Organisation

Katholisches Familienwerk

Equal pay day

Elternschaft muss auf beide Geschlechter gleichermaßen verteilt werden.

Familienarbeit (Carearbeit) ist in Österreich nach wie vor Frauensache. Dies führt zu Einkommensungleichheiten für Frauen auf mehreren Ebenen. „Ab heute arbeiten Frauen in Österreich bis Ende des Jahres gratis. Das ist einem scheinbar aufgeklärten Land wie Österreich unwürdig,“ findet Evelyn Martin– Vorstandsvorsitzende der ÖPA. Teilen sich Familien während der Beziehung Care- und Erwerbsarbeit profitieren diese nach einer Trennung ganz enorm davon, so die Erfahrungen der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende (ÖPA). Beide Elternteile haben dann ein gesichertes Einkommen und die Carearbeit kann nach der Trennung gleichermaßen fortgeführt werden. „Chancengleichheit der Geschlechter braucht einen Ansatz, der weitergeht und beide Geschlechter einbezieht, nur so kann auch eine ökonomische Gleichstellung erreicht werden,“ ist Martin überzeugt. Maßnahmen zur Gleichstellung müssen unter anderem darauf abzielen, das Verantwortungsgefühl für die Carearbeit bei beiden Elternteilen zu verankern. „Die Verantwortung für die Familienarbeit wird gesellschaftlich immer noch bei Frauen gesehen. Dies muss sich dringend ändern, das „Risiko“ Elternschaft muss auf beide Geschlechter gleichermaßen verteilt werden. Nur dann haben wir eine Chance auf eine egalitäre Gesellschaft mit gleichen Löhnen,“ ist Martin überzeugt.

Fehlende Kinderbetreuung und Teilzeit als Gründe für Ungleichheit

Die wesentlichen Faktoren für den Gender Pay Gap sind seit langem bekannt: geringere Karrierechancen aufgrund der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, Ungleichverteilung der Carearbeit, schlechtere Bezahlung aufgrund des Geschlechts und geringe Löhne in frauendominierten Branchen. Hauptmotiv für die eklatant hohe Teilzeitquote von 47,7% bei Frauen in Österreich ist immer noch die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Qualitativ hochwertige und gut ausgebaute Kinderbetreuung in jeder Gemeinde ist der Schlüssel zu einer höheren Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen und deren Karrierechancen,“ stellt Martin fest. „Es liegt in der Verantwortung der Länder- und Gemeindeverantwortlichen, für eine gute Kinderbetreuung zu sorgen und damit auch zur Gleichstellung von Vätern und Müttern als Arbeitnehmer*innen beizutragen,“ betont Martin.

Die Leistungslüge

Alleinerziehende leisten generell täglich mehr und haben trotzdem weniger davon, wie Zeitverwendungsstudien und Armutsstatistik aufzeigen. Nach dem in diversen Wahlkämpfen strapazierten Slogan „Leistung muss belohnt werden“ müssten alleinerziehende Mütter also demnach sehr reich sein. Tatsächlich verhält es sich umgekehrt. Mit 47% sind Alleinerziehende nach wie vor überdurchschnittlich von Armut und Ausgrenzungsgefährdung betroffen, arbeiten aber mit 15 Stunden täglich (davon 9 Stunden unbezahlt) um 1 Stunde länger als Mütter in Paarfamilien mit 14,25 Stunden (davon 9,5 Stunden unbezahlt) und 1,25 Stunden pro Tag mehr als Väter in Paarfamilien mit 13,75 Stunden (davon 6,75 Stunden unbezahlt). Frauen leisten also wesentlich mehr, ihr Nettojahreseinkommen liegt jedoch 30% unter dem der Männer.

2019 gab es in Österreich 167 800 Alleinerziehende, davon waren 91,4% Mütter und 8,6% Väter. Sie hatten die Sorgepflicht für etwa 246 000 Kinder unter 25 Jahren, davon waren wiederum ca. 40 000 Kinder noch nicht in der Schule.

Zur Organisation:
Die Österreichische Plattform für Alleinerziehende (ÖPA) setzt sich seit mehr als 30 Jahren zum Ziel, dass alleinerziehende Eltern und ihre Kindern allen anderen Familien rechtlich und sozial gleichgestellt werden. Ihre besondere Aufmerksamkeit gehört Familien, die ihren Lebensunterhalt nur schwer finanzieren können und daher die Unterstützung der Gesellschaft brauchen. In Kärnten ist das Katholische Familienwerk Ansprechpartner der ÖPA.

Kontakt: Österreichische Plattform für Alleinerziehende, Türkenstraße 3/3, 1090 Wien
Tel.: 01/ 890 3 890
oepa@oepa.or.at
http://www.oepa.or.at