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Villach-St. Jakob: Ökumenischer Gottesdienst im Gedenken an die Opfer von Graz

Superintendent Sauer: Miteinander reden, einander die Wahrheit zumuten und versuchen, bei aller Differenz das Gemeinsame zu finden - Stadthauptpfarrer Pirker für Kultur der Wertschätzung, der Verständigung und des Gesprächs

In der Stadthauptpfarrkirche Villach-St. Jakob wurde gestern Abend der Opfer von Graz gedacht. Foto: Stadthauptpfarre Villach-St. Jakob
In der Stadthauptpfarrkirche Villach-St. Jakob wurde gestern Abend der Opfer von Graz gedacht. Foto: Stadthauptpfarre Villach-St. Jakob

Klagenfurt, 13. 6. 25. Mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Stadthauptpfarrkirche Villach-St. Jakob wurde gestern Donnerstag der Opfer des Grazer Amoklaufs gedacht sowie Solidarität mit deren Angehörigen bekundet. Dem Gottesdienst standen Superintendent Mag. Manfred Sauer und Stadthauptpfarrer Kons. Rat Dr. Richard Pirker vor. Schülerinnen und Schüler sprachen die Fürbitten.
"Es tut uns allen in der Seele und im Herzen weh, dass wir schon wieder so Schreckliches erleben müssen und uns heute hier, wie vor vier Monaten, zusammenfinden, um der Opfer dieses so sinnlosen und unfassbaren Amoklaufs im Gymnasium in Graz zu gedenken", sagte Superintendent Sauer und ergänzte: "Wir trauern mit, wir schweigen mit, wir bitten für alle, die betroffen sind."
Für die Betroffenen sei es ein langer und beschwerlicher Weg "entlang eines tiefen Abgrunds, ein Weg durch eine nicht enden wollende Nacht". Die trauernde Gemeinde bitte darum, "dass Gott mitgeht durch diese Finsternis, wir bitten darum, dass wir Wege und Auswege aus dieser Tragödie finden und auch darum, dass unsere Solidarität und unsere Gebete die Not lindern und Hoffnung wieder möglich machen", so der Superintendent.
Er sei nach diesem Amoklauf auch für eine Verschärfung der Waffengesetze, "die es hoffentlich verhindern, dass junge Menschen zu leicht an Waffen kommen". Das allein werde aber nicht reichen, zeigte sich Sauer überzeugt: "Wir sollen uns einbringen, wir sollen mitgestalten, wir sollen mit unseren Begabungen heilsam, friedensstiftend und versöhnlich wirken, nicht zerstörerisch, nicht vernichtend." Es gelte, miteinander zu reden, einander die Wahrheit zuzumuten und einander immer wieder die Chance zu geben, "bei aller Differenz das Gemeinsame zu finden und zu stärken".

Auch Stadthauptpfarrer Pirker betonte dieses Anliegen. "An uns liegt es, an einer Kultur der Verständigung und des Gesprächs zu bauen." Überall, sei es in der Stadtpolitik, in öffentlichen Bereichen oder auch in der Kirche, gelte es, eine "Kultur der Wertschätzung und Würde" zu pflegen, "damit der Geist Jesu Christi und seiner Liebe immer neu erblüht, auch auf den Hohlräumen von Gemeinheit und Eitelkeit". Der Villacher Stadthauptpfarrer rief dazu auf, "auf die Sprache zu achten und die Verantwortung zu spüren, wie Worte heilen und Worte verletzen können".
Pirker erinnerte an seine jüngste Ansprache zum Abschluss der achten Klasse im Villacher Peraugymnasium. Er habe die angehenden Maturantinnen und Maturanten ermutigt, sich nicht von Kränkungen, die in der Schulzeit passiert sind, ein Leben lang verfolgen zu lassen. "Worte, die sich in die Seele eingraben und Wunden schlagen und eitern. Es kommt die Zeit, diesen Kränkungen nachzugehen und sie aufzuarbeiten", so Pfarrer Pirker.
Der Villacher Stadthauptpfarrer spielte im Rahmen seiner Predigtgedanken das Lied "Tears in heaven" von Eric Clapton vor, in dem dieser seinen Schmerz über den Tod seines Sohnes verarbeitete. "Ja, wie wird es sein, wenn wir dort, 'in heaven' uns wiedersehen? Werden wir unsere Lieben, unsere Je-Geliebten bei ihren Namen rufen und sie wiedererkennen? Wirst du derselbe sein, wenn ich dich im Himmel treffe? Das sind die wirklichen Fragen auf Ewigkeit hin", sagte Pirker und betonte: "Der Himmel ist noch nicht unser", wie Eric Clapton es besinge, "doch an uns liegt es, den Zugang zu dieser Welt aufzubereiten".