Organisation

Marianum Tanzenberg

Allerheiligen und Allerseelen – Abschied und Erinnerung

Besuch der Tanzenberger Gruftanlage

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, ein wunderschöner Sommer liegt hinter uns und der Herbst, der symbolisch für Abschied und Neubeginn steht, hat Einzug gehalten. Die Jahreszeiten weisen uns Menschen eindrucksvoll auf den Kreislauf des Kommens und Gehens allen irdischen Lebens hin. Der heurige Herbst demonstriert uns dies wieder in allerschönster Farbenpracht. Schritt für Schritt und Tag für Tag gehen wir auf eine Zeit zu, in der die Farben verblassen und die uns so in eine nachdenkliche Stimmung versetzen kann.

Alle Menschen und Lebewesen teilen sich ein ungewisses Schicksal. Am Ende bleibt nur die Hoffnung auf ein gutes Ende bzw. auf ein Leben danach, in dem wir geliebte Menschen, die wir verloren haben, wieder um uns haben dürfen. Sehr poetisch formuliert Rainer Maria Rilke diesen Gedanken des Weiterlebens nach dem Tod in seinem Gedicht „Herbst“, in dem es heißt:

"Die Blätter fallen, fallen wie von weit, […] Wir alle fallen […]. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält."

Seit jeher wagen Menschen den Sprung weg vom Verstand hin zum eigentlich Unmöglichen (Søren Kierkegaard), zu einem Glauben, dass wir dank göttlicher Kraft aus dem Kreislauf des Vergehens ausbrechen. Schon im Alten Testament können Stellen gefunden werden, die dieser alten menschlichen Hoffnung klare Worte geben:

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt. (Hiob 19,25)

Mit der Wahlpflichtfachgruppe Religion besuchten wir vor den Herbstferien – mit Blick auf Allerheiligen und Allerseelen - das kleine Gebäude südwestlich unserer Schule. Dessen Bedeutung und Funktion lässt sich sogleich erschließen, wenn man durch die Gitter der zwei Eingänge blickt und die von Kletterpflanzen verwachsene lateinische Mosaikinschrift darüber aus Hiob 19,25 liest - Scio enim quod redemptor meus vivit.

Es ist eine würdevolle letzte Ruhestätte, die in den Blick fällt, da eine auf die Tanzenberger Kirche ausgerichtete Heckenallee direkt vor ihren Eingängen endet.

Hier finden sich die Gruftanlagen zweier Äbte (Bonifatz Ecker +1924 und Robert Gastl +1950) sowie von neun Patres des einst in Tanzenberg ansässigen Olivetanerordens. Die „weißen Benediktiner“, wie sie auch genannt wurden, haben nach 1898 das größtenteils verfallene Schloss Tanzenberg gekauft und sehr ambitioniert zu einem Kloster mit der jetzigen Kirche im Stil einer neuromanischen Basilika umgebaut.

In den beiden Eingangsbereichen ruhen von außen sichtbar zwei weitere geistliche Würdenträger, die sich Zeit ihres Lebens für Tanzenberg eingesetzt und dadurch einen Platz in den eigentlich nur für Ordensmitglieder vorgesehen Grabstätten bekommen haben.

Im rechten Teil der Gruft wurde Bischof Dr. Josef Kahn (+1915) beigesetzt, der die Ansiedelung des Olivetanerordens in Tanzenberg maßgeblich gefördert und seinen Lebensabend bei den Patres verbracht hatte.

Im linken Teil ruhen unter einem schmiedeeisernen Kreuz seit 1964 die sterblichen Überreste von Prälat Dr. Josef Brunner, der durch seine landwirtschaftlichen Bemühungen dem Knabenseminar Marianum, das zwischenzeitlich schon in den schweren Kriegsjahren des 1. Weltkrieges von Klagenfurt nach Tanzenberg verlegt wurde, das Überleben sicherte.

Besonders nun zu Allerheiligen und Allerseelen soll jenen Menschen, die schon Jahrhunderte vor uns in den Räumlichkeiten dieses alten Schlosses gelebt und gewirkt haben, Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wir möchten ihnen und auch unseren verstorbenen Familienangehörigen Dankbarkeit und Ehre zuteil werden lassen und in der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod „auf Wiedersehen sagen“.

Daniel Schöffmann