Pfarre

St. Andrä im Lavanttal

Herz ist Trumpf!

Gedanken zum Christkönigssonntag von Dechant P. Gerfried Sitar

Wer ist der wahre König?

Immer wieder liest man von kleinen Fehlern Prominenter, die via Twitter, Insta oder Facebook höhnisch kommentiert und lächerlich gemacht werden. Das ist eine ganz üble Unkultur unserer Tage, weil sie nicht zum friedlichen Zusammenleben der Menschen beiträgt und schon gar nicht einer gediegenen Diskussionskultur dient. Jeder gibt – meist anonym hinter einem nicht nachvollziehbaren Nicknamen - zu allem seinen „Senf“ hinzu und merkt selbst nicht, dass er eigentlich ein armes Würstchen ist, wenn er dies nötig hat.

Wer ständig den Finger in Wunden anderer legen muss, der hat offensichtlich nicht begriffen, dass das Leben nicht aus destruktiver und zynischer Kritik besteht, sondern aus dem Bemühen, aus Fehlern zu lernen und der damit verbundenen Anstrengung, es künftig besser machen zu wollen.

Der Mensch ist nun eben nicht perfekt, was auch gut so ist!

Nicht minder gefährlich für die echte Lebenskultur sind die Boulevard-Medien (wobei eine Zuordnung heute absolut schwierig geworden ist, weil kaum ein Blatt noch echte journalistische Qualität aufweist). Auch dort wird alles kommentiert und mit erschreckender Regelmäßigkeit aus Mücken Elefanten und Großaufreger gebastelt, die uns die wesentlichen Themen der Gegenwart gerne vergessen lassen. Nicht selten sind es „Journalisten“ mit mäßiger Bildung, die sich an äußerst diffizile Themen wagen, von denen sie, gelinde ausgedrückt, nicht den Funken einer Ahnung haben. Durch große Auflagen ihrer Gazetten werden sie aber so zu „Influencern“, die Meinungen prägen, die einem Fortkommen der Menschheit allerdings völlig kontraproduktiv entgegenstehen. Obwohl wir in einer Empörungsgesellschaft leben, haben wir es verlernt, den kritisch prüfenden Blick anzuwenden. Dem Mainstream darf nicht widersprochen werden, weil das automatisch zum ins „Out“ Katapultieren der eigenen Person führt. Brav mit dem Strom schwimmen und nicht anecken ist die Devise für ein vermeintlich glückliches Leben. Das mahnende Wort der Heiligen Schrift „Es ist Zeit, vom Schlaf aufzustehen!“ (Röm 13,11) wird leichtfertig in den Wind geschlagen und die Menschheit schließlich von einem Tornado ergriffen, dessen Spirale immer weiter nach Unten zieht und nicht mehr kontrollierbar ist. Angst macht sich breit!

Angst hat immer schon Entwicklung verhindert, weil sie Enge und nicht die Weite gefördert hat.

Ich erschrecke, wenn ich durch die Straßen gehe und manchen Blick wahrnehme, der durch Angst versteinert ist. Das ist beinahe gruselig. Die Menschen werden zunehmend aggressiver – allein im täglichen Straßenverkehr. Warum nur werden unsere Medien nicht mehr dazu genützt, positive Stimmung zu verbreiten und den Menschen Mut zu machen? Das gilt insbesondere in Zeiten, wo wieder Maßnahmen beschlossen wurden, die das gesellschaftliche Leben auf ein Minimum reduzieren und tiefe Einschnitte in das Persönlichkeitrsrecht nach sich ziehen. Die Gefahr der Depression greift rasant um sich und nimmt schleichend und kaum merkbar Wohnung mitten unter uns. Weit fort gewähnt, sitzt sie plötzlich am täglichen Tisch und nagt am Sein, das oft unbemerkt zum Schatten des Wirklichen wird. Es wäre Aufgabe der Medien und unserer oft so gepriesenen Kommunikationsgesellschaft, die Menschen zu ermutigen, das Haupt zu erheben und an ein sieghaftes Ostern zu glauben. Dabei steht gerade erst Weihnachten auf dem Spiel. Die schlimmere Katastrophe, wenn es heuer „entfällt“, wohl für die, die nicht glauben (zumindest oft gar nicht mehr wissen, dass wir die Geburt Christi feiern) als für die, die gelernt haben, ihr Herz zur Krippe werden zu lassen. Es wird Weihnachten auch heuer – vielleicht ohne Geschäfte und den üblichen Stress. Der ganze Kitsch würde plötzlich Sondermüll, der keine Verwendung hat. Was allerdings bleibt, ist die Wärme, die Menschen einander schenken, ohne dass sie dafür moderne Kommunikationsgeräte beanspruchen müssen. Vielleicht hat das Jesus gemeint, als er die Geschäftetreiber aus dem Tempel stieß. Und vielleicht ist es genau dieser Umgang miteinander, den Jesus meinte, als er vom Geringsten gesprochen hat. "Was du all jenen getan hast, das hast du mir getan!"

Leben geschieht im ehrlichen und persönlichen Austausch. Darüber dürfen wir uns von aller Bildschirmprofessionalität und gestreamter Scheinpräsenz nicht hinwegtäuschen lassen. Wir müssen Menschlichkeit nicht irgendwo liken, damit sie wirklich ist, sondern sie einfach leben im ICH und DU und im WIR und vor allem im ALLTAG.

Wenn wir das immer wieder versuchen, dann müssen wir uns auch heuer keine Sorgen um Weihnachten machen, denn Gott muss weder in Quarantäne, noch muss er einen Cornona-Test machen, um unter uns von Neuem Mensch zu werden.

Ich wünsche Euch, dass Ihr Euch gegenseitig - bei aller (vor allem auch menschlicher) Kälte - dieser Tage wärmt.

Herzlich, Euer P. Gerfried Sitar