben von Menschen so rigoros eingegriffen, um eine Katastrophe zu verhindern. Nun versuchen wir die ersten Schritte in einen lebbaren Sommer zu tun.

Aufbruch

Das Fastentuch in unserer Kirche hat uns länger begleitet als geplant. „In der Krise getragen“ - war das Motiv, das uns lange inspiriert hat. Nun erfährt es die langersehnte Erweiterung. Die Künstlerin Sung Min Kim hat unsere bunten ausgeschnittenen Papierhände in zwei große Flügel eingearbeitet, die links und rechts davon positioniert, „AUFBRUCH“ signalisieren. Gleichzeitig sind ihre wunderschönen Bilder den Sommer über in unserer Kirche zu sehen. Die aus Südkorea stammende akademische Malerin ist mit meinem Freund Ernst Führlinger verheiratet, einem Religionswissenschaftler der Uni Krems.

Risiko

Leben ist und bleibt ein Risiko. Nichts ist gänzlich planbar und total unter Kontrolle. Das haben wir schon vor Corona gewusst, nun ist uns dies aber verstärkt bewusst geworden. Ebenso nicht neu ist die Erkenntnis, dass wir alle auch für andere ein Risiko sein können. Der Straßenverkehr ist ein beredter Zeuge dafür. Darüber hinaus wissen wir auch schon seit Längerem, dass unser Lebensstil schädlich auf unsere Welt einwirkt und zu großen Verwerfungen führt. Die Pandemie macht uns nun sensibler dafür, dass wir dieses Faktum konkret merken und verstärkt eigenverantwortlich handeln und unseren Verstand häufiger zu Rate ziehen.

Vertrauen

Als Christen sind wir heute eingeladen, einen doppelten Weg zu gehen. Auf der einen Seite steht die wissenschaftliche Vernunft, die der Menschheit Segen bringen kann, und auf der anderen das Urvertrauen in Gottes Fügung durch das man gelassener lebt. Das „Sowohl - Als - Auch“ ist die Kunst einer zeitgemäßen Spiritualität. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass wir die Ängstlichkeit, die uns ja immer schon in den Knochen steckt, nicht als Ratgeber für unser zukünftiges Leben nehmen, sondern ein neues, stärkeres Vertrauen entwickeln sollten. Ohne Vertrauen kein gelingender Straßenverkehr, kein Arztbesuch, kein Schulunterricht, kein Urlaub ... kein Leben.

Versammlung

Was uns allen aber in erneutem Ausmaß klar geworden ist, ist die Bedeutung der Gemeinschaft. Alleine und isoliert zu sein hat uns gezeigt, wie wichtig die Versammlung ist. Kirche und im Speziellen die Liturgie ist eine Versammlung der besonderen Art. Kein vordergründiger Zweck steht da im Mittelpunkt, sondern jede und jeder bringt sich und seine Welt mit, die auch offen ist für die spirituelle Dimension. Durch so eine Versammlung entsteht ein „Feld“, das uns aufladen und ergreifen kann, durch das wir Vertrauen und Mut schöpfen können.

Ihnen allen einen gesegneten Sommer

Ihr Pfarrer Hans-Peter Premur