Pfarre

St. Andrä im Lavanttal

Einmal Emmaus und zurück, bitte!

Gedanken zum Ostermontag

Alles ist aus. Vorbei! Die Träume sind zerbrochen und die Welt ist aus den Fugen geraten. Zu gut können wir diese Stimmung der beiden Jünger nachvollziehen, die sich enttäuscht und verbittert von Jerusalem nach Emmaus auf den Weg gemacht haben. Ihr Reisebegleiter war die Resignation. Auch wir erleben solche Momente, wo Kraft und Einsicht uns entgleiten und wir viele WARUM Gott entgegenfragen. Gerade im gegenwärtigen Sein. Alles ist ungewiss. Viele bangen um das, was sie sich mühsam aufgebaut haben, andere haben Angst, Opfer zu werden und wieder andere kommen mit dem Alleinsein nicht zurecht, sie fühlen sich begraben.

So sehr waren die beiden Jünger mit ihren Verwundungen und mit sich selbst beschäftigt, dass sie Jesus nicht erkannten, als er sich zu ihnen gesellte und ihnen den Sinn der Schrift erklärte. Erst das Zeichen des gebrochenen und geteilten Brotes öffnete ihnen die Augen.

„Brannte uns nicht das Herz?“

Wenn das Feuer der Begeisterung erlischt, dann bleibt oft nur Asche übrig, die den Blick trübt. Alles ist negativ und hat seinen Glanz verloren. Die Geschichte der beiden Jünger zeigt uns aber, dass das Erkennen Jesu mehr ist, als bloß mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Wer das Auge seines Herzens nicht wach hält, wird das Wesentliche nicht erkennen.

Die Blindheit, unter der wir heute vielfach leiden, ist das übersättigt Sein durch eine Fülle von Eindrücken und Wünschen, die unser Leben bestimmen.

Wir sind mit uns und unserem Vorankommen so sehr beschäftigt, dass uns nicht selten der Lebenswert verloren geht. Wir rennen den Lebensträumen hinterher, die immer größer und unereichbarer werden, bis wir zu einem Punkt kommen, wo nichts mehr geht. Heute nennt man das häufig „Burnout“. Nichts brennt mehr – am wenigsten das Herz! Alles scheint unter einer dicken Schicht Weltschmerz verschüttet zu sein. Wie die Jünger von Emmaus sind wohl auch wir auf der Flucht – vielleicht vor uns selbst und den entscheidenden Fragen an unser eigenes Leben und wir haben mitunter den Blick für das Wichtige verloren.

Vielleicht erleben wir gerade einen solchen Gang nach Emmaus. Vertrautes verändert sich dramatisch, wir werden sehr unsanft auf das Wesentliche gestoßen, die mondänen Ablenkungen des Alltags fehlen und wir müssen uns gezwungenermaßen wieder mit uns selber beschäftigen.

Dann und wann begleitet jemand unseren Weg und erzählt uns vom Sinn ....

„Brannte uns nicht das Herz?“ Vielleicht erkennen wir SEINEN Blick in den Augen unserer Mitmenschen, wenn unser Herz wachsam dafür ist.

Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten Ostermontag!

Herzlich, Ihr

P. Gerfried Sitar