Pfarre

St. Andrä im Lavanttal

Genießbar aus der Wärme des Lichts!

Gedanken zum Weihnachtsfest von Dechant P. Gerfried Sitar

Die letzten Worte Johann Wolfgang von Goethes waren: Mehr Licht!

Licht brauchen wir Menschen, um zu leben, Licht braucht unsere Natur, um lebendig zu sein und Licht brauchen wir, um die Orientierung nicht zu verlieren. In dieser dunklen Zeit des Winters klagen viele darüber, dass es so früh finster wird. Dabei hat die Dunkelheit etwas Besonderes, sie lässt das Licht wirken. Die Weihnachtsbeleuchtung in den Städten und Dörfern oder die Kerzen, die wir in diesen Tagen gerne anzünden, schaffen eine Atmosphäre des Zusammenrückens und der Behaglichkeit. Trotz der Kälte der vierten Jahreszeit wird uns zu Weihnachten oft erst bewusst, wie kalt das Zwischenmenschliche mitunter geworden ist, auch wenn das Barometer auf Sonnenschein zeigt. Die Stimmung von Weihnachten schafft ein wenig mehr Achtsamkeit im Umgang miteinander. Alle Jahre wieder feiern wir Weihnachten und alle Jahre wieder gehen wir schon wenige Tage danach zum Alltag über.

Die Undankbarkeit schafft meist den Nährboden für die eigene Unzufriedenheit.

Eine Frau war so unzufrieden mit ihrem Leben, dass sie nichts Positives mehr finden konnte, was ihr Freude bereitete. Alles war besser und schöner als das, was sie selber hatte. Sie hatte gehört, dass es am Ende der Welt einen Ort geben würde, an dem alles besser wäre und wo das Glück daheim sein würde. So machte sich die Frau auf den Weg, um diesen Ort zu suchen. Sie erlebte vieles. Zeitweise kam sie an die Grenzen ihrer Kraft und wollte aufgeben. Als sie aber glaubte, dem Ziel nahe zu sein, machte sie sich mit letzter Kraft auf und kam schließlich an den Ort, von dem ihr ein Weiser gesagt hatte, dass sie das Glück und die Zufriedenheit finden würde. Erschöpft brach sie zusammen. Als sie erwachte, fand sie sich in ihrem eigenen Zuhause wieder und erkannte, dass sie das Glück über allem Jammern übersehen hatte. Und sie spürte plötzlich Zufriedenheit, weil sie dankbar war.

Eine Geschichte? Mag sein! Aber sie ist ein Spiegel für unser Leben. Wir sind mit einer derartigen Geschwindigkeit auf dieser Autobahn zwischen Wiege und Bahre unterwegs, dass uns oft die Zeit zum Parken in der Sonne fehlt. Ich denke, Weihnachten ist eine gute Möglichkeit, um sich daran zu erinnern und vielleicht etwas zu verändern. Ein Mensch, der genießen kann – ohne faul oder berechnend zu sein – wird auch genießbar werden. Und wer das ist, genießbar für die anderen, dem geht ein Licht auf und er wird in seinem Lebensumfeld ein wenig Licht sein können.

Ich wünsche Euch gesegnete Weihnachten im Genießbasein des Lichts!

Herzlich, Euer P. Gerfried Sitar