Nachweihnachtliche Festtage mit gelebtem Brauchtum
Pferderitt, Weinsegnung und Pisnen

Klagenfurt, 23. 12. 15 (pgk). Nach dem Weihnachtsfest, der Feier der Geburt Jesu, feiert die Kirche drei Heiligenfeste, die besonders in Kärnten sehr eng mit christlich motiviertem Brauchtum verbunden sind: Der Stefanitag am 26. Dezember mit Pferderitt, das Fest des Apostels und Evangelisten Johannes am 27. Dezember mit der traditionellen Weinsegnung und das Fest der Unschuldigen Kinder am 28. Dezember, an dem Kinder beim so genannten „Pisnen“ oder „Tschappen“ Gesundheit und Glück für das Neue Jahr wünschen.
Der heilige Stephanus (26. Dezember) legte als erster Diakon und erster Märtyrer der Christenheit Zeugnis ab von seinem Glauben. Weil er sich mit missionarischem Eifer zu Jesus bekannte, wurde er zum Tode verurteilt und gesteinigt. Daher wird er auch als „Erzmärtyrer“ bezeichnet. Er gilt in erster Linie als Patron der Pferde, Pferdeknechte und Kutscher, aber auch weiterer Berufsstände wie zum Beispiel der Maurer, Schneider oder Zimmerleute. Seine Reliquien fanden den Weg in viele Länder. An zahlreichen Orten entstanden ihm zu Ehren Kirchen und Kapellen. In Kärnten sind 15 Kirchen dem hl. Stephanus, darunter zum Beispiel auch St. Stefan/Gail, St. Stefan-Finkenstein/Šteben-Bekštanj und St. Stefan am Krappfeld, geweiht. Da Stephanus als Pferdeheiliger verehrt wird, finden an diesem Tag in vielen Pfarren Pferderitte und Pferdesegnungen statt. Auch in Kärnten gibt es in einigen Pfarren den Brauch des „Stefaniritts“ mit anschließender Pferdesegnung. So findet zum Beispiel in Maria Saal nach der „Stefanimesse“ um 10 Uhr am Domplatz die Pferdesegnung statt. Nach dem Gottesdienst um 8.30 Uhr in der Filialkirche von St. Michael am Zollfeld in Possau werden Reiter und Pferde am Koglerhof gesegnet. Weitere Pferdesegnungen finden nach dem Gottesdienst unter anderem in St. Stefan bei Niedertrixen (10 Uhr), Zammelsberg (10.30 Uhr), Augsdorf/Loga vas (9.15 Uhr), Ebenfeld/St. Martin am Techelsberg (10.30 Uhr) und Viktring-Stein (14 Uhr) statt.
Am 27. Dezember feiert die Kirche das Fest des Apostels und Evangelisten Johannes. Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, dem Jesus sterbend seine Mutter anvertraute, stammte aus Betsaida, wo sein Vater Zebedäus als Fischer arbeitete. Da die Legende erzählt, dass Johannes u. a. folgenlos einen Giftkelch geleert hat, segnet man an seinem Gedächtnistag in der Kirche den so genannten „Johannes-Wein“, der mit den Begleitworten „Trinket die Liebe des Heiligen Johannes!“ am Schluss der Liturgie ausgeteilt wird. Viele Menschen lassen den Wein segnen, bringen ihn nach Hause und bewahren ihn auf.
Am Festtag der Unschuldigen Kinder am 28. Dezember ziehen Kinder von Haus zu Haus und wünschen beim so genannten „Pisnen“ oder „Tschappen“ mit Zweigen oder Ruten Gesundheit und Glück für das Neue Jahr. Dieser Brauch ist eine Mischung von heidnischem Brauchtum („Rute“ galt als „Lebens- und Glücksrute“) einerseits und Prägung durch christliche Gedanken andererseits. Eigentlich steht an diesem Tag das Gedenken an die in Bethlehem neu geborenen und auf Geheiß von König Herodes ermordeten Knaben bis zum Alter von zwei Jahren (Matthäusevangelium 2,16) im Mittelpunkt. Bereits für die erste Hälfte des fünften Jahrhunderts ist ein gottesdienstliches Gedenken an die beim Bethlehemitischen Kindermord Getöteten belegt.