Pfarre

Althofen

Filial- und ehemalige Bürgerspitalskirche hl. Cäcilia

Cäcilienkirche (© Foto: Pfarre Althofen)
Cäcilienkirche (© Foto: Pfarre Althofen)

Die Cäcilienkirche des Alten Marktes war ursprünglich ein spätromanischer Bau und ist die ehemalige Bürgerspitalskirche. Ein Türbogenumriss an der Außenseite der Südwand lässt den romanischen Kern erkennen. Er wird in die 1.Hälfte des 13.Jahrhunderts gesetzt.

Cäcilienkirche mit Christopherusfresko (1524) und frühgotischer Karner (St. Nikolaus?). Im alten Markt befand sich auch der ansehnliche Meyerhof des Bürgerspitals St. Nikolai (späteres Gemeindeversorgungshaus).

Im südseitigen Altar die Heiligen Nikolaus und Martin. Nkolaus wurde der Patron der Schiffahrt und der reisenden Kauffleute, der Schützer der Armenspitäler und Schirmherr der Ehe. Martin wird als Beschützer der Armen und Bedrängten verehrt.

Mit dem Erstarken des Marktes gewann die Kirche das Beerdigungsrecht, und so wurde in der 2.Hälfte des 13.Jahrhunderts dahinter der frühgotische Karner errichtet.1et. Er enthält Freskenreste des ausgehenden 13. Jh. Und ist vielleicht die im Visitationsbericht von 1616 erwähnte St. Nikolauskapelle auf dem Friedhofe. St. Cäcilia wird erwähnt als Filiale von Kappel 3.VII.I434 und 1616 (Visitationsbericht). An der Kirche wird 1519 ein eigener Kaplan genannt; die Kaplanei wurde wahrscheinlich am 7.10.1441 vom Althofener Bürger Georg Vorpach gestiftet.

Die thronende Muttergottes mit dem Kind: Schnitzplastik aus der Mitte des 15. Jahrhunderts; aus der Zeit des Kampfes zwischen Althofen und St. Veit um die Eisenniederlage.

Am Osthang des vom Marktflecken Althofen gekrönten Hügelzuges, im Unteren Markt, steht mitten im Friedhof die Filialkirche St. Cäcilia. Das Kirchlein wird urkundlich 1434 erwähnt und besitzt in seinem Hochaltar ein besonders schönes gotisches Altarwerk aus der Zeit um 1510. Die Kirchenpatronin steht im Schrein neben der Gottesmutter mit dem Kind und der heiligen Margareta. Die Innen- oder Feiertagsseiten der beweglichen Flügel zeigen Reliefs der heiligen Katharina und der heiligen Barbara. Die Tafelgemälde an den Außen- oder Werktagsseiten stellen die heiligen Wolfgang und Martin dar.
Neben den beweglichen Flügeln besitzt der Althofener Flügelaltar, wie ein Viertel der in Kärnten noch erhaltenen gotischen Altäre, auch feststehende Flügel. Anstelle dieser unbeweglichen Flügel finden wir in einigen Fällen geschnitztes Rankenwerk oder die Statuen der heiligen Georg und Florian, der sogenannten „Schreinwächter". Die Althofener Flügel sind bemalt und zeigen links die heilige Sophia und rechts die heilige Kunigunde. Ebenfalls bemalt ist die Vorderseite der Predella. Das Tafelgemälde zeigt Christus inmitten der zwölf Apostel. Die Rückseite ziert die Darstellung des von zwei Engeln gehaltenen Schweißtuches.
Im Gesprenge, einem zierlichen Schnitzwerk mit Fialen und Ranken, steht in der Mitte das Kreuz, links die Gottesmutter und rechts der heilige Johannes Evangelista.
Die heilige Jungfrau und Märtyrerin Cäcilia erlitt wahr5cheinlich um 230 unter Septimus Severus den Martertod. Sie wird als Patronin der Kirchenmusik, Komponisten, Sänger und Orgelbauer verehrt und trägt daher meist als ihr Attribut eine Handorgel oder andere Musikinstrumente. Als Märtyrerin ist ihr auch oft eine Palme beigegeben, seltener ist sie mit einem Buch, einem Rosen- oder Lilienkranz dargestellt. Hier in Althofen hält sie anstelle des Blumenkranzes eine Rose in der linken Hand, ein ganz seltenes Symbol der Heiligen. Der Blumenkranz findet seine Begründung in der Legende. Cäcilia und ihr Bräutigam Valerianus haben sich, nachdem dieser getauft worden war, an ihrem Hochzeitstag Enthaltsamkeit versprochen. Ein Engel soll sie daraufhin mit einem Kranz aus Lilien und Rosen bekränzt haben.

Den „Mittelpunkt- des Unteren Marktes bildet nach wie vor die der heiligen Cäcilia geweihte Filialkirche. Sie stammt aus romanischer Zeit, wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert. Dem kleinen saalartigen Schiff (dessen vermauerte romanische Fenster außen in der Südwand erkennbar sind) ist ostseitig ein quadratischer Chor angefügt. Den Bau überragt ein anmutiger Dachreiter. Der Innenraum - ursprünglich flach gedeckt -, durch eine nachträglich eingezogene niedrige Stichkappentonne in fünf Joche geteilt, wirkt trotz der farbig betonten Stuckgrate nüchtern, kühl und bildet einen effektvollen Kontrast zu dem höheren, im 15. Jahrhundert liebevoll mit einem Sternrippengewölbe ausgestatteten Altarraum. Dieser wiederum gibt einen stimmungsvollen Rahmen ab für das kostbare spätgotische Flügelaltärchen, das seit seiner Restaurierung im Jahre 1951 (bei der auch die äußerst störenden seitlich angefügten Opfergangstüren entfernt wurden) wieder gebührend zur Geltung kommt. (1) Überaus zierliche Schnitzfiguren im Altarschrein verraten ebenso wie Gesprengefiguren und Schnitzreliefs die Hand eines Meisters der sogenannten jüngeren Villacher Werkstätte. Alle Schnitzwerke sind noch ganz der Gotik verpflichtet. Doch die drei Schreinstatuen stehen nicht - wie üblich - gewissermaßen in sich gekehrt, isoliert nebeneinander: Die heilige Cäcilia wendet sich zur Mitte, der Gottesmutter mit dem Kind zu, mit dem sie zu spielen scheint. Auf diese Weise entsteht eine in höchstem Maße anmutige Figurengruppe. Dennoch könnte all dies noch um 1500 entstanden sein, aber der Maler, welcher die Predellen- und Flügelbilder schuf, hat offensichtlich ulmische oder augsburgische (Bernhard Strigl) Vorbilder benützt, durch die ein Hauch süddeutscher Renaissance spürbar wird. Demzufolge kann das Altärchen erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts geschaffen worden sein. (2) Beachtung verdient überdies die gesamte Einrichtung der Kirche. Paarig gleichgestaltet sind die hübschen 1693 bezeichneten, im 18. Jahrhundert mit zusätzlichem Schnitzdekor versehenen Altäre an der Triumphbogenwand. Der nordseitige Altar birgt im Schrein eine kostbare Schnitzplastik aus der Mitte des 15. Jahrhunderts: die thronende Muttergottes mit dem Kind. (3) Im südseitigen Altar stehen die qualitätsvollen barocken Schnitzfiguren der Heiligen Nikolaus und Martin aus dem 18. Jahrhundert. Gegenüber diesen beiden Altarwerken erscheint der 1689 bezeichnete, südseitig an die Mauer des Schiffes gestellte Altar auffallend flach: Es ist ein ausgestochener Wandaltar. Gestiftet laut Inschrift von Hans Georg Pimiller. Seine Predella, mit der gemalten Darstellung des Schmerzensmannes, stammt von einem verlorenen Flügelaltar aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Anstelle des Schreins befindet sich ein Bild, eine nach der Mitte des 16. Jahrhunderts gemalte Pieta. (4)
Durch die 1954 erfolgte Innenrestaurierung der Kirche gewann die hässlich übermalte Einrichtung ihre Originalpolychromie zurück. Das Rippenwerk des Chores - gleichfalls übertüncht gewesen - hebt sich wieder in seiner ursprünglichen Farbigkeit - als Ornament vom Weiß des Gewölbegrundes - ab. Schließlich ist auch die originelle Bemalung der Emporenbrüstung wieder sichtbar geworden.
Entscheidenden Gewinn brachte auch die Untersuchung der Wände nach übermalten Fresken. An der Nordwand des Schiffes kamen ans Licht: Der reitende Tod, eine riesige Sense haltend, vor ihm kniend eine Gestalt (es handelt sich um keine Frau), die Hände flehend erhoben. Das Bild daneben stellt eine schlanke nimbierte Frauengestalt dar, das Kind vor ihr überreicht dem daneben stehenden Bischof ein Körbchen (wahrscheinlich die hl. Dorothea. Ähnliche Darstellung auf einem Außenfresko der Pfarrkirche von Malta). In diesen Fresken bleibt der Linie die entscheidende Aussage überlassen. Sie sind im 14. Jhdt. entstanden und gehören dein Zeichenstil der jungen Gotik an. Ostseitig daran anschließend, noch stärker als das erste Bild - durch das später eingezogene Gewölbe und den dazugehörenden Pilaster - verdeckt, ist eine Bischofsgestalt zu erkennen. Diese Darstellung, im ausklingenden Zackenstil der Spätromanik, gehört noch dem 13. Jahrhundert an.
Nie übermalt dagegen war das großformatige Christophorusfresko an der Außenseite der platten Chorwand. Obgleich 1524 datiert, blieb der Maler der gotischen Tradition verbunden. Nicht übersehen werden sollte ferner die skizzenhafte Freskovorzeichnung (Sinopia) über dem südseitigen Kirchenportal. Sie zeigt die Ölbergszene und dürfte kurz nach Erlöschen des „Weichen Stils" um 1430 geschaffen worden sein.

Ver Icon an der Rückseite des Flügelaltars:
Die Veronika-Legende steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der ostkirchlichen Überlieferung der "Nicht von Menschenhand gemachten Bilder". Der Name Veronika kommt eigentlich vom griechischen "vera eikon", das wahre Abbild. Die Legende erzählt, dass am Kreuzweg aus der Menge der Gaffer, berührt durch das Leid des Herrn, nur eine Frau den Schritt gewagt habe, um ihn zum Abwischen der blut- und schweißverklebten Stirn ein Tuch zu reichen. Der Herr habe es genommen; als er es Veronika wieder gab, habe es zum Zeichen seiner Dankbarkeit das Abbild seines Gesichtes getragen. Dieses "heilige Abbild" sei dann auf recht verschlungenen Pfaden nach Rom gekommen. Veronika ist "historisch" gesehen eine legendäre Figur. Die Frömmigkeit der Gemeinde hat in dieser literarischen Gestalt ein Identifikationsbild geschaffen. Die Anfänge dieser Legende reichen bis ins 5. Jh. zurück. Sie ist nur in der Westkirche bekannt und entspricht den ostkirchlichen Acheiropoieten. Veronika mit dem Schweißtuch ist in der Kunst vielfach abgebildet worden. Die ältesten Bilder stammen aus dem frühen 15.Jh. Im 16. Jh. kommt die Szene in die Kreuzwegandacht.
Freskalen Schmuck besaß überdies der südwestlich vor der Kirche, inmitten des Friedhofs stehende, über sechseckigem Grundriss errichtete Karner. Erhalten sind nur spärliche Reste, allgemein in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts eingeordnet. Demnach rnüsste der Bau hierzulande noch romanische Formen aufweisen. Doch die schmalen Fenster und die Türe sind bereits im Sinne der Gotik spitzbogig gestaltet. Selbst die auf einer Konsole sitzende Rundapsis (Ostseite) weist eine ungewöhnlich schlanke, hohe Gestalt auf. Der Karner, ein interessantes Beispiel aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik, wird seit langem als Rumpelkammer rnissbraucht. Der Mahnruf der „K. K. Zentralkommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale“ vorn Jahre 1889 blieb ebenso ungehört wie die späteren Vorschläge des Denkmalpflegers, den Bau wieder dem Gedächtnis an die Toten dienstbar zu machen. Dem Gedenken an die Verstorbenen verdanken wir überdies beachtenswerte Grabdenkmäler: Wappensteine von 1662 und 1667, sowie interessante Steine aus dem 19. Jahrhundert, die uns Einblick geben in das Leben der Gemeinde und deren Abhängigkeit von der Eisengewinnung und -verwertung.

Die Orgel:
„1756 Jahr den.23.Martij hab ich Elias Protzer dis werck auff gesetz.“
So signierte der „orglmacher'“ die kleine Orgel, die sich in unserer Kirche St. Caecilia in Untermarkt befindet.
Elias Protzer kam aus Schlesien und ließ sich hier in Kärnten nieder. Dieser „bürger und orglmacher aus vielach'“ fertigte nicht nur Instrumente für Kirchen in Kärnten an – es sind auch noch Instrumente von ihm in Südtirol und Eriaul erhalten: In unserer nächsten Umgebung stehen in den Kirchen von Meiselding und Treffling Orgeln von Protzer (allerdings nicht spielbar).

Mag. Alois Gaggl