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Nachweihnachtliche Festtage mit gelebtem Brauchtum: Stefaniritt, Weinsegnung und Pisnen

Am 26. Dezember finden in einigen Kärntner Pfarren Pferdesegnungen (im Bild: in St. Stefan im Lavanttal) statt. Foto: Emhofer
Am 26. Dezember finden in einigen Kärntner Pfarren Pferdesegnungen (im Bild: in St. Stefan im Lavanttal) statt. Foto: Emhofer

Klagenfurt, 20. 12. 19 (pgk). Die sogenannte Weihnachtsoktav, die vom 25. Dezember, dem Hochfest der Geburt des Herrn, bis zum 1. Jänner, dem Hochfest der Gottesmutter Maria, dauert, ist in Kärnten in besonderer Weise auch mit christlich motiviertem Brauchtum verbunden.
Unmittelbar auf das Hochfest der Geburt des Herrn am Christtag, dem 25. Dezember, folgt am 26. Dezember das Fest des hl. Stephanus, des ersten Märtyrers und ersten Diakons der Kirche. Weil er sich mit missionarischem Eifer zu Jesus bekannte, wurde er zum Tode verurteilt und gesteinigt. Da Stephanus auch als Patron der Pferde, Pferdeknechte und Kutscher verehrt wird, gibt es an diesem Tag in vielen Kärntner Pfarren den Brauch des „Stefaniritts“ mit anschließender Pferdesegnung. So findet zum Beispiel in Maria Saal nach der „Stefanimesse“ um 10 Uhr die Pferdesegnung am Domplatz statt. Nach der hl. Messe um 10 Uhr in der Domkirche in St. Andrä/Lavanttal versammeln sich Reiter und Pferdeliebhaber beim Zechnerkreuz in Framrach zur Pferdesegnung. Weitere Pferdesegnungen finden nach den Gottesdiensten unter anderem auch in den Pfarren Karnburg (8.30 Uhr), St. Stefan an der Gail (9 Uhr), Zweikirchen (9 Uhr), Treffelsdorf (9 Uhr), Steuerberg (9 Uhr), St. Donat (10 Uhr), Klein St. Paul (10 Uhr), Tiffen (10 Uhr), Köstenberg (10 Uhr), Unterbergen (13.30 Uhr), Viktring am Gut Kirchbaumer (14 Uhr), Keutschach im Pferdehof Safron (14 Uhr) und beim Reiterhof „Steckenpferd“ in Nötsch (14 Uhr) statt.
Der 27. Dezember ist das Fest des Apostels und Evangelisten Johannes, der als „Lieblingsjünger“ Jesu gilt und wie Maria unter dem Kreuz stand. Ein alter Brauch ist die Segnung des so genannten Johannesweines, der den Gläubigen nach dem Gottesdienst mit den Begleitworten „Trinket die Liebe des Heiligen Johannes!“ gereicht wird. Er geht auf eine Legende zurück, wonach der Apostel Johannes von Feinden durch vergifteten Wein ermordet werden sollte.
Der Kindermord zu Bethlehem ist der Inhalt des Gedenkens am 28. Dezember, dem „Fest der Unschuldigen Kinder“, der von Matthäus den biblischen Bezug zur Kindheitsgeschichte des Propheten Mose in Ägypten herstellt. Dem Evangelium nach Matthäus zufolge ließ Herodes alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren in Bethlehem töten, damit im dort geborenen Kind, dem „König der Juden“, keine Konkurrenz erwachse. In Kärnten ziehen an diesem Tag Kinder von Haus zu Haus und wünschen beim so genannten „Pisnen“ oder „Tschappen“ Gesundheit und Glück für das Neue Jahr. Dieser Brauch ist eine Mischung von heidnischem Brauchtum, in dem die Rute als „Lebens- und Glücksrute“ gilt, einerseits und Prägung durch christliche Gedanken andererseits.
Der Gedenktag des heiligen Thomas Becket am 29. Dezember erinnert an eine Kirche der Märtyrer. Der frühere Lordkanzler Becket widersetzte sich als Erzbischof von Canterbury jedweder staatlichen Einmischung in kirchliche Angelegenheiten und wurde von Rittern in seiner Kathedrale erschlagen. Eng mit dem Weihnachtsfest verbunden ist das „Fest der Heiligen Familie“, das seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil stets am Sonntag nach Weihnachten und somit dieses Jahr ebenfalls am 29. Dezember gefeiert wird. Es erinnert daran, was die Evangelien über die Kindheit Jesu erzählen, über die Geburt im Stall, die Flucht nach Ägypten und in all dem auch über den Schutz, den eine von Liebe getragene Familie bieten kann.
Am 31. Dezember wird der Gedenktag des Heiligen Silvester begangen. Die Bezeichnung „Silvester“ für den letzten Tag des Jahres geht auf den römischen Papst Silvester I. zurück, der am 31. Dezember 335 starb und dessen Gedenktag darum an jenem Tag gefeiert wird. Kaiser Konstantin, der damals herrschte, war der erste römische Kaiser, der sich zum Christentum bekehrte und taufen ließ. Während seiner Regierung endete die Zeit der schweren Christenverfolgungen und für Papst Silvester und alle Christen brach eine Zeit des Friedens an.
Mit dem 1. Jänner, dem Neujahrstag, endet die Weihnachtsoktav. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist der Oktavtag von Weihnachten zugleich das Hochfest der Gottesmutter Maria sowie Weltfriedenstag. Dieser wurde von Papst Paul VI. mit seiner päpstlichen Botschaft vom 8. Dezember 1967 angesichts weltweiter Spannungen proklamiert.