Organisation

Katholisches Familienwerk

Väter-Schwerpunkt

Kinder brauchen Väter!

Eines der vielen Drachenbau-Seminare des KFW für Väter und Kinder! (© Foto: Unterlercher)
Eines der vielen Drachenbau-Seminare des KFW für Väter und Kinder! (© Foto: Unterlercher)

Kinder brauchen Väter!
Durch Vorträge, Seminare und "Vater-Kind-Workshops“ soll das Augenmerk verstärkt auf die Rolle des Vaters in der Familie gelenkt werden. Das Ziel ist eine Diskussion darüber, ob es in unserer Gesellschaft ein neues Vaterbild gibt oder geben kann bzw. wie sich unsere Gesellschaft ändern müsste, um auch dem Vater Zeit für "Familienarbeit" zu geben!
Über das Familienwerk kann auch eine Literaturliste für Väter kostenlos angefordert werden!

Weitere Informationen:
Katholisches Familienwerk, Mag. Wolfgang Unterlercher, Tarviser Straße 30, 9020 Klagenfurt,Tel.: 0463/5877-2440, e-mail: wolfgang.unterlercher@kath-kirche-kaernten.at


"Vatersehnsucht" 
Der Erziehungswissenschaftler Dr. Josef Aigner sprach auf Einladung des Katholischen Familienwerks in Klagenfurt über die Bedeutung des Vaters für die kindliche Entwicklung!
Kinder brauchen Väter! Diese Einsicht ist inzwischen auch schon wissenschaftlich untermauert. Doch wie sollten Väter sein, welche Rolle spielen sie und wie 
wirkt sich ihr Fehlen auf die Kinder aus? Der Psychotherapeut und Psychoanalytiker Dr. Josef Aigner von der Universität Innsbruck, selbst Vater von zwei Kindern, sprach über 3 Stunden lang über seine Arbeit, seine Erfahrung und seine wissenschaftlichen Studien.
Aigner, der selbst in Teilkarenz war und seinen Vater früh verloren hat, sagte, die Bedeutung des Vaters sei Jahrzehnte lang stark unterschätzt worden. Prinzipiell seien beide Eltern in der Lage, Kinder zu betreuen und zu versorgen, es gebe keinen spezifischen "väterlichen" Beitrag. Vatersehnsucht sei eines der stärksten Gefühle überhaupt. Besonders folgenschwer ist nachweislich das Fehlen des Vaters in den ersten beiden Lebensjahren. Aigner betonte aber ausdrücklich, dass dies Alleinerziehende keinesfalls abwerten soll, denn auch sie können Kindern die notwendige Wärme geben, die für ihr weiteres Leben wichtig ist. Im Übrigen sei der Weggang eines despotischen, gewalttätigen oder alkoholkranken Vaters oft weit besser für die Familie. Schwache Väter seien Risikofaktoren, nahe Vorbilder würden immer mehr "flöten" gehen! Kinder und Jugendliche suchen sich heute vielfach die Vorbilder außerhalb der Familie.
Bemerkenswert die Aussage, dass alle "Schlächter" in der Geschichte unter einem despotischen Vater gelitten hätten.

Die "vaterlose" Gesellschaft

Aigner verteidigte auch die Beratungsstellen für Männer und Burschen und strich deren wichtige Arbeit heraus. Offensichtlich gebe es enorme Defizite, die erst in den letzten Jahren erkannt worden seien. Beispielsweise ist bei Burschen bis 16 Jahren die Selbstmordrate 3 mal so hoch wie bei Mädchen, bei Diebstählen lautet das Verhältnis gar 60 zu 1.
Aigner erwähnte auch den Begriff der "vaterlosen Gesellschaft" und dokumentierte dies mit einem Blick auf die Geschichte. Vom Kaiser als Vaterfigur über den Tod von Millionen von Väter in den beiden Weltkriegen bis zum Wiederaufbau und der Wirtschaftswunderzeit, die vielen Kindern ihre Väter vorenthalten habe. Ein interessanter Aspekt ist der Umstand, dass viele Kinder, was die moderne Technologie entspricht, nicht mehr von ihren Eltern lernen können. Die "mörderischen beruflichen Bedingungen" tragen viel dazu bei, dass Väter ganz einfach zu wenig Zeit für ihre Kinder haben. Aigner: "Der ideale Mitarbeiter ist heute der männliche Single!" In seiner Arbeit mit rechtsradikalen Jugendlichen hat Aigner die Erfahrung gemacht, dass alle ihre Väter verachtenswert fanden und sich nach Autorität gesehnt haben. Auch bei Mädchen wirkt sich eine einseitige Bindung an die Mutter aus. Interessant die Feststellung, dass Väter, die ein ganz natürliches und offenes Verhältnis zu ihren Töchtern entwickeln, praktisch nie zu Missbrauchstätern werden. Nur bei "distanzierten" Vätern ist diese Gefahr gegeben.

Ausblick in die Zukunft:

Aigner betonte, dass sich die allermeisten Familien die Väterkarenz einfach nicht leisten können. Als Vorbild nannte er das schwedische Modell mit Steuervorteilen bei Karenz beider Eltern. Er befürwortetet auch den Ethikunterricht in Schulen nach dem Motto "Leben lernen", um gesellschaftliche Muster und Vorurteile endlich zu durchbrechen. Schließlich trat er für eine zumindest teilweise verpflichtende Elternbildung ein, die auch mit dem "Mutter-Kind-Pass" gekoppelt sein müsste, für den er dringend eine Umbenennung in "Eltern-Kind-Pass" empfahl.
Aigner schloss mit einem Literaturtipp: "Ein paar Schritte zurück" von Peter Turrini.


Literaturtipps:
Robert Bly: Eisenhans. Ein Buch über Männer, München 1992 (Kindler Verlag),
ISBN 3-463-40166-5, ATS 277, Taschenbuch ISBN 3-426-84019-0
Immer noch ein Kultbuch der neuen Männerbewegung.
Steve Biddulph: Männer auf der Suche. Sieben Schritte zur Befreiung, München
1996 (Beust Verlag), ISBN 3-89530-023-3
Die ideale Einstiegslektüre in die wichtigsten "Männerthemen".
John Selby: Väter und ihre Rolle in unserem Leben. München 1999 (Kösel
Verlag), ISBN 3-466-30502-0
Das Buch richtet sich an alle Söhne und Töchter, die für sich selber klar werden wollen, wer ihr Vater wirklich war und wie sehr er sie geprägt hat.
Hubert Kößler und Armin Bettinger (Hg).: Vatergefühle. Männer zwischen Rührung, Rückzug und Glück. Stuttgart 2000 (Kreuz Verlag), ISBN 3-7831-1790
Männer erzählen von ihren Bemühungen, ein guter Vater zu sein.
Markus Hofer "Kinder brauchen Väter. Söhne und Töchter über ihre Väter"!
"Der Vater ist die Mutter des Charakters des Sohnes", meint ein junger Mann mit 17 Jahren. "Ohne meinen Vater könnte ich nicht gut leben, denn ich bin ein Teil von ihm", schreibt ein 14-jähriges Mädchen. Ohne die Realität vieler Wochenendväter zu leugnen, gilt: Wenn die Väter nur wüssten, wie wichtig sei sind. Söhne und Töchter im Alter zwischen 8 und 18 Jahren schreiben über ihre Väter oder zum Thema Väter. Geschichten und Szenen, Erfahrungen und Träume, Freudiges und Schmerzvolles, Wunsch und Wirklichkeit, manchmal sehr eng vermischt - hinter allem steht aber eine tiefe Sehnsucht nach den Vätern. Die Betroffenen kommen zu Wort, und es wird deutlicher denn je: Kinder brauchen Väter! Aber: Kinder brauchen nicht perfekte oder ideale Väter, sondern solche, die greifbar sind!
Der Autor Markus Hofer ist erfahrener Erwachsenenbildner und seit 1996
Leiter des Männerbüros der Diözese Feldkirch.
Topos plus Bd. 413
160 Seiten
ISBN 3-7867-8413-2

Und noch ein Tipp:
PaPs: Zeitschrift für Väter. Die einzige Zeitschrift im deutschsprachigen Raum, die sich direkt an Väter wendet, ist nicht nur inhaltlich interessant und abwechslungsreich, sondern auch gut gemacht. Sie kann unter folgender
Adresse bestellt werden:
Gernot Körner, OZ-Velber-Verlag- GmbH, PF 5371, D-79020 Freiburg

Eine kommentierte Literaturliste für Väter kann beim Katholischen Familienwerk angefordert werden!

Aphorismen:
"Es kommt nicht darauf an, was für ein Mensch mein Vater war, sondern wie ich ihn in Erinnerung habe." (Verf. unbekannt)
"Der Vater eines klugen Kindes neigt dazu, an die Vererbungslehre zu glauben." (Ralf Boller)
"Wenn man Vater wird, erkennt man, dass man sterblich ist." (Paul Auster)
"Väter sind auch nur Menschen."
"Ich habe mein Leben lang Angst gehabt, so zu werden, wie mein Vater. Jetzt bin ich so, und es ist gar nicht so schlimm." (Manfred Krug)
Das Kind ist des Mannes Vater. (William Woodsworth, My heart leaps up.)
Was der Vater schwieg, das kommt im Sohne zum Reden; und oft fand ich den Sohn als des Vaters entblößtes Geheimnis. (Nietzsche, Zarathustra, II)