Kurienkardinal Koch in Tainach/Tinje: Zur Ökumene gibt es keine Alternative

Klagenfurt, 6. 7. 12 (pgk). „Mit der Trennung der Christen dürfen wir uns nie abfinden. Zur Ökumene gibt es keine Alternative“, sagte der Präsident des „Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen“ Kurienkardinal Dr. Kurt Koch in seinem Vortrag „Die Ökumene im 21. Jahrhundert. Entwicklungen, Herausforderungen und Perspektiven“ im Katholischen Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje. Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz konnte bei dieser Veranstaltung in Tainach unter anderem auch die Bischöfe der slowenischen Diözesen Celje, Novomesto und Murska Sobota, einen Vertreter des Erzbischofs von Laibach sowie Superintendent Mag. Manfred Sauer und den altkatholischen Pfarrer Erich Ickelsheimer begrüßen.
Ökumene sei, so Kurienkardinal Koch, „das Gebot des Herrn, dem wir zu folgen haben“. Die Einheit der Kirche werde eine Einheit in Vielfalt sein. Evangelisierung und Ökumene würden sich gegenseitig bedingen. „Die Neuevangelisierung Europas, die Papst Benedikt XVI. ein so großes Anliegen ist, wird nur mit dem ökumenischen Notenschlüssel erfolgreich sein“, sagte Kurienkardinal Koch. Deshalb sei es „unabdingbar“, zu den spirituellen Wurzeln der Ökumene zurück zu kehren. Kardinal Koch bedauerte, dass die Frage des Ziels der Ökumene in der Vergangenheit unklarer geworden sei. Es müsse gefragt werden „Was wollen wir eigentlich in der Ökumene? Wohin soll die Reise gehen?“ Dies erfordere eine intensive Diskussion über Kirche-Sein und Einheit in der Kirche. In der ökumenischen Diskussion seien in der jüngsten Vergangenheit zudem neue Kontroversen, vor allem in Zusammenhang mit ethischen Fragestellungen, entstanden, die Grundfragen des Menschenbildes berühren würden wie zum Beispiel die Frage der Bioethik betreffend des Beginns und des Endes des Lebens. Vor diesem Hintergrund sei die Entwicklung einer gemeinsamen christlichen Anthropologie eine „zentrale Herausforderung“ für die Ökumene. Eine weitere Herausforderung im ökumenischen Dialog sei, so Kardinal Koch, die Tatsache, dass in diesem Dialog immer wieder neue Gesprächspartner hinzukommen würden. Ökumene finde mittlerweile nicht mehr vorrangig zwischen den Großkirchen statt. In diesem Zusammenhang verwies Kurienkardinal Koch auf die Zunahme von Freikirchen und das rasche Wachsen evangelikaler Gemeinschaften. Mit Blick auf die Tatsache, dass heute 80 Prozent der aus Glaubensgründen Verfolgten Christen seien, könne man heute auch von einer „Ökumene der Märtyrer“ sprechen. „Diese Ökumene weiß, dass Einheit dort gegeben ist, wo Menschen ihr Letztes, nämlich ihr Leben, für ihren Glauben einsetzen“, so Koch. So werde gewissermaßen in Abwandlung eines Spruches von Tertullian das Blut dieser ökumenischen Märtyrer zum Samen für die Einheit der Kirche. In der Ökumene mit den Kirchen der Reformation müsse im Mittelpunkt die Frage stehen, ob die Reformation als Bruch gesehen werde, oder als Versuch, die Erneuerung der Kirche voranzutreiben. Mit Blick auf das „Lutherjahr 2017“ wäre eine ökumenische Erklärung über Eucharistie, Kirche und Amt wichtig und ein Meilenstein der Ökumene. Kardinal Koch erinnerte daran, „dass Martin Luther keine neue Kirche gründen, sondern die Kirche erneuern wollte“.