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Dekanat Villach-Stadt

Ein Papst der großen Gesten

Seine Name war Programm - ein Resümee von Dechant Herbert Burgstaller

Das Pontifikat von Papst Franziskus beeindruckte durch Gesten und Inhalte. Wie Franz von Assisi radikale Armut gelebt hat, so prägte diese Grundhaltung die Amtsführung des Papstes. Solidarität mit den Armen und Bedrängten ist kein leeres Lippenbekenntnis, sie offenbart sich im Lebensstil und in den Gesten. Franziskus wird die Wohnung des Papstpalastes nicht beziehen, sondern im Gästehaus St. Martha wohnen. Ebenso lehnt er pontifikalen Prunk bei liturgischen Feiern ab. Es zieht ihn wieder und wieder an die Ränder. Demut und demonstrative Bescheidenheit, aber auch unermüdliches Sendungsbewusstsein prägen sein Pontifikat. Die Geste und der pastorale Nutzen durchkreuzen vielfach die strikte Beachtung des Protokolls.

Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts

Mit dem Schreiben „Evangelii Gaudium“ (Freude am Evangelium) stellt Papst Franziskus sein Grundprogramm vor. Darin warnt er vor der pathologischen Selbstbezüglichkeit der Kirche und erinnert eindringlich an deren Sendungsauftrag. Kirche habe den Geruch der Schafe anzunehmen, sie habe ein Feldlazarett zu sein, sie sei keine Zollstation und dürfe niemanden ausschließen. Jeder Mensch habe eine besondere Berufung in dieser Welt, er ist eine Mission. Gottes Bild spiegelt sich ausnahmslos in jedem Menschen. Die Wirklichkeit wiege mehr als jede Ideologie, wiege letztlich mehr als sogenannte Wahrheit. Natur im Zusammenspiel mit Gnade ist ohne Kultur kulturlos und unnatürlich. Die Kultur ist der Ort der Begegnung und der Gottesbegegnung. Jesus umarmt den Menschen, nicht die Wahrheit.

Die Welt ist unser aller Zuhause, einen Planeten B gibt es nicht

In „Laudato si“, der Umweltenzyklika des Papstes, wird die Erde Mutter und unser aller Zuhause genannt. Der durch Menschen verursachte Klimawandel führt zu Wüstenbildung, vermehrten Unwettern, Verlust von Ackerboden und Migration. Der Raubbau und die Rodung von Wäldern zerstören die Welt. Der Zugang zu Wasser ist ein Recht von allen. Der Planet ist ernsthaft bedroht. Einen Planeten B gibt es nicht. Die Struktur des Turbokapitalismus tötet. Es bedarf der ökologischen Umkehr durch einen Gesinnungswandel. Dieser besteht im Verzicht.

Beziehung und Partnerschaft, welcher Art auch immer, sind ein Geschenk Gottes

In „Amoris laetitia“, dem Schreiben über die Freude an der Liebe, behandelt der Papst die Vielfalt der menschlichen Beziehungen. Der Mensch ist zur Gemeinschaft berufen. Partnerschaftliche Beziehung ist ein hohes Gut und ein Wert an sich. Neben der Ehe als Ideal gibt es verschiedene Formen des Beziehungslebens. Gelebte Sexualität in verbindlicher und verantwortlicher Form ist Ausdruck personaler Liebe. Sexualität ist verleiblichte Kommunikation und eine vertiefte Ausdruckform von Partnerschaft. Zärtlichkeit ist einer der Namen Gottes. Da Wirklichkeit sehr komplex ist, wäre es eine grobe Verkürzung, würde partnerschaftliche Beziehung nur im Ideal der Ehe ihre alleinige Berechtigung erfahren.

Alle Menschen sind Geschwister, Geschwisterlichkeit kennt keine Grenzen und kein Niemandsland

Die verschiedenen Religionen und Kulturen brauchen in einer globalisierten Welt ein Miteinander. Die unveräußerliche Würde des Menschen ist die Grundlage für Begegnung in Respekt und Toleranz. Jeder Mensch ist Gottes Bild und Gleichnis. Alle Menschen sind Geschwister. Wir tragen wie in einer Familie Verantwortung füreinander. Die Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit entmenschlicht den Menschen. Die Familie verwurzelt und vermenschlicht den Menschen. Jeder Mensch ist Teil einer Familie und Teil der Menschheitsfamilie. Solidarität untereinander fördert und festigt das familiäre Ganze. „Fratelli tutti“ kreist um diese Gedanken. Der interkulturelle und interreligiöse Dialog überwindet Vorurteile, fördert das gegenseitige Verstehen und vertieft die Beziehungen.

Die Weggemeinschaft in die Zukunft kennt das Hören, Unterscheiden und Entscheiden

Die Weltsynode über Synodalität kennt als Leitworte „Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe“ und meint Kirche in ihrem Auftrag in der Welt. Um den Sendungsauftrag Jesu als Getaufte wirksam zu bezeugen, bedarf es des Aufeinander-Hörens, der Kunst der Unterscheidung und der Entscheidung. So wird in gegenseitiger Achtung ein gemeinsamer Weg beschritten, der Christus zum Wegbegleiter hat und den Heiligen Geist als Steuerungs- und Ermutigungskraft erfährt. Der Papst bekennt sich zur heilsamen Dezentralisierung.

Gott spricht zu uns von Herz zu Herz, wir sind nicht allein

Das geistliche Testament des Papstes ist „Dilexit nos“ (er hat uns geliebt). Gott ist Partner des Menschen. Oberflächlichkeit ist ihm fremd. Er kennt unser Inneres, weil er uns liebt. Das Herz ist das Sinnbild dieser Liebe, die durch nichts übertroffen werden kann. Gott spricht zu uns von Herz zu Herz. Sichtbar wird diese Liebe in Jesus Christus. Gott ist uns immer nahe. Wir sind nicht allein. Mit ihm als Begleiter können wir getrost in die Zukunft gehen.

Dechant Herbert Burgstaller