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Pressestatement von Dompropst Msgr. Dr. Engelbert Guggenberger

gehalten am 28. Juni 2019 im Klagenfurter Bischofshaus

Foto: Pressestelle/Neumüller
Dompropst Guggenberger (im Bild mit den Mitgliedern des Gurker Domkapitels) gab heute im Klagenfurter Bischofshaus ein Statement zur aktuellen Situation der Katholischen Kirche Kärnten ab. Foto: Pressestelle/Neumüller

Ich begrüße Sie ganz herzlich zu diesem Pressetermin aus aktuellem Anlass und setze gleich zu Beginn drei Hinweise:
1. Ich spreche hier und jetzt als Dompropst der Diözese Gurk und als Sprecher des hier versammelten Domkapitels.
2. Der neue Apostolische Administrator wurde von mir von diesem Termin rechtzeitig vorinformiert.
3. Der heutige Pressetermin ist keine Pressekonferenz, sondern ein Pressestatement. Allfällige Interview-Anfragen bitte ich an den Leiter der Pressestelle zu richten.

Auf Weisung Roms wurde heute Mittag mein Mandat als Diözesanadministrator der Diözese Gurk, das ich am 2. Juli des Vorjahres durch die Wahl des Domkapitels erhalten habe, beendet. An meiner Stelle leitet nun ein Apostolischer Administrator unsere Diözese. Ich habe die Entscheidung des Heiligen Stuhls zur Kenntnis zu nehmen und füge mich selbstverständlich dieser Weisung. In der Sache jedoch bleibe ich meinem Gewissen und meinem bisherigen Weg der Offenheit und Ehrlichkeit treu. Die Gesamtperformance des 65. Gurker Bischofs hat der Kirche und dem Bischofsamt schweren Schaden zugefügt und die Glaubwürdigkeit der Kirche und deren Amtsträger nachhaltig beschädigt.
Meine Absetzung ist nicht nur aus meiner Sicht ein hilfloser Versuch, sich eines unbequemen Mahners zu entledigen, der angesichts öffentlich geäußerter Vorwürfe in Bezug auf die bischöfliche Amtsführung nicht weggeschaut, sondern veranlasst hat, dass den Vorwürfen nachgegangen wird.
Um es in einem Bild darzustellen: Derjenige, der darauf hingewiesen hat, dass es einen Brand gibt, wird ohne Angaben von Gründen vom Einsatz abgezogen und entfernt, während die übergeordneten Instanzen den Brandverursacher mit allen Mitteln schützen und durch ihr fortgesetztes Schweigen seine Handlungen billigen.
Eines ist klar: Meine Absetzung wird die causa nicht beenden, sondern deren Aufarbeitung nur verschleppen und weiterhin für Unruhe sorgen. Die Sache wird nämlich erst dann zu einem guten Ende kommen, wenn auch die kirchlich übergeordneten Stellen in Wien und Rom sich der Realität stellen, Fakten anerkennen und dann auch entsprechenden Konsequenzen ziehen.
Bekanntlich haben sowohl der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz als auch der Päpstliche Visitator öffentlich davon gesprochen, dass es personelle Konsequenzen geben müsse. Wenn meine Absetzung nun die Einlösung dieser Ankündigung ist, dann werden dadurch nur noch mehr Fragen aufgeworfen, denn die im Raum stehenden Vorwürfe bleiben von den kirchlich übergeordneten Stellen weiterhin unbeantwortet.
Das Vorgehen des Heiligen Stuhls zeigt, dass sich die Katholische Kirche schwer tut mit der Aufarbeitung, wenn in einem bischöflichen Verantwortungsbereich Dinge aus dem Ruder laufen. Ein Grund liegt meines Erachtens darin, dass im katholischen System Konsequenzen für Machtmissbrauch durch Amtsträger nicht oder jedenfalls keinesfalls ausreichend vorgesehen sind. Wenn Machtmissbrauch passiert, dann laufen ähnliche Muster ab, wie sie leider viel zu lange beim Umgang mit sexuellem Missbrauch aufgetreten sind: Verdrängen, Verleugnen, Vertuschen und Unter-den-Teppich-Kehren.
Bei all meiner Liebe und Begeisterung für meine Katholische Kirche muss ich leider feststellen, dass diesbezüglich, nämlich im Umgang mit Machtmissbrauch, der Kirche noch ein sehr langer Weg bevor steht, bis sie jene Standards erreicht, die für eine gesellschaftlich relevante Institution im 21. Jahrhundert selbstverständlich sein sollten.
Ich komme zum Schluss und bitte alle Kärntner Katholikinnen und Katholiken, trotz aller aktuellen Schwierigkeiten der Kirche die Treue zu halten. Ich möchte mit den Worten des Tagesgebets der Liturgie zum gestrigen Hemmatag schließen: Herr, unser Gott, gib uns die Kraft, in der Not nicht zu verzweifeln, sondern auf dich zu schauen und Gutes zu tun.