Organisation

Kirchenentwicklung Katholische Kirche Kärnten

Weil Gott Liebe ist ... Grundorientierung der Katholischen Kirche Kärnten

Für eine Welt – in der die Menschen füreinander da sind

<a  data-cke-saved-href=“https://www.kath-kirche-kaernten.at/images/downloads/grundorientierung-dt-slo-doppelseiten-web.pdf“ href=“https://www.kath-kirche-kaernten.at/images/downloads/grundorientierung-dt-slo-doppelseiten-web.pdf“ target=“_blank“>PASTORALE GRUNDORIENTIERUNG – OSNOVNA PASTORALNA USMERITEV - LINK zur PDF-DATEI</a>
PASTORALE GRUNDORIENTIERUNG – LINK zur PDF-DATEI (DT)
PASTORALE GRUNDORIENTIERUNG – OSNOVNA PASTORALNA USMERITEV - LINK zur PDF-DATEI (DT/SLO)

Weil Gott Liebe ist …
Für eine Welt – in der die Menschen füreinander da sind

Grundorientierung der Katholischen Kirche Kärnten

Vorwort von Bischof Josef Marketz

Wir leben in einer Zeit des Wandels. Das bedeutet auch für die Kirche in Kärnten und in der Welt große Veränderungen. Wir wollen unserem biblischen Auftrag nachkommen, Salz der Erde zu sein und Liebe in die Welt zu bringen. Daher müssen wir den Anforderungen der Gegenwart gerecht werden und Wege in die Zukunft beschreiten.

„Weil Gott Liebe ist … Für eine Welt – in der die Menschen füreinander da sind.“ Unter diesem Motto haben wir als Katholische Kirche in Kärnten einen Entwicklungsweg begonnen. Inspiriert wurden wir von Papst Franziskus, der uns zu einem achtsamen Hinhören ermutigt, der vielen Stimmen Raum gibt und die Verbundenheit weltweit stärkt.
Die nun vorliegende „pastorale Grundorientierung“ bringt in 18 Themenfeldern zum Ausdruck, was Menschen auf dieser ersten Etappe der Kirchenentwicklung rückgemeldet haben und welche Richtung wir als Katholische Kirche in Kärnten einschlagen wollen. Viele Menschen aus ganz Kärnten haben sich daran aktiv beteiligt, wofür ich sehr dankbar bin!
Die „pastorale Grundorientierung“ ist das Fundament, auf dem die Kirche Kärntens in den nächsten Jahren aufbaut. Auf dieser Basis werden strategische pastorale Ziele entwickelt und der dafür notwendige und mögliche finanzielle und personelle Rahmen festgelegt. Dadurch wird der Weg der Umsetzung klarer und verbindlicher.
Die Grundorientierung beinhaltet Haltungen und Einstellungen, die so zentral sind, dass sie sich wie ein roter Faden durch den Text ziehen und eine Vorgabe für die gesamte Kirchenentwicklung darstellen. Als katholische Christinnen und Christen in Kärnten wirken wir an einer Kirche mit, die
❖ glaubensstark und missionarisch,
❖ spirituell und caritativ,
❖ innovativ und nachhaltig,
❖ synodal und partizipativ ist.

Welche Richtung geben diese acht Begriffe vor?

  • Unsere Glaubensstärke wird erfahrbar, wenn Menschen merken, dass Gott wirklich unter uns wohnt. Durch den Glauben an ihn finden wir Kraft und können die Spannungen und Widersprüche des Lebens aushalten. Indem wir unsere Hoffnung mit anderen Menschen teilen, bauen wir Brücken.
  • Eine missionarische Kirche geht hinaus in die Welt in der Überzeugung, dass wir nicht schweigen können über die frohe Botschaft, die uns erfüllt. Wir laden Menschen ein, dass sie bei uns einkehren und Gastfreundschaft erfahren.
  • In unserem spirituellen Leben folgen wir der Einladung Gottes, ihn in allen Dingen zu suchen und zu finden. Darin fühlen wir uns mit Menschen verbunden, die nach dem Ursprung und Ziel ihres Lebens fragen. Als Gemeinschaft der Glaubenden erfahren wir Gottes Zuwendung besonders in seinem Wort und im Gottesdienst.
  • Durch unser caritatives Handeln wird deutlich, dass Gottes Liebe zum Maßstab unseres Lebens und Wirkens geworden ist – wer bei Gott eintaucht, taucht bei den Bedürftigen wieder auf. Eine Kirche, die dieser Spur folgt, nimmt die Not und Angst der Menschen wahr, steht ihnen zur Seite und bietet ihre Hilfe an.
  • Als Kirche sind wir innovativ, weil der Glaube ein lebendiges Geschehen ist und uns dazu drängt, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen. Daher suchen wir in allen Bereichen kirchlichen Lebens neue Wege, um von Gott zu erzählen und in seinem Sinne zu handeln.
  • Wir gehen mit der Schöpfung, die Gott als der Urheber allen Lebens uns anvertraut hat, behutsam und nachhaltig um. Wir respektieren das geistige und materielle Erbe der christlichen Tradition. Wir sind bemüht, zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen und lassen uns dabei vom Geist Gottes leiten.
  • Als Kirche synodal zu leben, heißt, dass wir gemeinsam auf dem Weg sind. Darum pflegen wir ein wertschätzendes Miteinander, hören aufeinander, begreifen die Vielfalt der Lebensentwürfe als Geschenk und Herausforderung und suchen die Einheit.
  • Vom Evangelium her bedeutet partizipativ: Wir sind in der Taufe zum Leib Christi geworden und haben teil an seiner Sendung. Das bedeutet auch eine aktive Teilhabe der Gläubigen am kirchlichen Leben auf unterschiedlichsten Ebenen. Wir entdecken gemeinsam bestehende Freiräume, in denen sich Menschen an kirchlichen Entscheidungsprozessen beteiligen.

Weil Gott Liebe ist, lädt er uns ein, an einer Welt zu bauen, in der Menschen füreinander da sind. Eine Kirche, die sich darauf einlässt, ist ein Zeichen der Hoffnung, des Friedens und der Versöhnung. Möge es uns dadurch gelingen, den Menschen in diesem Land Gottes Liebe noch stärker erfahrbar zu machen und das Miteinander zu vertiefen.

1. Aus dem Geschenk des Glaubens leben

„Auf guten Boden ist das Wort bei denen gesät, die es hören und aufnehmen und Frucht bringen.“ (Mk 4,20)

Im Gleichnis vom Sämann macht uns Jesus zu seinen Mitarbeiter:innen beim Aussäen des Wortes. Zugleich lehrt er uns, dass es nicht in unserem Ermessen ist, wo diese Saat aufgeht. (siehe Mk 4,1-9.13-20)

Die biblische Botschaft hilft den Menschen, dass sie ihr Leben deuten und Sinn erfahren. Christ:innen pflegen ihre Gottesbeziehung und vermitteln auf der Grundlage von Glaube, Hoffnung und Liebe die heilsame Kraft des Glaubens. Vom Heiligen Geist geleitet, begegnen sich Menschen so, dass sie in diesem Dialog die Botschaft des Evangeliums neu entdecken. So werden Hoffnung, Orientierung und Lebensfreude erfahrbar. Die Inhalte des Glaubens werden erschlossen, vertieft und mit den Erkenntnissen der Wissenschaften, Weltanschauungen und mit den Kulturen ins Gespräch gebracht.

Konkretisierungen:

  • a. Wir geben Zeugnis über unseren persönlichen Glauben, bieten Menschen Raum, über ihren Glauben zu sprechen und laden sie zur Glaubensvertiefung ein.
  • b. Wir erschließen die heilsame Bedeutung der Sakramente und deuten sie im persönlichen Lebenszusammenhang.
  • c. Die Botschaft Jesu, Fragen des Glaubens und kirchliche Positionen werden in das Gespräch mit den Menschen und in den öffentlichen Diskurs eingebracht.
  • d. Pfarren, geistliche Bewegungen und Religionslehrer:innen tauschen sich untereinander und mit Vertreter:innen anderer christlicher Kirchen und Religionsgemeinschaften über ihren Glauben und ihre Erfahrungen in der Glaubensvermittlung aus, lernen voneinander und setzen Initiativen vor Ort.
  • e. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen werden durch spezielle Angebote unterstützt, das Wort Gottes den Menschen in zeitgemäßer Sprache näherzubringen.
  • f. In Alltagssituationen, in der Familie, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum sind wir offen für ein Gespräch über den Glauben.
  • g. Vertreter:innen der Kirche suchen den regelmäßigen Austausch mit Vertreter:innen der Religionsgemeinschaften, der Bildungseinrichtungen, mit Kulturschaffenden und Verantwortlichen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Dafür werden gemeinsam Bildungs- und Begegnungsformate entwickelt.

2. Kirche als Gemeinschaft

„Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,34-35)

Jesus wäscht seinen Jüngern beim Abschiedsmahl die Füße, um ihnen ein Zeichen zu geben, wie sie aneinander handeln sollen. (siehe Joh 13,1-17)

Jeder Mensch ist von Gott bedingungslos angenommen und geliebt. Diese Zusage leitet uns als Christ:innen in unserem Leben und Handeln, besonders in unserer Bereitschaft zur Vergebung und Versöhnung. Unsere Umgangsformen sowie das Reden miteinander und übereinander sind von Verständnis, Wertschätzung und Respekt geprägt. Unsere Gemeinschaften werden als Orte der Offenheit, Begegnung und Gastfreundschaft erlebt.


Konkretisierungen:

  • a. Wir begegnen allen Menschen mit Achtung und heißen sie in unserer Gemeinschaft willkommen. Jede und jeder wird unabhängig von Herkunft, Lebensentwurf oder sexueller Orientierung angenommen.
  • b. Geschiedene und Wiederverheiratete sind eingeladen, sich in das Leben der Kirche einzubringen.
  • c. Wir unterstützen Menschen dabei, einander zu begegnen, bieten Familien, Kindern und Jugendlichen Raum, ermöglichen ihnen Gemeinschaft und laden sie ein, mit Gott in Kontakt zu kommen.
  • d. Kirchliche Mitarbeiter:innen – über alle Hierarchieebenen hinweg – pflegen ein vom Geist der Liebe getragenes, freundliches Miteinander. Dieses ist von Wohlwollen und gegenseitiger Unterstützung geprägt. Konflikte werden offen und ehrlich ausgetragen. Wir achten auf eine lösungsorientierte Fehler- und Lernkultur.
  • e. Kriterien einer gastfreundlichen Pfarrgemeinde werden entwickelt und umgesetzt. Dazu gehören die Erreichbarkeit und ein Begrüßungsdienst für Neuzugezogene.
  • f. Schutzkonzepte für Kinder, Jugendliche und schutzbedürftige Personen werden von allen kirchlichen Stellen erarbeitet und in Kraft gesetzt. Betroffenen von sexualisierter Gewalt und geistlichem Machtmissbrauch werden Hilfe und Unterstützung angeboten. Vergehen werden geahndet, strafrechtlich Relevantes wird den staatlichen Behörden gegenüber zur Anzeige gebracht.
  • g. Für Menschen, die sich von uns nicht korrekt behandelt fühlen, wird ein Beschwerdemanagement eingeführt. Auch Kinder und Jugendliche erhalten entsprechende, niederschwellige Möglichkeiten, sich zu äußern und gehört zu werden.
  • h. Ältere Menschen, die sich alters- und/oder krankheitsbedingt nicht mehr aktiv einbringen können, werden besucht, über das pfarrliche Leben informiert und erfahren durch die Feier der Krankenkommunion, dass sie auch weiterhin Teil der Gottesdienstgemeinschaft sind.

3. Zweisprachigkeit in unserer Diözese

„Wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.“
(Apg 2,11)

Der Geist Gottes führt Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft zusammen, hilft ihnen, sprachliche Grenzen zu überwinden und eint sie zum Volk Gottes, das aus vielen Völkern und Nationen besteht. (siehe Apg 2,1-11)

Der Glaube an Jesus Christus führt Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft zum einen Volk Gottes zusammen. Durch die Jahrhunderte kommunizieren Menschen in Kärnten in deutscher und slowenischer Sprache und prägen so das gesellschaftliche und kulturelle Leben. Dies gilt auch für das Leben der Kirche, in der in beiden Sprachen der Glaube verkündet und gefeiert wird. Der Reichtum der Zweisprachigkeit besteht darin, dass sie ergänzende Sichtweisen auf das Leben und den Glauben eröffnet und dabei hilft, kulturelle Unterschiede als Chance zu verstehen. Die Sorge um den Erhalt und die Weiterentwicklung des zweisprachigen Charakters der Pfarren und des Landes liegt in der Verantwortung beider Sprachgruppen und ist daher ein besonderer Auftrag für die Kirche in Kärnten.


Konkretisierungen:

  • a. Die zweisprachige Seelsorge wird sichergestellt und ist auf alle Bereiche der Pastoral bezogen. Jeder Mensch soll im zweisprachigen Gebiet die Möglichkeit haben, mit kirchlichen Mitarbeiter:innen in seiner Sprache zu kommunizieren.
  • b. In zweisprachigen Pfarren wird in gegenseitiger Wertschätzung der Kultur und Sprache gemäß den örtlichen Gegebenheiten und der Zusammensetzung der Gottesdienstgemeinde die Liturgie in beiden Landessprachen gefeiert.
  • c. Bei diözesanen Gottesdiensten und Veranstaltungen ist die Zweisprachigkeit ein integraler Bestandteil.
  • d. Pfarrgemeinderät:innen, hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen setzen sich in den Pfarren für ein gutes Miteinander in beiden Sprachen ein.
  • e. Wir fördern Möglichkeiten, dass Menschen über ihren Glauben und ihr Leben in ihrer Muttersprache ins Gespräch kommen.
  • f. Für die Weitergabe des Glaubens werden Druckwerke und digitale Medien in beiden Landessprachen zur Verfügung gestellt.
  • g. Wir unterstützen Menschen bei der Entfaltung ihrer sprachlichen und kulturellen Identität.

4. Im Gespräch miteinander und mit der Welt

„Sie erzählten alles, was Gott mit ihnen zusammen getan hatte.“ (Apg 15,4)

Das sogenannte Apostelkonzil in Jerusalem zeigt beispielhaft auf, wie schwierige Entscheidungen im Vertrauen auf den Heiligen Geist gemeinsam getroffen werden können. (siehe Apg 15,1-35)

Die Kirche teilt Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen. Christ:innen nehmen die Zeichen der Zeit wahr und deuten sie im Licht des Evangeliums. Sie suchen das Gespräch, lernen von den Erkenntnissen und Erfahrungen ihrer Gesprächspartner:innen und bringen ihrerseits die befreiende Botschaft des Evangeliums ein. In der Kirche und im Dialog mit der Gesellschaft erfahren Menschen, dass sie gemeinsam auf dem Weg sind, das Leben miteinander teilen und an Entscheidungen beteiligt werden.


Konkretisierungen:

  • a. Wir hören den Menschen zu und entwickeln Kommunikationsformen, die es ermöglichen, an kirchlichen Orientierungs- und Entscheidungsprozessen teilzuhaben.
  • b. Über kirchliche Vorgänge wird offen und transparent kommuniziert. Alle Personen, die an einem Vorgang beteiligt sind, werden entsprechend und zeitgerecht informiert.
  • c. Wir nutzen wichtige Foren der Kommunikation, auch im Bereich der sozialen Medien, professionell und zielgruppengerecht. Kirchliche Medien sind ein wesentliches Instrument der Pastoral.
  • d. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen besuchen Bildungsangebote im Bereich Kommunikation, (Selbst-)Reflexion, Persönlichkeitsentwicklung, Teamarbeit und Herzensbildung.
  • e. Es wird eine Kommunikationsstrategie entwickelt. Die Öffentlichkeit wird in verständlicher Sprache authentisch über die christliche Botschaft und das kirchliche Leben informiert.
  • f. Wir pflegen das Gespräch mit Meinungsbildner:innen und Medienvertreter:innen. Mit Vertreter:innen der Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft treten wir in einen wertschätzenden Dialog.
  • g. Seelsorger:innen begleiten Menschen mit Gesprächen und geistlichen Angeboten.
  • h. Es werden Diözesanpartnerschaften eingegangen. Die Begegnung und der Erfahrungsaustausch mit Christ:innen aus anderen Regionen der Welt werden gefördert.

5. Gottesdienste und Feste im Kirchenjahr

„Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“ (Lk 24,32)

Der Auferstandene deutet den Jüngern die Heilige Schrift und bricht ihnen das Brot. (siehe Lk 24,13-35)

Gottesdienste und die Feste im Jahreskreis prägen das kirchliche Leben. Sie bieten den Menschen Halt, Heimat sowie die Erfahrung von Gemeinschaft und öffnen sie für die Begegnung mit Gott. Zugleich wird ihnen darin die Zuwendung Gottes in seinem Wort, in den Sakramenten und anderen heiligen Zeichen geschenkt. Dies findet seinen Ausdruck in der sorgsamen Pflege des liturgischen und spirituellen Lebens, vor allem der sonntäglichen Feier der Eucharistie, in der Vielfalt gottesdienstlicher Formen, der musikalischen Gestaltung sowie der aktiven Teilnahme aller Gläubigen.


Konkretisierungen:

  • a. Pfarren bzw. Pfarrverbände arbeiten zusammen, um würdige Gottesdienste von Festen und geprägten Zeiten (Fasten- und Osterzeit, Advents- und Weihnachtszeit) zu ermöglichen und stimmen sich im Blick auf den Anlass und die Mitfeiernden ab. Örtliche Vereine und öffentliche Einrichtungen werden in die Planung von gemeinsamen Schwerpunkten im Kirchenjahr eingebunden; lokale Traditionen werden geachtet.
  • b. Priester, Diakone, Lektor:innen, Akolyth:innen und Leiter:innen von Gottesdiensten sorgen für eine Vertiefung ihrer liturgischen Spiritualität und bilden sich liturgisch und im Predigtdienst weiter.
  • c. Alle in der Liturgie Tätigen einer Pfarre oder Gottesdienstgemeinde reflektieren zumindest einmal im Jahr die liturgische Praxis, pflegen die Vielfalt liturgischer Feiern, bilden sich regelmäßig gemeinsam weiter und gewinnen Gläubige, liturgische Dienste zu übernehmen. Dies schließt auch Angebote der liturgischen Bildung für alle Interessierten ein.
  • d. Gläubige werden für den liturgischen Leitungsdienst ausgebildet und als Wortgottesdienstleiter:innen und als Leiter:innen von Segensfeiern, Begräbnissen und anderen liturgischen Feiern eingesetzt. Im Rahmen der liturgischen Ordnung werden theologisch qualifizierte Christ:innen zum Predigtdienst eingesetzt bzw. Gläubige um ein Zeugnis gebeten.
  • e. Auf Pfarr- und Diözesanebene wird der Pflege der liturgischen Musik große Aufmerksamkeit geschenkt. Es wird darauf geachtet, dass sich durch eine Vielfalt musikalischer Ausdrucksweisen unterschiedliche Altersgruppen, besonders Kinder und Jugendliche, angesprochen fühlen.
  • f. Gottesdienstzeiten werden so gestaltet, dass eine würdige Feier möglich ist, die Bedürfnisse der Gläubigen berücksichtigt werden und Raum für die Begegnung geschaffen wird.
  • g. Wir legen Wert auf eine zeitgemäße und den Menschen verständliche Gestaltung von liturgischen Feiern. Liturgische Feiern aller Art werden verstärkt in den Lebenskontexten der Menschen angeboten.
  • h. Auf die Feier der Eucharistie, die das Kernstück unseres Glaubens ist, wird besonderer Wert gelegt.

6. Spiritualität und Berufungspastoral


„Kommt und seht! – Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm.“ (Joh 1,39)

Der Evangelist Johannes zeigt einen Weg auf, wie Menschen zur Gemeinschaft mit Christus gelangen und andere zu ihm hinführen.
(siehe Joh 1,35-51)

Der christliche Glaube bezieht seine Lebendigkeit aus dem inneren Austausch mit Gott. Christus ruft alle Getauften, den Glauben auf ihre persönliche Weise zu leben. Menschen finden in der Kirche Möglichkeiten, ihr geistliches Leben zu entdecken und zu praktizieren. Dort werden ihnen Aufmerksamkeit und Begleitung angeboten und die Sakramente als Zeichen des Wirkens Gottes für ihr Leben erschlossen. Die Klärung der Berufung zu einem besonderen Dienst erfolgt durch die Teilnahme am geistlichen und caritativen Leben der Kirche.


Konkretisierungen:

  • a. Geistliche Initiativen und Gruppen werden gefördert und dabei unterstützt, dass Menschen, besonders Kinder und Jugendliche, durch sie in der Kirche Heimat finden und einen Weg des Glaubens gehen können.
  • b. Männer und Frauen, die ihre Berufung zum Christsein entdecken oder neu leben möchten, finden spirituelle Angebote vor. Gemeinschaften und geistliche Orte werden eingeladen, sich für Menschen zu öffnen, die an einer Auszeit, Einkehrtagen oder Exerzitien teilnehmen möchten.
  • c. Gläubige, die den Ruf verspüren, Christus als Priester, Diakon, Mitarbeiter:in in einem pastoralen Dienst oder als Ordenschrist:in nachzufolgen, finden ein wohlwollendes Umfeld vor. Es werden ihnen Raum und Zeit zur Klärung und Entfaltung ihrer Berufung sowie Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung angeboten.
  • d. Die Taufbewerber:innen werden in den Pfarren bzw. Regionen gemeinsam auf die Taufe vorbereitet und über den Tauftag hinaus geistlich begleitet.
  • e. Mitarbeiter:innen in der Seelsorge werden dazu befähigt, Glaubenden und Suchenden die christliche Botschaft zu erschließen. In allen Regionen gibt es das Angebot der geistlichen Begleitung.
  • f. In Pfarren und Gruppen wird durch besondere Gebetsformen und die eucharistische Anbetung die Bitte um geistliche Berufungen regelmäßig vor Gott gebracht. Priester und Ordensangehörige werden auf ihrem Weg durch das Gebet begleitet.

7. Nächstenliebe und soziales Handeln

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.” (Lk 10,27)

Im Beispiel vom barmherzigen Samariter macht Jesus deutlich, dass wir jemandem zum Nächsten werden, wenn wir barmherzig an ihm handeln.
(siehe Lk 10,25-37)

Wo wir einander in Liebe und Achtung begegnen, wird Gottes Liebe erfahrbar. Soziales Handeln macht unser christliches Leben glaubwürdig. Not manifestiert sich auf unterschiedliche Weise. Dazu bedarf es eines achtsamen Blickes auf Vorgänge in unserer Gesellschaft, auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen (unabhängig von Herkunft, gesellschaftlicher Stellung, sexueller Orientierung, politischer oder religiöser Einstellung) sowie des Blickes auf die Vorgänge in unserer Gesellschaft. Dem Auftrag Jesu entsprechend, prägt tätige Nächstenliebe das Leben der Kirche.


Konkretisierungen

  • a. Gemeinsam mit der Caritas und anderen Organisationen werden auf Regionalebene sozialpastorale Initiativen entwickelt.
  • b. In den Pfarren und diözesanen Einrichtungen wird dafür Sorge getragen, dass alte und kranke Personen besucht und seelsorglich begleitet werden. Benachteiligte Menschen werden wahrgenommen, eingebunden und unterstützt.
  • c. Im Sinne der globalen Verantwortung unterstützen wir weltweit Projekte in Regionen, wo Mangel und Not herrschen; Geflüchtete und Vertriebene finden Hilfe.
  • d. Wir machen auf Nöte der Menschen aufmerksam und setzen uns auf der Basis des Evangeliums auf politischer und gesellschaftlicher Ebene für sie ein.
  • e. Alle diözesanen Einrichtungen und Pfarren nehmen ihre soziale Verantwortung nach innen und außen wahr.
  • f. Wir gehen auf einsame Menschen zu und laden sie in unsere Gemeinschaft ein.

8. Friede, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung

„Euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,16)

Jesus nennt jene Menschen selig, die sich die Botschaft vom anbrechenden Reich Gottes zu Herzen nehmen und ihr Handeln danach ausrichten.
(siehe Mt 5,1-16)

Im Sinne weltweiter Verantwortung prägen der Einsatz für Friede, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung das kirchliche Handeln. Als Kirche bringen wir die biblischen Perspektiven in den gesellschaftlichen Austausch ein. Gemeinsam mit staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen engagieren sich Christ:innen für eine faire, friedvolle, gerechte und lebenswerte Welt.


Konkretisierungen:

  • a. Wir vermitteln den biblischen Schöpfungsgedanken als Quelle der Inspiration und Motivation, um Verantwortung für die Zukunft der Erde zu übernehmen und alle Geschöpfe zu achten.
  • b. Im Spannungsfeld von Bewahrung der Schöpfung und Nutzung von Ressourcen wählen wir im Dialog mit Expert:innen und Betroffenen möglichst umweltschonende Lösungen.
  • c. Als kirchliche Einrichtungen gehen wir sorgsam und nachhaltig mit Energie und anderen Ressourcen um. Dies geschieht im Rahmen einer Strategie, die alle kirchlichen Einrichtungen einschließt.
  • d. Wir verkürzen Transportwege, indem wir vorzugsweise mit heimischen Unternehmen zusammenarbeiten. Unsere Lebensmittel beziehen wir aus nachhaltiger, biologischer und regionaler Landwirtschaft. Produkte erwerben wir bevorzugt aus fairem Handel.
  • e. Wir beteiligen uns am Aufbau einer ökologisch und sozial gerechten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Im Sinne unseres christlichen Auftrags setzen wir uns für den Frieden ein.
  • f. Wir setzen uns ein, wenn die Würde von Menschen verletzt wird und erheben unsere Stimme für jene, die Unrecht erleiden.

9. Kirchliches Leben in Pfarren und Regionen


„Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit.“ (1 Kor 12,26)

Der Apostel Paulus vergleicht die Kirche mit einem Leib. Alle Glieder sind aufeinander bezogen und brauchen einander. (siehe 1 Kor 12,4-31)

Der Glaube führt Menschen zusammen und schenkt Heimat. Er ermöglicht, das Leben von Gott her zu deuten und vorhandene Talente einzusetzen. Dafür stehen Kirchen, Pfarrhöfe und Pastoralzentren zur Verfügung. Der Pfarre und lokalen Gemeinschaften kommt als Orte des Glaubens und der Begegnung im nahen Umfeld der Menschen und im öffentlichen Raum eine zentrale Bedeutung zu. Ergänzend dazu bieten regionale Zentren die Möglichkeit zur Weiterbildung, Mitarbeit bei Projekten und zum Mitleben in einer geistlichen Gemeinschaft.


Konkretisierungen:

  • a. Das kirchliche Leben in den Pfarrgemeinden wird gefördert. Die bisherige Praxis wird unter Einbeziehung der Pfarrangehörigen geprüft und darf auch verändert oder nicht mehr weitergeführt werden.
  • b. In den Pfarren und regionalen Zentren werden Seelsorgeteams aus Priestern, Diakonen und pastoralen Mitarbeiter:innen eingesetzt. Sie nehmen ihren Dienst gemäß ihrer Charismen und ihres Auftrages gemeinschaftlich wahr.
  • c. Die Pfarrverwaltung wird in den regionalen Zentren gebündelt. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit den Kirchenbeitragsstellen.
  • d. Die regionalen Strukturen werden den religiösen und sozialen Bedürfnissen der Menschen und den veränderten Gegebenheiten angepasst. In der Diözese werden unter besonderer Berücksichtigung des ländlichen Raumes regionale Zentren errichtet, die gemeinsam mit den Pfarren pastorale Initiativen entwickeln.
  • e. Pfarrgemeinderät:innen und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen werden gemäß der Grundaufträge befähigt, beauftragt und begleitet, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen.
  • f. Mitarbeiter:innen der Zentralstellen bringen sich aktiv beim Aufbau der Pfarrgemeinden, der regionalen Zentren und in der Ausbildung, Weiterbildung und Begleitung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen ein.
  • g. Bestehende pastorale Dienste werden gefördert und neue werden bei Bedarf eingeführt.
  • h. Pfarren laden Migrant:innen zu Begegnungen ein und ermutigen sie, ihre Talente und Charismen einzubringen. Anderssprachige Gemeinden vermitteln Geborgenheit, spirituellen Halt und ein Heimatgefühl.

10. Frauen in der Kirche

„Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.“ (Joh 20,18)

Jesus beauftragt Maria von Magdala, den Jüngern die Botschaft von seiner Erhöhung zu verkünden. In diesem Sinne wird sie von der Kirche als Apostelin für die Apostel verehrt. (siehe Joh 20,1-18)


Seit der Zeit Jesu prägen Frauen das Leben der Kirche mit und verkünden das Evangelium. Gemäß der biblischen Botschaft von der gleichen Würde aller Menschen werden Rollenzuschreibungen und Vorurteile überwunden, sodass sich Frauen in allen Bereichen mit ihren Fähigkeiten und Kompetenzen in der Kirche gleichberechtigt einbringen können.


Konkretisierungen:

  • a. Das Bestreben der Gleichstellung der Geschlechter in Kirche und Gesellschaft wird auf allen Ebenen kirchlichen Lebens unterstützt, mitgetragen und praktiziert. In der Verkündigung und in den kirchlichen Medien wird eine geschlechtergerechte Sprache verwendet.
  • b. Die Diözesanleitung schafft unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten des Kirchenrechtes Voraussetzungen, damit Frauen ihre Charismen einbringen und gewährleistet, dass sie in den unterschiedlichen Bereichen Fach- und Leitungsaufgaben wahrnehmen.
  • c. Es wird eine Frauenkommission eingesetzt. Sie ist Bestandteil der diözesanen Organisationsstruktur und wirkt durch Vertreterinnen im Diözesanrat und im Bischöflichen Konsistorium mit.
  • d. Frauen werden diözesane, pfarrliche und pastorale Leitungsaufgaben übertragen. Zudem wirken sie verantwortlich und mit Entscheidungskompetenz in Pfarren und regionalen Zentren.
  • e. Frauen und Männer übernehmen gemeinsam und gleichwertig Dienste und Aufgaben.
  • f. Frauen mit entsprechender Qualifikation übernehmen den liturgischen Leitungs- und Predigtdienst.
  • g. Frauen entfalten und leben ihre Spiritualität in der Kirche. Von Frauen gestaltete und geleitete spirituelle Angebote werden gefördert. Im Religionsunterricht und der kirchlichen Verkündigung werden verstärkt biblische Frauengestalten und große Frauen der Kirchengeschichte berücksichtigt.
  • h. Der Bischof setzt sich auf weltkirchlicher Ebene für den Zugang von Frauen zum Diakonat ein.

11. Junge Menschen und Kirche

„Jesus nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.“ (Mk 10,16)

Jesus lädt junge Menschen zu sich ein, schenkt ihnen Aufmerksamkeit und würdigt, wie sie die Botschaft des Evangeliums annehmen.
(siehe Mk 10,13-16)


Gott begleitet den Menschen vom Anbeginn seines Lebens. Die christliche Botschaft ermöglicht Kindern und Jugendlichen, eine religiöse Identität zu entwickeln. Sie erleben im Religionsunterricht, in Pfarren und kirchlichen Einrichtungen wertschätzende und aufmerksame Begegnungen. Darin erfahren sie, dass sie ein wichtiger Teil der kirchlichen Gemeinschaft sind. Der christliche Glaube wird ihnen als Fundament für ein erfülltes Leben angeboten. Kinder und Jugendliche fordern mit ihrer Sicht auf das Leben die Kirche heraus, glaubwürdig zu sein und den Glauben zeitgemäß zu verkünden.


Konkretisierungen:

  • a. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene finden Möglichkeiten vor, kirchliches Leben einladend und altersgerecht zu erleben. Angebote ermöglichen individuelle und gemeinschaftliche Glaubens- und Lebenserfahrungen.
  • b. In Pfarren gibt es Erwachsene, die Kinder und Jugendliche begleiten und unterstützen. Jugendliche werden zur Mitarbeit und Mitgestaltung eingeladen. Sie bringen sich in pfarrlichen und diözesanen Gremien ein.
  • c. Mitarbeiter:innen in der Kinder- und Jugendpastoral werden professionell ausgebildet und begleitet. Religionslehrer:innen werden in diözesane Entscheidungsprozesse und Konzepte im Blick auf Kinder und Jugendliche eingebunden.
  • d. Schutzkonzepte für Kinder, Jugendliche und schutzbedürftige Personen werden von allen kirchlichen Stellen erarbeitet und in Kraft gesetzt. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen werden entsprechend ausgewählt, ausgebildet und besuchen regelmäßige Weiterbildungen.
  • e. In der Pfarre bzw. Region werden mit Kindern, Jugendlichen und Familien regelmäßig Gottesdienste gefeiert. Diese sind durch eine altersgerechte Sprache, Gestaltung und Musik geprägt. Im Kirchenraum gibt es Plätze, wohin sich Kinder während des Gottesdienstes zurückziehen können.
  • f. Wir bieten Kindern und Jugendlichen vielfältige Möglichkeiten, ihre Spiritualität zu entdecken und bereiten sie alters- und zeitgemäß auf die Sakramente vor.
  • g. Kindern und Jugendlichen wird ermöglicht, Erfahrungen von solidarischem und sozialem Handeln zu machen. Wir unterstützen sie in ihrem Engagement in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Schöpfungsverantwortung.
  • h. In den Pfarren und Regionen werden Kindern und Jugendlichen einladende Erfahrungs- und Begegnungsräume zur Verfügung gestellt. Kirchen und spirituelle Orte werden ihnen zugänglich gemacht und erschlossen.

12. Beziehung, Ehe, Familie

„Bekleidet euch mit der Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede Christi triumphiere in euren Herzen.“ (Kol 3,14-15)

Der Brief an die Gemeinde von Kolossä betont die Einheit in Jesus Christus. Auch Familienmitglieder finden hier eine Anleitung, wie sie in Frieden miteinander leben können. (siehe Kol 3,12-15)

Die Familie ist der erste Ort, an dem die Liebe Gottes vermittelt und erfahren wird. Als soziale Institution ist sie die Basis unserer Gesellschaft. Die Kirche bietet Räume, in denen Kinder, Jugendliche und Erwachsene in jedem Lebensalter mit ihren Bedürfnissen, Anliegen und Problemen angenommen sind, sich entfalten und wachsen können. Dies ist die Grundlage für eine zeitgemäße Familienpastoral. Damit leisten wir einen Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft.


Konkretisierungen:

  • a. Familien sind der erste Ort der Glaubenserfahrung. Die Seelsorger:innen pflegen die Begegnung mit Eltern und Großeltern und zeigen ihnen durch Bildungs- und Begegnungsangebote Wege auf, mit Kindern und Jugendlichen den Glauben zu leben.
  • b. Der Glaube wird als lebens- und beziehungsfördernd vermittelt und die Kirche als familienfreundlich und einladend erlebt. Kirchliche Feste und Feiern, an denen viele Familien teilnehmen, werden entsprechend gestaltet.
  • c. Durch die Stärkung der Hauskirche ermöglichen wir die Erfahrung von gelebter Spiritualität in den Familien und der Nachbarschaft. Kirchliches Brauchtum wird als geistlicher Schatz wahrgenommen und erschlossen.
  • d. Für das Gelingen von Partnerschaft und Elternschaft werden Beratung und Elternbildung angeboten. Paare finden durch die Ehevorbereitung und eine ehebegleitende Pastoral Angebote, die ihre Beziehung stützen und stärken.
  • e. Wir begegnen Menschen in ihren unterschiedlichen Lebensformen und Familienmodellen mit Wertschätzung und unterstützen sie in ihren jeweiligen Bedürfnissen und Anliegen.
  • f. In Familienkrisen, Trauer- und Trennungssituationen, Krankheit oder Behinderung erfahren Kinder und Erwachsene Unterstützung und Stärkung.
  • g. Wir setzen uns in Fragen der Gestaltung unserer Gesellschaft für die Interessen der Familien ein.

13. Menschen mit Behinderung

„Was willst du, dass ich dir tue?“ (Mk 10,51)

Jesus zeigt uns, dass es wesentlich ist, jeden Menschen als Subjekt wahrzunehmen und ihm mit Respekt und Aufmerksamkeit zu begegnen.
(siehe Mk 10,46-52)

Jeder Mensch ist Abbild Gottes und darin geliebtes Kind des Vaters im Himmel. Diese Gewissheit kommt in unserem Tun und in der Art, Menschen zu begegnen zum Ausdruck. Der Auftrag zur Inklusion ergibt sich aus der Würde des Menschen, und beinhaltet Achtung und Wertschätzung. Sichtbare Maßnahmen zeigen, dass Menschen mit Behinderung willkommen sind und unsere Gemeinschaft bereichern.


Konkretisierungen:

  • a. Pastorale Angebote, Veranstaltungen, Ausflüge und Reisen werden so geplant, dass Menschen mit Behinderung daran teilnehmen können.
  • b. In der Verkündigung und in der Liturgie verwenden wir eine einfache Sprache und stellen Texte in einfacher Sprache zur Verfügung.
  • c. Die Situation von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung sowie deren Angehörigen wird in der Planung pastoraler Angebote, besonders der Erstkommunion- und Firmvorbereitung, berücksichtigt.
  • d. Menschen mit Seh- und Hörbehinderung wird durch Hilfsmittel und Hilfestellung ermöglicht, bewusst und aktiv am Gottesdienst teilzunehmen.
  • e. Wir richten vor kirchlichen Gebäuden reservierte Parkplätze ein und schaffen barrierefreie Zugänge.

14. Leitung und Verantwortung


„Der Größte unter euch soll werden wie der Jüngste und der Führende soll werden wie der Dienende.“ (Lk 22,26)

In der Lebenshingabe Jesu, die beim Letzten Abendmahl zeichenhaft vorweggenommen wird, kommt zum Ausdruck, dass kirchliche Vollmacht der Gemeinschaft der Getauften dienen muss. (siehe Lk 22,24-30)

In der Kirche braucht es Leitung, die Zusammenhalt und Entwicklung fördert. Diese wird auf der Grundlage von fachlicher, kommunikativer und geistlicher Kompetenz als Dienst ausgeübt. Leitung ermöglicht Beteiligung und Mitentscheidung auf allen Ebenen. Dabei kommt den Leiter:innen von regionalen und diözesanen Einrichtungen, den Pfarrvorstehern und der Diözesanleitung eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion zu. Pfarrliche, dekanatliche und diözesane Gremien werden in die Gestaltung der Kirche und in Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse aktiv eingebunden.


Konkretisierungen:

  • a. Die Gestaltung des Lebens in Pfarren, Regionen und diözesanen Einrichtungen wird unter Wahrung der Verantwortung des Einzelnen im Sinne des Miteinanders und der Beteiligung wahrgenommen.
  • b. Betroffene sind bei Entscheidungen in die Suche nach Lösungen eingebunden. Die Eigenverantwortung von Mitarbeiter:innen und deren Bereitschaft zum Miteinander werden gestärkt.
  • c. Die regionalen und diözesanen Organisations- und Leitungsstrukturen werden entsprechend der Grundorientierung weiterentwickelt.
  • d. Wo Umstände es erfordern, werden in den Pfarren neue Leitungsmodelle eingeführt, begleitet und überprüft.
  • e. Für Leitungsfunktionen werden Personen nach entsprechenden Kriterien ausgewählt. Sie sind von der Gemeinde bzw. den Mitarbeiter:innen akzeptiert.
  • f. Personen in Leitungsfunktionen werden für ihre Leitungsaufgabe qualifiziert. Zudem wird eine kontinuierliche Reflexion und Teilnahme von Führungskräften an Bildungsangeboten gewährleistet.
  • g. Kleriker und alle Personen mit Leitungsverantwortung sind sich ihrer besonderen Verantwortung in Hinblick auf Prävention von Missbrauch und Gewalt bewusst. Sie tragen Sorge für eine Kultur der Achtsamkeit.
  • h. Die Maßnahmen und Haltungen der vorliegenden Grundorientierung werden regelmäßig bei Teambesprechungen, Dekanatskonferenzen, pfarrlichen Visitationen usw. reflektiert und überprüft.

15. Ehrenamtliches Engagement


„Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade.“
(Röm 12,6)

Als Getaufte sind wir von Gott mit unterschiedlichen Gaben beschenkt worden, um in allen Belangen christlichen Lebens füreinander da sein zu können. (siehe Röm 12,3-21)

Der Heilige Geist befähigt Christ:innen, auf ihre Weise das Leben in Kirche und Welt zu gestalten. Sie tragen Mitverantwortung für das Zusammenleben der Menschen vor Ort, nehmen sich Hilfsbedürftiger an, geben den Glauben weiter, beteiligen sich aktiv an den liturgischen Feiern und begleiten ihre Mitmenschen durch das Gebet. Dadurch leisten sie einen entscheidenden Beitrag zum Leben der Kirche. Die Vielfalt an Engagierten ermöglicht, dass Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten in der Kirche Ansprechpartner:innen finden.


Konkretisierungen:

  • a. Menschen werden eingeladen, ihre Begabungen im Sinne der freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeit in das Leben der Kirche einzubringen und entwickeln eigenständig Projekte.
  • b. Ehrenamtlichen werden für ihre kirchlichen Aufgaben unentgeltlich Aus-, Fort- und Weiterbildung, Hilfestellung und Begleitung angeboten. Sie werden im Rahmen einer Vereinbarung tätig und für ihr Engagement wertgeschätzt und bedankt.
  • c. Ehrenamtliche Mitarbeiter:innen werden entsprechend ihrer Verantwortung an Entscheidungen, die sie betreffen, und in Bereichen, in denen sie mitarbeiten, beteiligt.
  • d. Ehrenamtlichen werden die nötigen räumlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen und situationsbedingt ein Kostenersatz zur Verfügung gestellt.
  • e. Es wird sichergestellt, dass sich ehrenamtlich Tätige im Rahmen der diözesanen Ordnung nach einem Pfarrerwechsel bzw. nach anderen personellen Veränderungen weiterhin in ihrem Tätigkeitsfeld engagieren können.

16. Ämter, Dienste und Berufe in der Kirche


„Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ (Lk 10,2)

Jesus wählt zweiundsiebzig Jünger aus und sendet sie zu zweit in die Orte, in die er selbst gehen wollte, damit sie dort die Botschaft vom anbrechenden Gottesreich verkünden. (siehe Lk 10,1-12.16-24)


Gott ruft Menschen, die sich für sein Reich in Dienst nehmen lassen. In diesem Sinne bringen sich Frauen und Männer als hauptamtliche Mitarbeiter:innen, Diakone oder Priester in Pfarren, Schulen, der Caritas und diözesanen Stellen ein. Sie begleiten Menschen als fachlich und geistlich kompetente Ansprechpartner:innen in Fragen des Glaubens und des Lebens.


Konkretisierungen:

  • a. Gemäß der vorliegenden Grundorientierung und auf der Grundlage eines Personalplanes werden hauptamtliche Mitarbeiter:innen aktiv gesucht, ausgebildet und begleitet. Zudem gibt es ein Konzept für Personalentwicklung.
  • b. Menschen im kirchlichen Dienst bringen fachliche sowie kommunikative Kompetenz, christliche Lebenseinstellung, Empathie, soziales Gespür, Gemeinschaftssinn und Verbundenheit mit der Kirche ein.
  • c. Ausgehend von den aktuellen Anforderungen werden die Aufgabenprofile der Priester, Diakone und hauptamtlichen Mitarbeiter:innen im Sinne einer charismenorientierten Pastoral weiterentwickelt. Dazu werden entsprechende Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen angeboten.
  • d. Im jährlichen Mitarbeiter:innengespräch wird die Arbeitssituation reflektiert. Besonders für Priester, Diakone und Mitarbeiter:innen in seelsorglichen Berufen sind zudem regelmäßig Exerzitien, geistliche Begleitung, Supervision bzw. Coaching vorgesehen.
  • e. Wir schaffen für unsere Mitarbeiter:innen ein Umfeld, in dem ihre vielfältigen Begabungen gedeihen können und das ihnen dabei hilft, ihr Potenzial auszuschöpfen.
  • f. Es wird Sorge getragen, dass sich die hauptamtliche Mitarbeit in der Kirche durch attraktive, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Möglichkeiten beruflicher Weitentwicklung und eine gerechte Entlohnung auszeichnet.
  • g. Es wird sichergestellt, dass sich alle Mitarbeiter:innen regelmäßig weiterbilden.
  • h. Die Praxistauglichkeit und Qualität interner Regelungen und Richtlinien wird laufend überprüft.

17. Kirchenräume und Nutzung von Gebäuden


„Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Eckstein ist Christus Jesus selbst.“ (Eph 2,20)

Die Kirche ist zunächst die Gemeinschaft der Glaubenden. Schon der Apostel Paulus vergleicht die Gemeinde mit einem Bauwerk und hat damit die spätere Deutung der Kirchenräume vorgezeichnet. (siehe Eph 2,19-22)

Kirchen und pfarrliche Gebäude sind Orte des Feierns und des Gebetes. Über tausend Kirchen und Kapellen prägen die Kulturlandschaft Kärntens. Sie sind eng mit der Geschichte des Landes und der Menschen vor Ort verbunden. Besonders in Zeiten des Wandels und der Veränderung sind sie Zeugnisse des christlichen Glaubens, Ausdruck der lokalen kulturellen Identität und gewachsene Stätten der Erinnerung. Pfarrhöfe und andere kirchliche Gebäude, die vor allem im ländlichen Raum für das Zusammenleben und die Begegnung der Menschen von großer Bedeutung sind, werden erhalten und gepflegt.


Konkretisierungen:

  • a. Die Pfarrkirchen und pastoral oder kulturgeschichtlich bedeutende Filialkirchen stehen untertags nach Möglichkeit offen oder werden auf Wunsch für das Gebet und die Besichtigung geöffnet.
  • b. Pfarrräume stehen für pastorale Tätigkeiten und Bildungsveranstaltungen zur Verfügung.
  • c. Auf Grundlage der fachlichen Beurteilung und Entscheidung der zuständigen diözesanen Stellen werden die Pfarren bei der Sanierung und Erhaltung ihrer Bauwerke beraten und unterstützt. Vorrang haben seelsorglich und kulturgeschichtlich bedeutende Bauwerke und ihre künstlerische Ausstattung.
  • d. In Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen wird ein Konzept erarbeitet, wie man Kirchen, die nicht mehr für den Gottesdienst oder das Gebet von Gläubigen verwendet werden und nicht mehr finanziell erhalten werden können, einer anderen Nutzung zuführen kann und wie deren bewegliche Kunst- und Kulturgüter bewahrt werden. Dabei sind ethische und sozial vertretbare Grundsätze zu wahren.
  • e. Es wird ein pastorales Konzept zur Nutzung der Kirchen und kirchlichen Immobilien erstellt. Wenn die Bedürfnisse der Seelsorge und kirchliche Vorgaben es gestatten, werden kirchliche Gebäude auch für die Nutzung durch Vereine und Privatpersonen geöffnet.
  • f. Pfarrhöfe sollen nach Möglichkeit von Personen im kirchlichen Dienst bewohnt werden.

18. Finanzen und Ressourcen


„Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Lk 12,34)

Im Sinne der biblischen Weisheit mahnt Jesus zum rechten Umgang mit den irdischen Gütern. (siehe Lk 12,13-34)


Damit die Kirche ihren pastoralen Auftrag erfüllen und ihren Verpflichtungen als Dienstgeberin nachkommen kann, bedarf es einer gesicherten wirtschaftlichen Basis. Finanzielle Mittel werden nachhaltig, sparsam und verantwortungsbewusst erwirtschaftet und eingesetzt. Im Sinne gelebter Nächstenliebe werden in allen kirchlichen Bereichen Mittel und Ressourcen für Notleidende zur Verfügung gestellt.


Konkretisierungen:

  • a. Die Öffentlichkeit wird regelmäßig und transparent über die wirtschaftliche Entwicklung der Kirche und den Einsatz der Geldmittel informiert. Es wird Sorge dafür getragen, dass die Notwendigkeit des Kirchenbeitrages vermittelt und Einnahmen den erbrachten Leistungen gegenübergestellt werden.
  • b. Die wirtschaftlichen Ressourcen werden achtsam und nachhaltig eingesetzt; neue Einnahmefelder werden erschlossen.
  • c. Auf der Grundlage der vorliegenden Grundorientierung und einer strategischen Planung wird überprüft, welche Stellen neu geschaffen, weitergeführt, neu geordnet oder nicht nachbesetzt werden.
  • d. Die Aufteilung personeller und finanzieller Ressourcen wird zwischen den Pfarren und diözesanen Dienststellen auf Basis pastoraler Notwendigkeiten sowie eines solidarischen Ausgleiches geordnet.
  • e. Im Verwaltungsbereich werden durch Reorganisationsmaßnahmen Abläufe vereinfacht und der bürokratische Aufwand wird deutlich reduziert.