Pfarre

Wölfnitz/Saualpe

Endstation Resignation?

Gedanken zum dritten Sonntag der Osterzeit von Dechant P. Gerfried Sitar

Weg aus der Resignation

Wie es den beiden wohl ergangen ist nach dem Erlebnis in Emmaus? Wir kennen die Geschichte der zwei Jünger, die sich verbittert von Jerusalem in ein kleines Dorf namens Emmaus aufgemacht haben. Ihre Welt war zusammengebrochen. Eigentlich hätte es eine große Bewegung werden sollen. Wie schmachvoll ist das alles zu Ende gegangen?! Ob sie wohl auf Golgotha gewesen sind, beim Kreuz, oder sich enttäuscht abgewendet haben, wie viele andere? Wir wissen es nicht. Wir kennen auch nur den Namen eines Jüngers – er hieß Kleopas. Der andere – der Anonymus aus Emmaus. Wir kennen ihn nicht namentlich, wir wissen aber um ihre Geschichte und diese prägt die Osterbotschaft maßgeblich.

„Brannte uns nicht das Herz?“

Auf dem Weg ins „Exil“ waren sie ausgebrannt. Nichts ging mehr. Außer der absoluten Resignation war wenig zu spüren. Je mehr wir uns mit den beiden Jüngern beschäftigen, umso verständlicher wird ihre Situation. Sie haben an den Lippen Jesu gehangen, seine Lehre in sich aufgesogen, sie hatten ihr ganzes Leben umgekrempelt und hatten sich Glück erwartet und etwas Großes. Wie übergroß muss die Ernüchterung gewesen sein, als Jesus tot war? Und spätestens hier wird uns bewusst, dass wir selber oft in dieser Emmausrolle sind. Wir sind begeistert von Lebensprojekten und Zielen und erleben nicht selten, dass sich manche Lebensplanung als Illusion entpuppt. Vieles entwickelt sich völlig anders, als wir uns das für unser eigenes Leben vorgestellt haben. Ich denke dabei aber auch an viele junge Menschen, die mit einem anderen Menschen ein Leben geplant haben – dann kommen ein Unfall oder eine Krankheit daher und alle Träume zerplatzen wie eine Seifenblase. Plötzlich ist alles schlecht und es gibt keinen Trost dieser Welt, der hier lindernd helfen kann. Hadern mit Gott und mit dem eigenen Schicksal schafft eine Atmosphäre der Verzweiflung. „Ich will nicht mehr!“ Man steht an einer Wand des Lebens – keine Tür, kein Fenster – nichts! Jeder gut gemeinte Ratschlag fühlt sich wie ein Hohn an und es ist wie in der Stunde 0 – absolut kein Plan, wie es weitergehen soll. Das ist das Emmaus, wohin viele Menschen unterwegs sind und am eigenen Leib die bittere Kraft der Resignation spüren. Ausgebrannt!

Mich hat in den letzten Tagen die Ansprache des ehemaligen Gesundheitsministers sehr betroffen gemacht. „Ich kann nicht mehr!“ Ich fand die Ehrlichkeit, mit der er vor die Medien getreten ist, sehr mutig, gleichzeitig habe ich mich aber gefragt, was diese Resignation ausgelöst hat. Wenn jemand sich bemüht, alles gut zu machen, und er wird für alles, was daneben läuft, persönlich zur Verwantwortung gezogen, dann verstehe ich sehr gut, dass einem das sehr nahe geht. Auch die Unflätigkeit, mit der viele Menschen andere persönlich angreifen – ein Trauerspiel!

Wenn der Respekt verloren geht, dann gelten auch keine Argumente mehr und man kann schließlich nur noch resignieren und alles hinwerfen, weil diese Strömungen leider immer häufiger werden.

„Brannte uns nicht das Herz?“ Kleopas und sein Freund haben erfahren, dass Jesus sie in dieser elenden Zeit nicht alleine lässt. Er erklärt ihnen die Schrift. Das ändert zwar nichts an der Tatsache, dass nichts mehr so sein würde, wie es vorher war, es änderte aber alles in der Perspektive. Plötzlich tat sich eine neue Dimension auf, die sie vorher nicht kannten – der Blick über die Grenzen des Lebens und ihrer zeitlich begrenzten Wünsche hinweg. Wo nur mehr Asche war, begann es wieder zu brennen, weil sie mit einem Male wussten, dass Jesus trotzdem bei ihnen war, auch wenn sie ihn physisch nicht mehr wahrnehmen konnten. Sie verharrten schließlich nicht in der Resignation, sondern machten sich auf den Weg zurück nach Jerusalem. Waren sie vorher voll Trauer, so waren es nun die Eindrücke der Begegnung mit dem Auferstandenen, die sie erfüllten. Es war derselbe Weg, aber er fühlte sich nun ganz anders an. Schleppten sie sich vorher Kilometer für Kilometer, so war es nun wie ein heiteres Laufen, um die frohe Botschaft endlich los zu werden: „Er lebt!“ Und in Jerusalem angekommen, berichteten sie und hörten gleichzeitig staunend, was andere zu berichten wussten. Die Erfahrungen deckten sich. Kein Trugbild also, sondern Wirklichkeit!

Wenn wir von unseren Erfahrungen mit Gott erzählen, werden wir uns wundern, was uns erzählt wird und wir werden merken, dass wir nicht allein sind mit dem, was uns beschäftigt.

Das Erzählen der Erfahrungen mit Gott lässt jede Durststrecke zur Oase werden, weil wir SEINE Gegenwart dann spüren dürfen - auch wenn wir ihn nicht sehen.

Ich wünsche Ihnen einen Sonntag der Umkehr aus der Resignation!

Herzlich, Ihr P. Gerfried Sitar