Präventionsbeauftragte der Diözese Gurk in „Opferschutz-Beirat“ der Bischofskonferenz berufen
Wunsch nach konkreten Maßnahmen nach „Anti-Missbrauchs-Gipfel“

Klagenfurt, 26. 2. 19 (pgk). Ehrenvolle Berufung für die Leiterin der Präventionsstelle gegen Missbrauch und Gewalt in der Diözese Gurk: Die Präventionsbeauftragte der Diözese Gurk, Psychotherapeutin Mag. Melanie Bartoloth-Dauschan, wurde kürzlich in den neu errichteten „Opferschutz“-Beirat der Österreichischen Bischofskonferenz berufen. Sie ist somit Teil eines achtköpfigen Teams, bestehend aus zwei Bischöfen und sechs unabhängigen ExpertInnen aus dem Laienstand, das die Bischofskonferenz zukünftig in Fragen der Prävention, Maßnahmen und Regelungen gegen Missbrauch und Gewalt beraten wird.
In der Diözese Gurk ist Bartoloth-Dauschan (46) seit Mai des Vorjahres Beauftragte für Prävention gegen Missbrauch und Gewalt in der Katholischen Kirche und in dieser Funktion Ansprechpartnerin für alle diözesanen MitarbeiterInnen, Laien ebenso wie Geistliche. Einen wichtigen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet die Sensibilisierung für einen korrekten und verantwortungsvollen Umgang mit Nähe und Distanz sowie mit Macht und Sexualität. Weitere Themenbereiche der Präventionsarbeit sind Kinderrechte, Täterstrategien, Psychodynamiken der Opfer, Gewaltdynamiken in Institutionen, Meldepflichten und Informationen über Fachberatungsstellen. „Ziel ist es, Kinder und Jugendliche sowie andere besonders schutzbedürftige Personen vor Gewalt und Missbrauch zu schützen“, so die Präventionsbeauftragte.
Ihre neue, zusätzliche Aufgabe innerhalb der Bischofskonferenz sieht die Psychotherapeutin und Pädagogin, die auch Leiterin des Kinderschutzzentrums in Klagenfurt ist, als „Chance und Herausforderung gleichermaßen“. Sie freue sich darauf, ihre fachliche Expertise in Gewaltschutzthemen in einem Team einbringen zu können, so Bartoloth-Dauschan. Es sei aber auch notwendig, „die Katholische Kirche auf Defizite in der Aufarbeitung, Prävention und Intervention hinsichtlich Gewalt hinzuweisen“. In diesem Zusammenhang findet die zweifache Mutter sehr klare Worte für den am Sonntag zu Ende gegangenen „Anti-Missbrauchs-Gipfel“ im Vatikan. Grundsätzlich sei der Gipfel „ein notwendiger und wichtiger Schritt gewesen, um Prävention gegen Missbrauch als einen kontinuierlichen (Sensibilisierungs-)Prozess auf eine breite Basis zu stellen“. Allerdings seien von der von Papst Franziskus zu Beginn der Konferenz geforderten „Konkretheit“ am Ende „wortreiche, aber sehr vage Absichtserklärungen übrig geblieben“, kritisiert die Präventions-Expertin, die sich konkrete nächste Schritte und Maßnahmen „in einer nüchternen Sprache, weniger polemisch, weniger religiös aufgeladen“ gewünscht hätte. Die von Papst Franziskus genannten „geistlichen Maßnahmen wie Demütigung, Selbstanklage, Gebet und Buße“ seien, so Bartoloth-Dauschan, „jedenfalls keineswegs ausreichend, um sexuellem Kindesmissbrauch entgegenzuwirken bzw. diesen zu beenden“.
Beirat „Opferschutz“ der Bischofskonferenz. Grundlage für den Beirat sind die seit 2010 österreichweit geltenden Regelungen der Bischofskonferenz gegen Missbrauch und Gewalt, die überarbeitet, nachgeschärft und 2016 von der vatikanischen Glaubenskongregation als zuständiger Stelle bestätigt worden sind. Aufgabe des Beirats ist es, darauf zu achten, dass die eingehalten werden, und eine allgemeine Haltung des bewussten Hinschauens zu stärken. Beiratsvorsitzender ist der Vorarlberger Bischof Dr. Benno Elbs, der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer gehört dem Beirat als Vertreter der Bischofskonferenz in der kirchlichen „Stiftung Opferschutz“ an. Mitglieder des sechsköpfigen Laien-Expertenteam sind neben Bartoloth-Dauschan der Psychiater Prof. Reinhard Haller, seit 2010 Mitglied der Unabhängigen Opferschutzkommission unter Vorsitz von Waltraud Klasnic, Psychologe Prof. Johannes Wancata und Psychotherapeutin Christiane Sauer, Leiter der Ombudstellen der Diözesen Wien bzw. Linz, die Familienberaterin und Psychotherapeutin Elisabeth Wieser-Hörmann und Rita Kupka-Baier von der kirchlichen „Stiftung Opferschutz“.