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Kreuzwege in Kärnten: Den Leidensweg Jesu im Gebet mitgehen

Klagenfurt, 25. 3. 21 (pgk). Vor allem in den Tagen vor Ostern laden die zahlreichen Kreuzwege in Kärnten dazu ein, den Leidensweg Jesu, beginnend von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zur Grablegung Jesu, im Gebet mitzugehen und daraus auch Kraft zu schöpfen für den Umgang mit eigenen Leidenssituationen und um sensibel zu bleiben für die Not anderer Menschen. In Kärnten wurden die ersten Kreuzwege Ende des 17. Jahrhunderts errichtet, sehr oft auf einem Hügel, der Kalvarienberg genannt wird. Den Abschluss der insgesamt 14 Kreuzwegstationen bildet mancherorts als 15. Station gleichsam als Zeichen für die Auferstehung eine Kirche mit einem Heiligen Grab.
Landauf, landab prägen Kreuzwege das Landschaftsbild in Kärnten. Exemplarisch werden im Folgenden zwölf Kreuzwege aus vier Jahrhunderten vorgestellt. Diese Kreuzwege sind entweder von besonderer kunsthistorischer Bedeutung oder wurden von einem zeitgenössischen Künstler gestaltet.

In der Landeshauptstadt Klagenfurt führen am Fuße des Kreuzbergls von der Radetzkystrasse aus 14 Kreuzwegkapellen hinauf zur 1742 geweihten Kalvarienbergkirche. Diese Kreuzwegkapellen entstanden unmittelbar nach dem Bau der Kirche. In der Mitte der Anlage, wo einst eine Heilig-Grab-Kapelle war, befindet sich heute die Landesgedächtnisstätte, die an die Opfer der beiden Weltkriege erinnert. Die Mosaike der Kreuzwegstationen stammen vom Kärntner Maler und Graphiker Karl Bauer (1905 – 1993). 1975 erfolgte eine Gesamtrestaurierung des Kreuzweges.

Der Kreuzweg eines renommierten zeitgenössischen Kärntner Künstlers findet sich in der Seminarkirche Tanzenberg. Valentin Oman errichtete diesen so genannten „Piraner Kreuzweg“ im Jahr 2008. Die Kreuzwegstationen gestaltete Oman aus Bildern, die er 1991 in Piran gemalt hatte. In Acrylfarben und teilweise auf der Basis von Collagen aus kroatischen Zeitungen wird die Passionsgeschichte auf 220x150 cm großen Holztafeln dargestellt.

Zehn Jahre später, nämlich im Jahr 2018 wurde vom Kärntner Künstler Karl Vouk der Maria Saaler Kreuzweg rund um den Maria Saaler Dom errichtet. Dieser Kreuzweg vereint Tradition und Moderne in einem zeitgenössischen Konzept. Die Kreuzwegstationen wurden in Form von Metallplatten aus Aluminium und Stahl im Ausmaß von jeweils 240 x 90 cm gefertigt, sind beweglich und können somit auch an anderen Orten aufgestellt werden. Als weitere Besonderheit sind die klassischen vierzehn Stationen in diesem Kreuzweg um eine fünfzehnte Station erweitert, welche die Auferstehung Christi symbolisiert.

Ebenfalls am Zollfeld, nämlich in Karnburg, der einzigen für Österreich gesicherten karolingischen Pfalz (mittelhochdeutsch „pfalenze“ = fürstliche Wohnung), führt einer der ältesten Kreuzwege Kärntens vom Unterdorf über einen steilen Hügel hinauf zur ehemaligen Pfalz- und heutigen Pfarrkirche „Hll. Peter und Paul“, der ältesten mittelalterlichen Kirche Kärntens. Die ursprünglichen Kreuzwegstationen aus dem Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jhs. wurden im Laufe der Zeit sehr stark beschädigt. Anfang der 1980er Jahre wurden die Kreuzwegstationen auf Initiative und mit großer Unterstützung der Karnburger Bevölkerung umfassend renoviert. Der Kärntner Maler Johann Holzfeind Wieltschnig gestaltete die neuen Bilder für die Kreuzwegstationen. 1982 erfolgte die Weihe des Kreuzweges. 2009 wurden die Kreuzwegbilder durch Künstler Wieltischnig restauriert.

In Schilterndorf/Čirkovče, einem kleinen Dorf nördlich von Bleiburg/Pliberk, steht weithin sichtbar auf dem Kalvarienberg die Filial- und Wallfahrtskirche Heiligengrab/Humec. Auf den Kalvarienberg führt ein Kreuzweg mit insgesamt 15 Stationen, die 1970 von Josef Stefan in Freskotechnik bemalt wurden. Diese Freskobilder haben nicht den Leidensweg Jesu zum Thema, sondern die Geheimnisse des Rosenkranzes und stellen das Leben Jesu von der Geburt an dar, was diesen Kreuzweg in dieser Form einzigartig in Kärnten macht. Die Fresken wurden 1995 erneuert. 15. und letzte Station des Kreuzweges ist die Kreuzwegkapelle, ein monumentaler barocker Bildstock mit doppelt geschwungenem Giebel mit Blechabdeckung. Die Filial- und Wallfahrtskirche Heiligengrab ist die dritte Station der traditionellen Drei-Berge-Wallfahrt, die, ebenso wie der bekannte Vierbergelauf, am Dreinagelfreitag (2. Freitag nach Ostern) stattfindet.

Ein in dieser Form österreichweit wohl einzigartiger Kreuzweg führt zur Pfarrkirche Stein im Jauntal/Kamen v Podjuni, nämlich der der so genannte „Kärntner Künstlerkreuzweg“. Nach der Renovierung der 14 Stationen des alten Kreuzweges in Stein gestalteten 1993/1994 14 namhafte Kärntner Künstlerinnen und Künstler, nämlich Jože Boschitz, Karl Brandl, Karl Brandstätter, Ernst Gradischnig, Stefan Gyurkko, Kiki Kogelnik, Werner Lossl, Valentin Oman, Jan Puinbroek, Karl Schusler, Josef Stefan, Karl Vouk, Gertrud Weiss-Richter und Reimo Wukounig, die Stationen mit großer stilistischer Vielfalt neu. Während beispielsweise Josef Stefan ganz traditionell an der Bildstockmalerei festhielt, versuchten Künstler wie Werner Lossl oder Jan Puinbroek, ihre Themen freier zu gestalten, blieben dabei aber innerhalb der Grenzen der althergebrachten Ikonographie. Völlig unkonventionell sind die Bildschöpfungen anderer Künstler, wie zum Beispiel von Jože Boschitz, der die Station „Jesus wird ans Kreuz genagelt“ mit einigen wenigen Strichen und einem Hammer aus Blei symbolisierte. Der Kreuzweg in Stein im Jauntal wurde im Jahr 2019 umfassend restauriert.

Der Kreuzweg in Lavamünd führt ausgehend vom „Kreuzhofer-Kreuz“ unterhalb der Hauptschule über einen leicht ansteigenden Waldweg auf den so genannten „Dreifaltigkeitskogel“ zur Filial- und Kalvarienbergkirche „Hlgst. Dreifaltigkeit“. Die 14 Kreuzwegstationen entlang des Weges haben die Form barocker Breitpfeilerstöcke mit tiefen rechteckigen Nischen und Giebeldächern. Die Bildstöcke wurden im Jahr 1983 renoviert. In den Jahren 2012 und 2013 erfolgte im Rahmen eines Projektes der Hauptschule Lavamünd eine Sanierung sowie die Neugestaltung der Bildstöcke mit modernen und stilisierten Keramikbildern. Die Gravuren der Bilder erfolgten durch SchülerInnen der HTL Wolfsberg. Die Kalvarienbergkirche ist traditionell am Dreifaltigkeitssonntag, dem ersten Sonntag nach Pfingsten, Ziel zahlreicher Wallfahrer aus Unterkärnten, der Südweststeiermark und Slowenien.

In St. Stefan im Gailtal führt seit dem Jahr 1766 ein Kreuzweg über 14 Stationen hinauf zur Kalvarienkapelle, die 1773 geweiht wurde und heute als Friedhofskapelle und Aufbahrungshalle dient. Ursprünglich bildeten Holzkreuze die Stationen dieses Kreuzweges. Im Jahr 1884 wurden gemauerte Stationen errichtet und in deren Nischen Holztafeln untergebracht, die den Leidensweg Jesu darstellten. Die heutigen Bilder in Freskotechnik stammen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das gesamte Kalvarienberg-Ensemble, nämlich Kirche, Kreuzwegstationen, Bildstock im Bereich der Wegabzweigung in Richtung Friedhof und Friedhofskreuz, wurde in den Jahren 2014, 2015 und 2019 umfassend restauriert. Im Rahmen eines grenzüberschreitenden EU-Projektes wurde in den vergangenen drei Jahren unter dem Titel „Wege des Geistes - Le vie dello spirito“ ein Pilgerweg zwischen den Kreuzwegen und Kalvarienbergkirchen von St. Stefan im Gailtal und Malborghetto-Valbruna errichtet.

In der Pfarrkirche St. Stefan im Lavanttal gestaltete der in Maria Rojach geborene Künstler Manfred Probst 2019 einen Kreuzweg in so genannter „Sgrafittotechnik“. Ein Gemisch aus Quarzsand, Kalk und Oxidfarbe wird dabei auf Platten dick aufgetragen. Nach einer Trockenphase wird das überschüssige Material herausgekratzt, wodurch die Grundfarbe der Untergrundplatte wieder zum Vorschein kommt und reliefartige Bilder entstehen.

Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts führt in St. Paul im Lavanttal ein Kreuzweg zur 1851 erbauten Kalvarienbergkirche. Die Bilder der einzelnen Stationen des Kreuzweges wurden, ebenso wie das Kreuzigungsbild an der Stirnseite der Kapelle am so genannten „Findlingsfelsen“, in den 1960er Jahren vom Lavanttaler Bildhauer, Maler und Organisten Alois Wiesenbauer gestaltet und 1991 von dessen Urenkel, dem Maler, Restaurator und Bildhauer Gerhard Wiesenbauer, nach den alten Motiven mit neuen Materialien gemalt. Einige der Stationen wurden von den SchülerInnen des Stiftsgymnasiums der Benediktiner gestaltet. Besonders erwähnenswert ist in der 13. Kreuzwegstation eine Schnitzfigur „Christus am Ölberg“ aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
In der Kapelle befindet sich unter der Darstellung der Beweinung Christi in einer Nische das Heilige Grab mit einem lebensgroßen, holzgeschnitzten Christus aus dem Jahr 1880.

Der Kreuzweg in Millstatt zählt zu den bemerkenswertesten spätbarocken Kreuzweganlagen Kärntens. Die Anlage umfasst insgesamt 15 Bildstöcke, die zu der auf einem Felsvorsprung hoch über Millstatt gelegenen Kalvarienbergkapelle hinauf führen. Die barocke Kapelle wurde ebenso wie der Kreuzweg um 1700 von den Jesuiten, die in Millstatt rund zwei Jahrhunderte hindurch wirkten, errichtet. Die Kalvarienbergkapelle, eine der schönsten in Kärnten, ist ein nach vorne geöffneter Bau mit einer großen Vorhalle mit einer beeindruckenden geschnitzten Kreuzigungsgruppe mit Christus und den beiden Schächern, darunter Maria und Johannes. Ein Wandfresko zeigt die Stadt Jerusalem. An den übrigen Wänden wird in zahlreichen Bildern der Leidensweg Christi dargestellt. Die Kapelle des Heiligen Grabes ist jährlich von Karfreitag bis zum Abend des Ostermontags geöffnet, sodass die in einer Felsnische liegende Holzplastik des Leichnams Jesu besichtigt werden kann. Die alte Tradition der Wache am Heiligen Grab wird durch lebensgroße Figuren dargestellt. Kreuzweg und Kapelle liegen am Hemma-Pilgerweg und am Domitianweg.

In Sachsenburg befindet sich am Festungsberg eine durch ihre Anordnung einzigartige Kalvarienberganlage, bestehend aus zehn Kreuzwegstationen und zwei Kapellen. Der Kreuzweg, der in den vergangenen Jahren mit Glasbildern der Kärntner Künstlerin Lisa Huber neu gestaltet wurde, startet bei der Pfarrkirche in Sachsenburg und führt über einen Waldweg den Kalvarienberg hinauf. Die Kirche bildet hier nicht den Abschluss des Kreuzweges, sondern ist in die Leidensgeschichte als zwölfte Station einbezogen.
Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts wurden am Hügel hölzerne Kreuzwegstationen errichtet, die zu drei hölzernen Kreuzen und einem steinernen Altar führten. 1731 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen, die 1753 geweiht wurde. Die hölzernen Kreuzwegstationen wurden durch kleine gemauerte und vorne offene Kapellen ersetzt. Im Inneren wurden große Holzkreuze aufgehängt, die nun durch Glasgemälde von Lisa Huber ersetzt wurden. Die Fertigstellung der künstlerischen Neugestaltung des Kreuzweges ist im Laufe dieses Jahres geplant.
Die Kalvarienbergkirche, die durch die Darstellung der Stadt Jerusalem an der Ostwand und die davor befindliche großfigurige, geschnitzte Kreuzigungsgruppe beeindruckt, bildet die zwölfte Station. Von hier führt der Kreuzweg weiter zur 13. und schließlich zur 14. Station, der Heiliggrab-Kapelle aus dem Spätbarock mit dem Heiligen Grab mit lebensgroßem geschnitztem Leichnam Christi und einem Auferstandenen-Fresko an der Rückwand.