Organisation

Plattform „Verwaiste Eltern“

Tradition und Zusammenhalt in Zeiten von Corona

Ein Lauf im Gedenken an Caprice und alle verstorbene Kinder für die Plattform "Verwaiste Eltern"

Solidarität verbindet - Gedenklauf für Caprice und alle verstorbene Kinder (Privat)
Solidarität verbindet (Privat)

Tragödien und Krisen können entzweien oder auch zusammen schweißen. Zweiteres wird in Zeiten der Einschränkungen und der Distanz durch die Maßnahmen der Bundesregierung mehr als sichtbar.

Seit Anbeginn der „irongirls“ im Jahr 2010 läuft eine Delegation von Trauerbegleiterinnen, verwaisten Müttern, Freundinnen und Unterstützerinnen der Plattform „Verwaiste Eltern“ bei diesem Frauenlauf über 4,2 km mit. In den Anfängen war die Intention, auf das Angebot und die Unterstützung von Familien nach dem Tod des Kindes aufmerksam zu machen. Als Identifikation dient bis heute ein eigens dafür gestaltetes Laufshirt mit den Kontaktdaten der verwaisten Eltern in Kärnten.

Sehr bald stellte sich heraus, dass das gemeinsame Laufen mehr ist, als nur auf die Initiative hinzuweisen. Die Trauer und der Verlust verbinden und jede Läuferin weiß, dass sie mit ihrer Teilnahme nicht nur an einem großartigen Event teilnimmt, sondern auch Solidarität und Verbundenheit den trauernden Eltern und Familien signalisiert.

Im heurigen Jahr ist es ungewiss, ob die „irongirls“ im September starten werden und so hat Patrizia Stöpp-Schöffmann zum Gedenken ihrer Tochter Caprice den Aufruf gestartet, gemeinsam am Samstag, den 09. Mai 2020 für die Plattform „Verwaiste Eltern“ und im Gedenken an ihre 8jährige Tochter zu laufen. Laufstrecke war diesmal nicht in Klagenfurt, sondern der Draulände entlang und selbstverständlich mit (Abstands)Einhaltung aller Vorschriften.

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Warum ist Ihnen das Laufen so wichtig Frau Stöpp-Schöffmann?

Ich war keine Läuferin und auch mein Umfeld, meine Freundinnen betrieben diesen Sport nicht wirklich. Nach dem Tod meiner Tochter Caprice, habe ich und meine Familie viel Unterstützung erhalten. Wir waren als Familie gefordert. Das Geschehene einzuordnen, der unterschiedliche Umgang innerhalb der Familie mit dem Tod unserer Tochter. Der Trauer und dem Schmerz ausgeliefert sein, und gleichzeitig auch weiterhin als Paar und auch als Elternpaar für unsere zweite Tochter da zu sein, verlangt viel Kraft von einem ab. Damit ich mich ein wenig sammeln konnte, mich auch spüre, habe ich zu laufen begonnen.

Laufen als Therapie, kann man das so sagen?

In gewisser Weise kann ich es für mich mit ja beantworten. Die Eindrücke der Natur, die Wärme der Sonne auf der Haut, oder die Kälte im Herbst zu spüren, hilft aus dieser „Fremdbestimmtheit der Gefühle“ heraus zu kommen. Der Tod des eigenen Kindes ist so ein schmerzlicher Einschnitt im Leben, das ich mich zusätzlich zu meiner Trauer, mich mit Literatur und Hilfsangeboten auseinander gesetzt habe. So entstand auch der Kontakt zur Plattform und als ich den Aufruf zum Mitmachen gelesen habe, war es für mich eine zusätzliche Motivation nun regelmäßige Laufeinheiten zu absolvieren. Freundinnen haben mich begleitet und das tat gut.

In diesem Jahr ist es ungewiss, ob die „irongirls“ in Kärnten starten werden

Das Laufen verbindet uns. Wir laufen in einem groß organisierten Laufevent. Wir laufen aber auch mit dem Bewusstsein, das unsere Kinder nicht mehr an unserem Alltag teilnehmen, aber immer in unserem Herzen mit leben. Dieses Gefühl der Solidarität, der Erinnerung und Wertschätzung unseren Kindern gegenüber trägt. Wir starten bei den „irongirls“, aber im Herzen ist es ein Gedenklauf für alle verstorbenen Kinder, unabhängig ihres Alters zum Zeitpunkt ihres Todes.

Und heuer, am 09. Mai?

War es ein Gedenklauf für Caprice und für alle verstorbenen Kinder und traditionell der Lauf für die Plattform „Verwaiste Eltern“. Mit dem Tod des eigenen Kindes leben zu lernen müssen wir als Eltern und Familie selbst, Hilfe anzunehmen, sich mit anderen Eltern und Angehörigen auszutauschen ist ein wertvolles Angebot der Plattform in Kärnten und das möchte ich auch mit meinem Engagement unterstützen.

Sollten die „irongirls“ im September starten, sind sie dabei?

Ja, selbstverständlich und ich hoffe, dass wieder viele mit unserer Gruppe mitlaufen.

Astrid Panger, Leiterin der Plattform „Verwaiste Eltern“ führte das Gespräch mit MMag. Patrizia Stöpp-Schöffmann.