Pfarre

St. Andrä im Lavanttal

Durch die Tränen zum Glück

Gedanken zum 22. Sonntag im Jahreskreis von Dechant P. Gerfried Sitar

Mit Leid können wir sehr schwer umgehen. Das wird uns auch jeden Tag gezeigt: Todesopfer durch Verkehr, Krankheit, Drogen oder Gewalt, schwere Schicksalsschläge, die Menschen verbittern lassen. Warum geht im Leben nicht immer alles glatt?

Auch die Jünger Jesu kamen mit der Tatsache des Leidens nicht zurecht. Das Elend passt so gar nicht in unser Bild der heilen Welt.

Wir Menschen tendieren dazu, Gott für Schicksalsschläge und schwere Zeiten verantwortlich zu machen.

„Wie kannst Du das bloß zulassen, Gott!“

rufen wir ihm in solchen Momenten zu, während wir uns von ihm abwenden. Ein Gott, der das Leid zulässt, kann kein Gott der Liebe sein, der das Gute will! Das war wohl auch das Denken des Petrus, als Jesus über sein Leiden sprach und Petrus dieses verhindern wollte. Dafür allerdings erntete er eine herbe Abfuhr. „Weg von mir, Satan!“ Das Angenehme anzunehmen, fällt uns sehr leicht. Dafür sind wir selbst verantwortlich – aber für das Übel, da braucht es immer einen Schuldigen.

Ohne Leiden und Tod hätte es allerdings keine Auferstehung und kein Leben danach gegeben. Jesus lehrt uns, dass sich das Annehmen des Leidens lohnt, da das Unheil zum Segen werden kann und das Verletzte das Fundament der Heilung darstellt. Das Leid ist allerdings auch oft der Prüfstein, der zu einer entscheidenden Wende führt. Bei Freundschaften zeigt sich in schwierigen und bis an die Grenzen der Belastung gehenden Situation, welche echt und welche nur oberflächlich sind oder gar verräterisch und hinterhältig, Beziehungen reifen in schwierigen Wegstrecken und auch der Fortschritt im Glaubensleben führt oft durch bittere Tränentäler. Die Geschichte offenbart uns, dass Zeiten des Leids die Menschen mehr zusammenrücken ließen und ihnen den Blick auf Gott wieder neu öffneten.

Das Ziel unseres Glaubens ist das ewige Leben. Ewiges Leben ist jedoch nur dann möglich, wenn endliches Leben endet.

Das Verständnis dafür ist allerdings der Logik unserer Lebensvorstellung entzogen. Jesus hat uns vorgelebt, dass sein Weg zum Leben auch durch Leiden und Tod ging – „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ - und kein anderer Weg sonst dorthin geführt hätte. Später hat das auch Petrus verstanden .... und er ging diesen Weg selbst und das diesmal sehr mutig, obwohl er zuvor aus Angst vor dem Tod davongelaufen war und sich hinter verschlossenen Türen versteckte.

Ich wünsche Ihnen allen einen Sonntag des Nachdenkens über Unglück und Glück und das Leben, zu dem wir alle unterwegs sind.

Herzlich, Ihr P. Gerfried Sitar