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„Zur Krippe her kommet…“: Bedeutende Krippen in Kärntner Kirchen

Klagenfurt, 14. 12. 23 (pgk). Weihnachtskrippen sind beliebte Veranschaulichungen der mit der Geburt Christi verbundenen Ereignisse, die den Betrachterinnen und Betrachtern die Weihnachtsbotschaft vor Augen führen. Während der Weihnachtszeit sind auch in vielen Kärntner Kirchen Krippen in unterschiedlichen Größen, Materialien und Ausführungen aufgestellt (siehe Auswahl, gereiht nach Entstehungsdatum der Krippen).
Die Idee zur ersten Weihnachtskrippe stammt vom Heiligen Franz von Assisi, der 1223 - also vor genau 800 Jahren - in Greccio (Italien) eine Krippenfeier mit lebenden Tieren abhielt. Europaweite Verbreitung in Katholischen Kirchen fand die Weihnachtskrippe ab dem 16. Jahrhundert durch die Jesuiten, deren erste Krippe um 1562 in einem Kloster in Prag nachweisbar ist. In Kärnten sind erste Kirchenkrippen seit Mitte des 17. Jahrhundert, wenn auch meist ohne weitere Details, belegt.

Zu den ältesten, noch erhaltenen Kirchenkrippen, die jährlich auch noch aufgestellt werden, zählt die Bretterkrippe – also auf Tafeln gemalte Figuren mit ausgeschnittenen Konturen – in der Stiftskirche Ossiach aus der Zeit um 1727. Die elf gemalten, fast lebensgroßen Figuren stammen vom bedeutenden österreichischen Barockmaler Josef Ferdinand Fromiller, weshalb die Krippe weithin auch als „Fromiller-Krippe“ bekannt ist. Ursprünglich erinnerte die aus drei verschiedenen Wechselszenen bestehende Krippe in gewisser Hinsicht an Altarbilder, da die zu den einzelnen Darstellungen benötigten Figuren am Heiligen Abend (Geburt Christi), während der darauf folgenden Tage (Anbetung durch die Hirten) und am Dreikönigstag (Anbetung durch die Könige) auf dem Hochaltar aufgehängt wurden. Heute werden die Figurentafeln im Hauptschiff der Kirche links neben dem Volksaltar am Heiligen Abend aufgestellt und sind bis zum Festtag der Taufe des Herrn am 7. Jänner zu besichtigen. Erwähnenswert ist auch, dass die Gewänder beim „Ossiacher Königssingen“, bei dem erwachsene Männer als Sternsinger unterwegs sind, nach dem Vorbild der Figuren der Hl. Drei Könige der Ossiacher Fromillerkrippe eigens angefertigt wurden.

Neben der Bretterkrippe in Ossiach ist auch jene in Kötschach noch erhalten, sie wird aber nur alle zwei bis drei Jahre aufgestellt. Die figuren- und kulissenreiche Krippe, bestehend aus fünf verschiedenen Szenen, ist die bedeutendste und größte klassizistische Krippe Kärntens und wurde 1780 vom Tischlermeister Mathes Micheller aus Kötschach geschaffen. Dieses Jahr wird in der Pfarrkirche Kötschach nicht die Bretterkrippe, sondern eine Grödner Krippe aufgestellt.

Die Krippe in der Pfarrkirche Theissenegg stellt eine Besonderheit dar, da sie zu den wenigen Krippen zählt, die in Kärnten im 18. Jahrhundert mit geschnitzten Figuren entstanden, fast noch im Originalzustand erhalten sind und auch jährlich noch vom Heiligen Abend bis zum Festtag der Taufe des Herrn am 7. Jänner aufgestellt werden. Auf dem steilen Krippenberg der 53 cm tiefen und 85 cm hohen Anlage führen zwei Wege vom Stall direkt zur Stadt Bethlehem hinauf. Neben dem Weihnachtsgeschehen sind u. a. auch verschiedene Szenarien aus dem Volksleben dargestellt, wie zum Beispiel eine Bäuerin bei der Arbeit, ein Hirte mit einem Alphorn oder ein Gamsenjäger.

Hervorragende Beispiele für geschnitzte und gefasste Figuren des 18. Jahrhunderts finden sich in vielen Kirchenkrippen Kärntens. Nennenswert sind in diesem Zusammenhang die künstlerisch wertvollen Figuren der Krippe von Maria Luggau beim linken Seitenaltar, die auch heute noch vom Heiligen Abend bis Maria Lichtmess besichtigt werden können.

Ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden in Kärnten auch Kastenkrippen – also in einen (Holz-)Kasten eingebaute Krippendarstellungen – genannt. Erwähnenswert ist die Kastenkrippe von Eberndorf/Dobrla vas, die das ganze Jahr über zu sehen ist. Sie ist hinter Glas ausgestellt und zeigt ohne viel Beiwerk das Geschehen der Heiligen Nacht mit geschnitzten bekleideten Figuren. Zu sehen sind die Heilige Familie, zwei Hirten mit ihren Schafen, die Heiligen Drei Könige sowie Ochs‘ und Esel an der Krippe.

Die Weihnachtskrippe in der Pfarrkirche St. Marein ist die in Kärnten älteste nachweislich in Gröden in Südtirol hergestellte Krippe. In Gröden wurden bereits seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Krippenfiguren zunehmend in Massenproduktion gefertigt, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Verbreitung dieser „Grödner Krippen“ ständig zu. Die Krippe in St. Marein wurde der Pfarre im Jahre 1868 von der Familie Gritsch, vlg. Riedl in Paildorf, geschenkt. 90 Figuren unterschiedlicher Größe – die Mehrheit mehr als 30 cm hoch – gehörten laut dem Memorabilienbuch der Pfarre St. Marein ursprünglich zur Krippe und stellten nicht nur das Weihnachtsgeschehen, sondern auch verschiedene weitere Szenen der Weihnachtszeit dar. Im Laufe der Zeit gingen viele Figuren, der ursprüngliche Stoff sowie das Spielwerk verloren. In den vergangenen Jahren wurde die Krippe renoviert, neu gestaltet und mit neuen Figuren aus Grödner Schnitzerwerkstätten erweitert. Aufgestellt ist die Krippe in der so genannten „Lourdesgrotte“ der Kirche vom ersten Adventsonntag bis zum Mariä Lichtmess-Tag am 2. Februar. Nach alter Überlieferung wird die Krippe bis zum Heiligen Abend immer mit neuen Figuren ergänzt, bis sie am 24. Dezember in voller Pracht erstrahlt. Auch verschiedene Szenen des Weihnachtsgeschehens kommen heute nach ursprünglicher Tradition wieder zur Darstellung, wie etwa die Beschneidung Jesu oder die Flucht nach Ägypten.

Die rund 200 Jahre alte Krippe in der Pfarrkirche Kappel am Krappfeld wurde heuer aufgrund eines starken Wurmbefalls erstmals komplett restauriert und erstrahlt nun in neuem Glanz. Die Krippenstadt im orientalischen Stil mit Figuren aus der Erbauerzeit ist bis zum Hochfest der Erscheinung des Herrn vor dem linken Seitenaltar aufgestellt. Im Zuge der Restaurierung wurden die wurmbefallenen Holzteile erneuert, malerische Ausbesserungen vorgenommen und eine LED-Beleuchtung eingebaut. Außerdem wurde die Krippenstadt mit neuen Figuren von Ochs und Esel aus Südtirol – die ursprünglichen kamen im Laufe der Jahre abhanden – ergänzt.
Aus dem späten 19. Jahrhundert stammt die Krippe in der Stadtpfarrkirche „Maria Dorn“ in Feldkirchen. Die rund 2,50 Meter breite und 1 Meter tiefe Krippe, die bis 10. Jänner auf dem linken Seitenaltar aufgestellt ist, bietet den Betrachterinnen und Betrachtern eine bunte Mischung aus orientalischer und heimischer Krippenkunst. So finden sich neben orientalischen Elefanten heimatliche Krippenfiguren, vorwiegend aus dem 20. Jahrhundert, die teils aus Südtirol und teils aus Kärnten stammen.

Die traditionelle orientalische Krippe in der Stadthauptpfarrkirche Villach-St. Jakob ist seit dem ersten Adventsonntag bis zum Fest der Erscheinung des Herrn vor dem Taufbecken aufgestellt. Die Krippe, 1998 von Lambert Windhagauer und Erich Körbler von den Krippenfreunden Villach nach alten Tiroler Vorbildern erbaut, wurde 2020 restauriert. Sie zeigt in der Mitte die Geburtsgrotte, links das Hirtenfeld und rechts einen orientalischen Stadtteil, der Hintergrund wurde von Walter Keisz gemalt. Die mehr als 2,20 Meter lange und 1,20 tiefe Krippe umfasst ca. 17 Figuren großteils Grödner Herkunft von unbekannten Schnitzern sowie Ochse, Esel und diverse Schafe neueren Datums.

Tradition der Krippen. Der griechische Text des Lukasevangeliums sagt, dass Maria ihren Sohn in Windeln wickelte und in „he phatne“ (eine Vertiefung im Höhlen- bzw. Stallboden, aus der die Tiere ihr Futter fraßen) legte. Das deutsche Wort „Krippe“ stammt aus dem indogermanischen und meinte zunächst einen geflochtenen Futtertrog/Korb. Bereits sehr frühe Darstellungen zeigen das Jesuskind in einer geflochtenen Krippe. Man geht davon aus, dass Papst Liberius Mitte des 4. Jahrhunderts eine Basilika mit einer Krippenkapelle errichten ließ. 420 erbaute man an dieser Stelle S. Maria Maggiore, wo man Holzstücke aufbewahrte, die angeblich von der Krippe Jesu stammen sollten. Wahrscheinlich ist an dieser Stelle in den Weihnachtstagen auch die erste dreidimensionale Krippe gestanden. Seit jener Zeit ist es in S. Maria Maggiore üblich, die Geburt Jesu Christi in Form einer Krippe mit einem in Windeln gewickelten Kind zu zeigen. Daraus entwickelte sich der Brauch, als Nachbildung der Geburtsszene Christi neben dem Altar eine Krippe aufzustellen.
Die Figuren in der Krippe. Ein fester Figurenkanon ist bereits seit dem Jahr 1350 nachweisbar. Die Darstellung in Krippen hat sich zu Beginn auf das in der Krippe liegende, meist in Windeln gewickelte und auf Heu oder Stroh gebettete Jesuskind, dessen Eltern Maria und Josef, Ochs und Esel beschränkt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen immer mehr Figuren wie die Heiligen Drei Könige oder Hirten mit Schafen hinzu, und die Stallungen wurden mit einem Kometen und einem Verkündigungsengel versehen. Außerdem änderte sich im Laufe der Zeit auch die Darstellung der Krippenlandschaften und wurde den regionalen Gegebenheiten angepasst.