Orgelkonzert
Neues spirituelles und kulturelles Leben in der Bergeinsamkeit

Sonntag, der 4. Mai, ein schöner, aber etwas kühler Tag, schon gar in 1200 m Seehöhe. So hoch liegt nämlich die Kirche St. Leonhard an der Saualpe, Gemeinde Griffen, zu der viele Menschen aus nah und fern pilgerten, um gemeinsam ein Hörerlebnis besonderer Art zu genießen.
Zunächst gab es einen Gottesdienst, den ersten in diesem Jahr – die Ostermesse. Es zelebrierte Pfarrer Johann Nepomuk Wornik, musikalisch begleitet vom Chor MIRA unter der Leitung von Margit Glantschnig. Die schönen Melodien waren so etwas wie die Einstimmung auf das, was noch kommen sollte. Nach einer kurzen Agape im wärmenden Sonnenlicht begrüßte Wornik unter den Zuhörern Bürgermeister Peter Stauber aus St. Andrä, der sich 300 m in die Nachbargemeinde „verirrt“ hatte, wie er sagte. Dann stellte er die Orgel und den Organisten vor
Vor 150 Jahren wurde sie von Carl Billich aus Windischgrätz, heute Slovenj Gradec, gebaut. Sie weist 6 Manual- und 3 Pedalregister auf. Es ist insofern auch ein besonderer Klangkörper, als die Orgel seit ihrem Entstehen nie umgebaut oder ergänzt worden ist. Die letzten 30 Jahre war sie überhaupt verstummt. Der Zahn der Zeit, Holzwürmer und Mäuse haben an ihr genagt, Vögel haben in ihr genistet. Dank des unermüdlichen persönlichen Einsatzes von Pfarrer Wornik und dank der handwerklichen Fähigkeiten der Kärntner Orgelbauwerkstätte Bernhard Ottitsch erstrahlt die Orgel nun in neuem Glanz. Sie wartete nur mehr auf den Meister, der ihr erstmals die Töne entlocken sollte, die in ihr stecken - Univ. Prof. Dr. Florian Pagitsch aus Wien. Er zeigte sich begeistert von dem Instrument und wunderte sich, warum in der einsamen Bergkirche ein für den normalen liturgischen Gebrauch viel zu bedeutendes Instrument steht. Es handelt sich um eine mechanische Orgel, d.h. die Verbindung vom Spieltisch zu den einzelnen Pfeifen erfolgt über mehrfach umgelenkte Stäbe. Das erzeugt leise Klappergeräusche, die für manche störend wirken, so dass in der weiteren Entwicklung des Orgelbaues pneumatische oder elektrische Trakturen erfunden wurden. Für Orgelpuristen ist aber das Klappern reiner Wohlklang in deren Ohren, wie Pagitsch den Zuhörern versicherte. Er stellte auch jemanden vor, der fast so wichtig wie der Organist selbst ist, den Kalkanten. Er betätigt mit Muskelkraft den Blasebalg zur Erzeugung der Luftströme, die die Pfeifen zum Tönen bringen. Der Kalkant vom 4. Mai war Franz Nepraunig, der in seiner Jugend schon an der St. Leonharder Orgel gestanden ist.
Das Konzert begann mit einfachen ländlichen Melodien, Flötenklängen gleich, aus dem Obervellacher Orgelbüchlein. Darnach zeigte der Organist, was an Kraft in dem Instrument steckt, mit einem Stück von Leopold Mozart. Geschrieben hat er es für den „Salzburger Stier“, eine Walzenorgel auf der Feste Hohensalzburg. Prof. Pagitsch hat in Salzburg studiert und ist so auf einen Komponisten gestoßen, der eher unbekannt ist - Johann Ernst Eberlin, ein Zeitgenosse Leopold Mozarts. Von ihm gab es auch ein Stück zu hören. Weiter ging es mit Joseph Haydn, sogar eine Bach´sche Fuge war zu hören. Dies, obwohl Pagitsch zuvor erklärt hatte, dass die Disposition dieser Orgel für einen Bach nicht geeignet sei. Der Applaus spornte den Organisten zu einer Improvisations-Zugabe an. Aus der Schar der Zuhörer sollte ihm eine Melodie genannt werden. Pfarrer Wornik, der die ganze Zeit über als Noten-Umblätterer fungiert hatte, war der Schnellste und wünschte sich das Kärntner Heimatlied. Das Volk war hingerissen von den Improvisationskünsten des Organisten, sodass es noch eine Zugabe gab: “Take Five“, ein Jazz-Klassiker aus der Zeit gemeinsamer Studententage der beiden in Salzburg.
„Beswingt“ und beseelt von der schönen Musik verließen die Zuhörer den „Konzertsaal“ St. Leonhard mit dem Wunsch bald wieder eingeladen zu werden, zu einem solchen Hörerlebnis in diesem außerordentlichen Ambiente.