Pfarre

St. Andrä im Lavanttal

Mainstream versus Überzeugung

Gedanken zum 21. Sonntag im Jahreskreis von Dechant P. Gerfried Sitar

Für wen halten mich die Leute?

Die Meinung der anderen ist uns wichtig und vielfach machen wir Handlungen in unserem Leben von der möglichen und zu erwartenden Reaktion anderer abhängig. Eine Ode an die Mode! Heutzutage aber noch mehr an die Medien und an die Trends! Sogar unser Bischof stellt sich diese Frage in seinem letzten Interview in der Kleinen Zeitung.

Wir wollen gut ankommen!

Zeitströmungen bestimmen unsere Lebensplanung und „der Style“ steuert unser Dasein. Jesus wollte mit seiner Frage die Jünger allerdings provozieren und sie zu einer klaren Stellungnahme herausfordern. Petrus bekennt: Du bist der Messias! Wir wissen aber auch, dass derselbe Petrus Jesus aus Menschenfurcht verleugnet hat. Sogar mehrfach. Trotzdem gibt Jesus diesem Simon den Auftrag „Fels“ – Petrus - zu sein. Das Bild des Stroms, der durch einen Felsen gebrochen wird, kommt uns dabei unweigerlich in den Sinn.

Das Vertrauen in Petrus macht auch uns, die wir nur zu gut um unsere eigene Feigheit wissen, Mut.

Die Meinungen über Jesus waren unterschiedlich und gegensätzlich – von Begeisterung bis zu totaler Ablehnung, sogar bis zum Hass. Das hat sich vom Damals zum Heute nicht verändert. P. Maximilian Kolbe hat es im KZ - im Angesicht des Todes - deutlich gezeigt: Einstehen für eine Überzeugung, auch wenn das das Leben kostet! Darum geht es! Nicht auf die allgemeine Meinung Rücksicht zu nehmen, sondern zu Lebensleitlinien zu stehen, auch wenn sich daraus massive Nachteile ableiten. Den Glauben in einer zunehmend säkularen Gesellschaft zu leben bedeutet in erster Linie, Standfestigkeit gegen Strömungen zu setzen, die das scheinbare Glück versprechen. Die Frage nach der allgemeinen Meinung wird immer mitschwingen, verliert aber dort an Bedeutung, wo wir aus einer inneren Begeisterung leben und davon erfüllt sind.

Wer Fels sein möchte, muss in die Tiefe gehen und nach unten breit werden.

Das setzt eine stete Suche nach dem eigenen Ich voraus und einen gut geformten Charakter. Mitschwimmer gibt es in großer Zahl und vor allem solche, die Kreuzigungen fordern, wenn es um den eigenen Vorteil geht. Wir erleben das in allen Bereichen unseres Alltags – in der Wirtschaft, in der Politik, in den Familien – und am Bittersten: auch in der Kirche. Das eigene Wohlergehen und Fortkommen ist heilig und dafür verbiegen sich manche in alle Richtungen. Authentisch sein im Heute heißt allerdings, sich nicht anzubiedern, sondern für Werte einzustehen und alternative Perspektiven aufzuzeigen, wenn düstere Prognosen den Mainstream bilden und die Gesellschaft vergiften. Es heißt vor allem, dass wir den Umgang mit dem Nächsten in schwierigen Zeiten auf den Prüfstand stellen – stehe ich für Verlässlichkeit oder heule ich mit den Wölfen? Was habe ich anzubieten, damit ich einen Beitrag zur Veränderung leiste? Das gilt auch - und vor allem - für die Kirche der Gegenwart.

Wenn Jesus mir heute die Frage stellen würde „Für wen halten mich die Menschen. Für wen hältst du mich?“ Was würde ich darauf wohl antworten?

Vielleicht ist dieser Sonntag der Anlass, darüber nachzudenken, wie es mir persönlich mit dieser Frage geht.

Ich wünsche Ihnen ZEIT, um NACHZUDENKEN und NEU AUFZUBRECHEN!

Herzlich, Ihr P. Gerfried Sitar