Organisation

Referat Beziehung, Ehe und Familie

Bunt wie ein Regenbogen

Es ist für die Kirche nicht einfach, Wege des Umgangs mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu finden.

Bunt wie ein Regenbogen (Bildrechte Martin Eklund auf Pixabay)
Bunt wie ein Regenbogen (Bildrechte Martin Eklund auf Pixabay)

Gedanken dazu von Benno Karnel, Familienseelsorger der Diözese Gurk-Klagenfurt und Leiter des Referates für Beziehung, Ehe und Familie

In meinen Aufgabenbereich fällt auch die Seelsorge für LGBTIQ+ Personen, die Regenbogenpastoral. Laut Weltgesundheitsorganisation gehören zirka 5 bis 10 Prozent der Weltbevölkerung ihr an. Für die Durchschnitts Pfarre in Kärnten mit 3000 Katholik:innen sind das 150 bis 300 Personen. Ich habe eine Anfrage bekommen, wie wir mit dem Wunsch nach einer Segnung einer gleichgeschlechtlichen Beziehung umgehen sollen.

Dazu grundsätzlich: Manche heterosexuelle und auch homosexuelle Menschen bringen ihr Leben mit Gott in Beziehung, sie erleben ihre Liebesbeziehung sogar als „Fundstelle der Gegenwart Gottes“. Das ist Ausdruck gelebter Spiritualität, Beziehungsspiritualität, sie wollen Gott sozusagen als Dritten im Bunde haben. Sie wünschen sich dabei Orientierung und Begleitung von ihrer Glaubensgemeinschaft. Für uns in der Seelsorge der katholischen Kirche gilt auch, was Papst Franziskus im nachsynodalen Schreiben „Amoris laetitia“ Nr. 250 schreibt: „Die Menschen sollen die notwendigen Hilfen bekommen können, um den Willen Gottes in ihrem Leben zu begreifen und ganz zu erfüllen“. Damit bezieht sich Papst Franziskus auch auf den Katechismus, Nr. 2358.

Seelsorgliche Begleitung geschieht neben persönlichen Gesprächen dann auch in liturgischen Handlungen, wie zum Beispiel durch Gebet und Segen.

Und auch gleichgeschlechtliche Paare erhoffen und erbitten Segen von Gott, wie im Benediktionale, im Segensbuch der Kirche, schon in Nummer 1 geschrieben steht. „Der Mensch ist segensbedürftig. Er verlangt nach Heil, Schutz, Glück und Erfüllung seines Lebens. Darum sprechen sich Menschen Segen zu. Sie wünschen sich Gutes. Vor allem erhoffen und erbitten sie Segen von Gott“. „So ist das Angebot einer Segensfeier schon in einem urmenschlichen Bedürfnis, der Mensch ist nun einmal segensbedürftig, begründet“, so Johannes zu Eltz, Stadtdechant von Frankfurt.

Was ist segenswürdig?

Ich denke, wenn Paare vor dem Staat eine zivilrechtliche Ehe, eine Partnerschaft auf Dauer eingehen, sollen wir in der Kirche das entsprechend auch anerkennen und würdigen. Es ist ja anzunehmen, dass im gemeinsamen Leben der Partner sittlich Gutes da ist, wie zum Beispiel Liebe im Sinne einer „freien Bejahung des anderen um seiner selbst willen“, schreiben M. Lintner OSM und M. Rosenberger im Buch „Benediktion von gleichgeschlechtlichen Paaren“, und: „Dieses Gute verdient Gutheißung und ist, wo Glaube ins Spiel kommt, segenswürdig. Und wenn die Amtskirche fordert, das homosexuelle Paare ihre Orientierung annehmen, und das tut sie, dann muss sie auch über ihren Schatten springen und diese Annahme mit all ihren zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen.“ Und: „Eine Segensfeier für gleichgeschlechtliche Partnerschaften ist ein solches Mittel.“

Zum Beispiel kann das geschehen in einer „Familienfeier“, wo die zwei Familien feiern, was in der Beziehung des Paares an Liebe und Wertschätzung da ist, was beide Familien verbindet. Was in so einem Gottesdienst dann stattfindet, wird im Moment sicher nicht von allen in der Kirche gutgeheißen, doch ist es zugleich im Sinne einer Kirche, die sich am Evangelium und am Verhalten und Tun Jesu orientiert. Ich verweise auch darauf, dass dieses Problem von der Kirche beim Synodalen Prozess weltweit als solches erkannt wurde und es nicht nur ein europäisches ist. Vor über hundert Jahren haben Romano Guardini oder P. Pius Parsch mit Gottesdiensten in der Landessprache begonnen, erst beim Zweiten Vatikanum wurde dann beschlossen, dass überall die Landessprache eingeführt wird. Vielleicht braucht es auch bei der Anerkennung einer Segensfeier für gleichgeschlechtlich Liebende solche „Gehversuche“ und ein Voranschreiten, der Prozess dazu hat gerade erst begonnen und findet schon statt.

Weil Gott Liebe ist!