Pfarre

Villach-St. Nikolai

Franziskanische Selige und Heilige

Heiliger Josef von Copertino

Bild: catholic online
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Josef, dessen Vater noch vor seiner Geburt starb, erblickte 1603 in der Diözese Nardo im Königreich Neapel im Bauerndorf Copertino das Licht der Welt.

Bereits als Kind schien er für seine Mitmenschen für nichts zu taugen. Entbehrungen, Krankheiten und Lernschwierigkeiten kennzeichneten seine Kindheit. Statt mit anderen Kindern zu spielen, bevorzugte er es zur Kirche zu gehen und schenkte bereits in jugen Jahren Jesus sein Herz. Staunend betrachtete der kränkliche "Taugenichts" die Dinge des Lebens und war von der Größe Gottes so sehr beeindruckt, dass er oft mit weitem Mund herumlief, sodass er den Spottnamen "offener Mund" erhielt.

Vom Taugenichts zum Priester

Später versuchte Josef das Handwerk des Schuhmachens zu erlernen, scheiterte aber. Da er eine geistliche Berufung verspürte, schloss er sich den Kapuzinern an, welche ihn nach acht Monaten jedoch wieder wegschickten, weil er nichts richtig machen konnte. Unter anderem ließ er einen Stapel Geschirr fallen oder vergaß immer wieder das zu tun, was ihm aufgetragen wurde. So musste der Tollpatsch zurück nach Hause. Seine Mutter war gar nicht erfreut, den achtzehnjährigen Burschen wieder bei sich beherben zu müssen.

In dieser Zweit wuchs allerdings seine Demut und Sanftmut, welche eine Frucht des Heiligen Geistes sind. Josef wurde vorsichtiger und erfolgreicher in seiner Arbeit. Er begann mehr zu beten und übte sich in freiwillige Handlungen der Buße.

Schließlich konnte er in den Franziskanerorden der Minoriten eintreten und sogar studieren, was ihm nicht einfach von der Hand ging. Er wusste, dass er auf normalen Weg niemals geweiht werden konnte, weil ihm unter anderem die Fähigkeit fehlte, Evangelienstellen auswendig aufzusagen, die für die Weihe zum Diakon Voraussetzung waren. Die einzige Stelle, die er sich merken konnte lautet: "Selig der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich gestillt hat!" (Lk 11,27). Mit Gottvertrauten wagte Josef dennoch zur Prüfung anzutreten. Monsignor Giovanni Franchi, der diese abnahm, öffnete das Evangelium und sein Auge fiel auf genau jene Stelle, die Josef auswendig und auslegen konnte. Der Mindererbruder schaftte die Prüfung und wurde am 20. März 1627 zum Diakon geweiht.

Die Prüfung zur Priesterweihe war jedoch noch härter, die in einer kleinen Gruppe von Monsignor Giovanni Battista Deti abzulegen war. Durch Fügung des Himmels antwortete der erste Kandidat die Frage des Professors so brilliant, dass der rigoros geltende Prüfer alle anderen bestehen ließ. Somit musste Josef keinen einzigen Satz sagen und wurde am 4. März 1628 zum Priester geweiht.

Der schwebende Bruder

Josefs Liebe zum Herrn war so groß, dass alles, was er sah, ihn zu einer tieferen Einheit in Gott hinzog. Schon die bloße Erwähnung von Gott oder einer geistlichen Angelegenheit reichte aus, um seiner Umgebung zu "entfliehen".

Nach seiner Priesterweihe begannen bei Josef die sogenannten Levitationen (freies Schweben des Körpers). Das erste Wunder begab sich zu Weihnachten: Josef schwebte wie ein Vogel zehn Meter durch die Luft zum großen Altar und umarmte mit beiden Händen den Tabernakel. Weitere "fliegenden Wunder" folgten, besonders an Feiertagen. Zudem wurde er hell leuchtend gesehen und mit Glut in seinen Händen, ohne zu verbrennen. Er hatte prophetische Gaben, kannte die Geheimnisse anderer Menschen und konnte von weitem böse Einflüsse erkennen und aufdecken.

Die Menschen strömten in Scharen zu ihn und baten den Bruder im Beichtstuhl um Hilfe und Rat. Josef half dabei vielen, ein wahrhaft frommes christliches Leben zu führen.

Zeit der Prüfungen

Allerdings blieben dem demütigen Diener Gottes viele schwere Prüfungen und Versuchungen nicht erspart. Unter anderem musste er vor der Inquisition erscheinen. Diese verlangte von ihm, dass er die hl. Messe zelebrieren solle, was er zweimal tat. Es wird berichtet:

„Alles ging in Ruhe vor sich. Es ereignete sich dabei nichts Auffälliges. Am Ende der Messe aber durchbrach ein Schrei die Stille. Seiner Sinne völlig entrückt, flog er mit offenen Armen Richtung Altar und blieb dort unbeweglich. […] Nach einem kurzen Augenblick glitt Br. Josef wieder auf den Boden, kniete nieder, sang und tanzte lobend vor der Gottesmutter.“

Der Richter fragte Josef nach der Ekstase, was geschehen sei und erhielt die Antwort, dass er sich nicht erinnere und nicht wisse, was mit ihm dabei geschehe. Dennoch gibt er bereitwillig zu, dass ihm diese Ereignisse „Unbehagen“ bereiteten. „Dieses Fortgerissen-werden geschieht häufig beim betrachtenden Gebet, und wenn ich Gott Dank sage. Ich habe daher besonders acht auf mich und übe das Gebet abgesondert, allein für mich […], damit man mich nicht sehe, wenn jene Bewegungen über mich kommen.“

Schutzpatron der Lernschwachen

Die letzten Jahre seiner irdischen Pilgerschaft verbrachte Josef im Kloster von Osimobis, wo er am 18. September 1663 starb und in der heute zu seiner Ehre geweihte Basilika begraben ist. 1767 wurde er von Papst Clemens XIII. heiliggesprochen.

Josef von Copertino ist der Schutzpatron der Flugreisenden, Piloten und für Menschen, die mit Lernschwächen zu kämpfen haben.