Organisation

Referat für Stadtpastoral

“Stirb bankrott”

Vortrag von Dr. Walter Sonnleitner mit anschließender Diskussion in der voll besetzten PAX-Zeremonienhalle.

Der Referent Dr. Walter Sonnleitner (© Foto: STW)
Der Referent Dr. Walter Sonnleitner (© Foto: STW)

„Natürlich ist es eine ganz besondere Qualität von Freiheit, über genügend Geldreserven zu verfügen. Aber hat es denn wirklich Sinn, dass Menschen ein Leben lang hart arbeiten, sparsam leben und sich nicht den geringsten Luxus gönnen, nur weil sie ihr Geld für später aufsparen wollen?“ Diese provokante Frage stellte Buchautor Prof. Dr. Walter Sonnleitner, langjähriger ORF-Wirtschaftsjournalist, nach einem Vortrag im Rahmen einer Podiumsdiskussion in der PAX-Zeremonienhalle in Klagenfurt. Titel der Veranstaltung: „Stirb bankrott – nur der Narr lebt arm, um reich zu sterben“. Abgesehen von einem finanziellen Polster für unvorhergesehene Ausgaben würden sich vor allem einige Verwandte über eine große Erbschaft freuen, so der Ex-Fernseh-Journalist, der mit plastischen Beispielen aufhorchen ließ. Etwa: Die Kinder einer Familie mussten jahrelang mit den Eltern extrem sparen, damit „man“ sich ein großes Haus leisten konnte, das „ohnehin einmal den Kindern gehört“. Doch beim Tod der Eltern wären die Kinder selbst schon etwa 50 oder 60 Jahre und das Haus längst nicht mehr neu – und man hätte sich lieber öfter „gemeinsam etwas gegönnt“. Sonnleitner spricht sich nicht für das sinnlose Verprassen aus, sondern für eine Lebensplanung in der sich Einnahmen und Ausgaben im Laufe eines Lebens die Waage halten sollen. Der Referent: „Am Ende muss nichts übrig bleiben, sollte alles geregelt sein!“ Sparsam zu leben heißt laut Sonnleitner nicht automatisch, dass man nicht in der Lage sei, sein Leben lustvoll zu genießen.

Reich sterben?

Der Wirtschaftsexperte: „Über 80 Prozent der Lottomillionäre verarmen nach drei Jahren! Man soll sparen und genießen – aber alles zu seiner Zeit und mit Maß und Freude, denn die sollte das Ziel sein in unserem Leben!“ Der Professor weiß, wovon er spricht. Er hat zwei Ehefrauen durch eine Krebskrankheit verloren und war selbst vor 18 Jahren mit der plötzlichen Diagnose „Krebs“ konfrontiert. Er konnte diese heimtückische Krankheit besiegen – und sein Leben „entsprechend umstellen“. Seither predigt er gegen „unerträglichen Altersgeiz“ und gegen Zeitgenossen, die fast fanatisch bei ihren Ausgaben sparen und das Geld erst in der Pension ausgeben wollen. Wer so lange gespart hat, bleibt dann meistens trotzdem sparsam – und auf seinem Geld sitzen. Bestenfalls könne er dann noch die Erben tyrannisieren – und reich sterben, so der Finanzexperte. Wer allerdings reich erbt, sollte dieses Vermögen durch Unfähigkeit nicht verringern. Sonnleitner gab den zahlreichen Zuhörern persönliche Finanztipps. Und das in einer Welt, in der Banken pleitegehen und die globale Finanz- und Wirtschaftskrise Menschen in Angst und Schrecken versetzt.

Echtes Lebensglück

In der bis auf den letzten Platz besetzten Zeremonienhalle in Klagenfurt-Annabichl erläuterte auch der Klagenfurter Dompfarrer Dr. Peter Allmaier seine Sicht für ein „zufriedenes Leben“. Allmaier: „Da geht es nicht ums Geld, sondern um echtes Lebensglück. Dafür braucht man allerdings keinen Lotto-Sechser! Man darf den Götzen Mammon nicht anbeten und die Macht des Geldes nicht überschätzen.“ Notar Dr. Johannes Pöschl (Klagenfurter Notariat Mag. Stein) plauderte aus der Schule und berichtete über ungewöhnliche Erbschaften. Andreas Waldher, Geschäftsführer PAX und „Bestattung Kärnten“ (BKG) verwies auf die Möglichkeit, seinen letzten Weg bereits zu Lebzeiten genau zu regeln. Der Geschäftsführer: „Das kommt sogar schon häufig vor!“ Die Diskussion wurde von STW-Unternehmenssprecher Dr. Harald Raffer geleitet. Als Veranstalter traten das Referat für Stadtpastoral (Katholische Kirche Kärnten) und „PAX Kultur“ auf. Alle Gäste erhielten nach einer „kleinen Stärkung“ als Erinnerung an den interessanten Abend eine Gedenk-Kerze. (Harald Raffer)