Seltene Darstellungen der Passion und Auferstehung Jesu: Zwei Fastenkrippen in Gurk ausgestellt
Fastenkrippe aus Deutsch-Griffen im Dom - Bretter-Fastenkrippe in Schatzkammer
Foto: Krassnitzer
Klagenfurt, 5. 3. 20 (pgk). Mit einem in Kärnten seltenen Brauch wartet die Gurker Stiftspfarre in dieser Fastenzeit auf: Während das Aufstellen von Krippen in der Weihnachtszeit im gesamten Alpenraum eine beliebte Tradition ist, sind so genannte Fasten- oder Passionskrippen hierzulande eine Rarität. Im Gurker Dom und in der Schatzkammer Gurk können Interessierte nun erstmals gleich zwei Fastenkrippen besichtigen.
Von kommenden Sonntag, dem 8. März, bis Karsamstag, dem 11. April, wird vor dem Hochaltar im Gurker Dom eine Fastenkrippe aufgestellt. „Normalerweise hängt in der Fastenzeit vor dem Hochaltar das älteste und zugleich größte erhaltene Fastentuch Kärntens“, sagt der Gurker Stiftspfarrer Msgr. Mag. Gerhard Christoph Kalidz. Da eine Hälfte des Fastentuches allerdings noch in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes in Wien restauriert werde, habe er gemeinsam mit dem Obmann der Krippenfreunde Deutsch-Griffen Josef Krassnitzer die Idee gehabt, „das biblische Geschehen um das Leiden, das Sterben und die Auferstehung Jesu den Besucherinnen und Besuchern dieses Jahr in Form einer Fastenkrippe bildhaft vor Augen zu führen“. Dies sei, so der Gurker Stiftspfarrer, „selbstverständlich kein Ersatz für das über 500 Jahre alte Fastentuch, aber eine schöne und interessante Alternative“.
Die Fastenkrippe, eine Leihgabe der Krippenfreunde Deutsch-Griffen, wurde von Josef Krassnitzer und dessen Tochter Petra um die Jahrtausendwende für die Kirche in Deutsch-Griffen erbaut, als das Fastentuch der Pfarre restauriert wurde. Es handelt sich um eine teilweise Nachbildung der berühmten, rund 200 Jahre alten Fastenkrippe der Pfarrkirche in Götzen/Tirol von Georg Haller. Die Fastenkrippe von Josef und Petra Krassnitzer stellt auf einer Fläche von 160 x 45 cm mit rund 90 Papierfiguren neun Szenen der Passion Christi vom Ölberg bis zur Auferstehung dar.
„Die Krippenfreunde haben es sich in den letzten Jahren verstärkt zur Aufgabe gemacht, in Kärnten über den Brauch der Fastenkrippen, der vor allem in Tirol sehr verbreitet ist, zu informieren und den Bau von Passionskrippen zu fördern“, sagt Krippenfreunde-Obmann Krassnitzer. So seien die Krippenfreunde mit Fastenkrippen bei Ausstellungen vertreten, und auch in der Pfarre Althofen gebe es, eine, der Fastenkrippe aus Deutsch-Griffen sehr ähnliche Passionskrippe. „Im Mittelpunkt der Fastenkrippen stehen stets klein- oder vielfigurige Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu, gefertigt aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Papier, Wachs oder Keramik, die die Passion Jesu darstellen“, erklärt der Krippenexperte.
Schatzkammer Gurk. Teile einer zweiten Fastenkrippe aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind in der Schatzkammer Gurk ausgestellt. Von der so genannten „Bretterkrippe“ sind sieben bemalte Holztafeln erhalten. „Herkunft und ursprüngliche vollständige Größe sind nicht bekannt“, sagt die künstlerische Leiterin der Schatzkammer, Diözesankonservatorin Dr. Rosmarie Schiestl.
Die Entstehung von Fastenkrippen reiche bis in das Mittelalter zurück. „Im Alpenraum findet sich der Brauch, in Anlehnung an Weihnachtskrippen und aus der Tradition der Passionsspiele heraus Fastenkrippen aufzustellen, seit der Barockzeit“, so die Diözesankonservatorin. In der Schatzkammer ist auch die im Vorjahr restaurierte erste Hälfte des Gurker Fastentuches mit Szenen des Neuen Testamentes ausgestellt.