Dekanat

Dekanat Villach-Stadt

Kirchenkrise? Glaubenskrise? Reformkrise?

Dechant Burgstaller sprach über die aktuelle Krise in der Kirche

 (© Foto: pfarre villach-st.martin)
(© Foto: pfarre villach-st.martin)

Am Donnerstag, dem 19. 1. sprach Dechant Herbert Burgstaller im Pfarrzentrum Villach-St. Martin über die aktuelle Krise in der Kirche und gab einen Überblick über die Themenreihe des Katholischen Akademikerverbandes in diesem Jahr.

Bestandsaufnahme

Im ersten Teil seiner Ausführungen sprach er über den Ist-Zustand der Krise der Kirche: über die umstrittenen Bischofsernennungen, die restaurative Trendwende, den Stillstand in der Ökumene (Dominus Jesus, Ecclesia de eucharistia), die Annäherung zur Piusbruderschaft und schließlich über den Missbrauchsskandal und das damit verbundene Transparenz- und Glaubwürdigkeitsproblem der Kirche und ihrer Leitung. Dem Priestermangel wird durch Zusammenschließung von Pfarren zu Verbänden begegnet, ausländische Priester werden vermehrt in den österreichischen Diözesen eingesetzt. Als die Folge der Krise besteht die Gefahr der Ghettoisierung der Kirche. Für solche, die diese Abschottung der Kirche vertreten, hat die Volkskirche keine Zukunft mehr.

Die Glaubenskrise findet ihren Wiederhall in der Atheismus- und Kreationismusdebatte, Szientismus, Agnostizismus, Individualisierung der Gesellschaft, Privatisierung der Religion, Relativismus und Indifferentismus.

Dass die Reform in der Kirche ins Stocken geraten ist, verraten die verschiedenen Initiativen, Bewegungen und Platformen, die immer ungeduldiger auf die Veränderungen drängen. Das sind z. B. Plattform "Wir sind Kirche", Pfarrerinitiative, Laieninitiative, Österreichischer synodaler Vorgang, Dialog für Österreich und Memorandum deutscher Theologieprofessoren, nur um einige zu nennen.

 Themenüberblick

Im zweiten Teil berichtete Dechant Burgstaller über die Themen, die auch das Anliegen dieser Initiativen sind: "Geschieden und wiederverheiratet. Nein und amen.", Gemeinde und Eucharistie - Dienen oder herrschen? (katholisches und evangelisches Eucharistieverständnis und Gemeinsames Feiern des Abendmahles), Priesterweihe für Frauen?... denn ihr alle seid einer in Christus." (Gal 3,28), Struktur versus Charisma - Über die Freiheit und Nicht-Freiheit in einem autoritär patriarchalen System", Pflichtzölibat? – „Wer das erfassen kann, er erfasse es.“ (Mt 19,12b)" sind die Themen, die im konkreten Leben verwurzelt sind und betreffen die ganz realen Menschen.

Standortbestimmung

Da die Zeit knapp wurde, konnte Dechant Burgstaller nur auf die Frage der Glaubenskrise und ihre Standortbestimmung in der Theologie und Philosophie eingehen. Er verwies in diesem Zusammenhang auf Heideggers "Seinskehre" und Wittgesteins "linguistic turn". Bultmanns Entmythologiesierungexegese, Rahners theologisch-antropologischer Ansatz im "anonymen Christentum", Küngs Projekt Weltethos, Theologie nach Auschwitz mit dem mitleidenden Gott (compassio) von J. B. Metz, politische Befreiungstheologie von Boff und Sobrino, Prozesstheologie von Whitehead, Cobb und Teilhard de Chardin, wie auch "Gott-ist-tot-Theologie sind einige der theologischen Versuche eine Antwort auf die Glaubenskrise zu geben.

Ein Bericht zu diesem Vortrag aus der"Kleinen Zeitung" können Sie hier nachlesen.