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„Gebet für die Diözese“ als Zeichen der Solidarität und des Dankes für Dompropst Guggenberger

Seelsorgeamtsdirektorin Hennersperger im Klagenfurter Dom: Konflikte bearbeiten und nicht unter den Teppich kehren

“Gebet für die Diözese“ als Zeichen des Dankes für Dompropost Guggenberger ; Foto: Pressestelle/Eggenberger
"Gebet für die Diözese" als Zeichen des Dankes für Dompropost Guggenberger ; Foto: Pressestelle/Eggenberger

Klagenfurt, 1. 7. 19 (pgk). „Wir sind nicht das Volk der Bischofskongregation, sondern das Volk Gottes“, sagte Seelsorgeamtsdirektorin Dr. Anna Hennersperger bei ihrer Predigt im Rahmen des „Gebets für die Diözese“ in Form einer von Dompropst Msgr. Dr. Engelbert Guggenberger geleiteten Vesper im Klagenfurter Dom. An diesem Abendgebet, zu dem der Vorstand der Dechantenkonferenz, Dechant MMag. Herbert Burgstaller, der Leiter des Referates für Priester, Dechant-Stv. Geistl. Rat Dr. Johann Sedlmaier, und Dechant Dompfarrer Kons. Rat Dr. Peter Allmaier eingeladen hatten, nahm neben Mitgliedern des Gurker Domkapitels, Priestern und Diakonen auch Superintendent Mag. Manfred Sauer teil.


Seelsorgeamtsdirektorin Hennersperger erinnerte daran, dass im Sinne des „Zweiten Vatikanischen Konzils“ jede Ortskirche als vollständige Teilkirche zu verstehen sei. Dies bedeute, „dass jede Diözese in vollem Sinn Kirche und keine Filiale einer wie auch immer gedachten oder erlebten römischen Zentrale“ sei, betonte die Seelsorgeamtsleiterin. Unter Zitierung des Funkrufs „Houston, wir haben ein Problem“ verglich Hennersperger die Apollo-13-Mission mit der Situation der Katholischen Kirche in Kärnten. Vor elf Jahren habe die Diözese einen „Ruf nach Unterstützung“ abgesetzt, „nicht nach Houston, sondern an kirchliche Leitstellen, und zwar an den Metropoliten, an den Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz und an den damaligen Nuntius“. Während die Apollo-Mission „dank der Kompetenzen der Besatzung und der absolut stimmigen Kooperation mit der Leitstelle“ zu einem guten Ende gebracht worden sei, habe es, so Hennersperger, auf die im Notruf der Diözese gemeldeten Schieflagen „wenig nachhaltige lösungsorientierte Resonanz“ gegeben. Für die Problemlösung in Systemen sei es Voraussetzung, „dass Konflikte bearbeitet und nicht unter den Teppich gekehrt werden, wo sie nur erkalten und ein Klima der Auflösung und des Abbruchs erzeugen“.
Dem bisherigen Diözesanadministrator Guggenberger dankte Hennersperger dafür, im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Domkapitel „einen Weg der Transparenz beschritten und auf diesen gepocht zu haben“. Dieser Weg entspreche der Würde und dem Recht auf Transparenz der ganzen Diözese. Es helfe niemandem, „außer vielleicht dem schlechten Gewissen der Verantwortlichen in der Zentrale, die Vergangenheit umzudeuten und dabei eine Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben“.
Dabei sei es ratsam, die Augen nicht davor zu verschließen, „dass an einem kollektiven Konflikt alle ihren Anteil haben“. Die Aufteilung in Schuldige und Unschuldige heile nicht an der Wurzel. „Wir brauchen eine Konfliktbearbeitung, die in der Sache klar ist, dabei aber nie die Würde der anderen Seite verletzt“, betonte Hennersperger. „Niemand – auch kein Nuntius – darf sich das Recht herausnehmen, uns zu demütigen: nicht die Christgläubigen, die man unglücklicherweise Laien nennt, nicht die Diözese als solche, nicht die Pfarrgemeinden und schon gar nicht die Frauen“, so die Seelsorgeamtsdirektorin. „Wir sind in turbulenten Tagen unserer ´diözesanen Apollo-Mission´ im Landeanflug auf die Zukunft“, sagte Hennersperger und ermutigte dazu, „darauf zu vertrauen, dass sich die die eigentliche Leitstelle beim Landeanflug in die Zukunft unserer Ortskirche nicht in Rom, sondern in Gott befindet und die Diözese bald wieder den Freiraum bekommt, mutig in die Zukunft weiterzugehen“.

Seelsorgeamtsdirektorin Anna Hennersperger (Foto: KH Kronawetter)
Seelsorgeamtsdirektorin Anna Hennersperger (Foto: KH Kronawetter)
Die Ansprache von Direktorin Anna Hennersperger zum Nachhören

Im Anschluss an die Vesper bezeichnete Dechant Burgstaller das „Gebet für die Diözese“ als Zeichen der Solidarität und des Dankes an Dompropst Guggenberger für dessen im vergangenen Jahr als Diözesanadministrator „unermüdlich beschrittenen Weg der entschiedenen und lückenlosen Aufarbeitung der Altlasten“. Die Aufklärungsarbeit des Diözesanadministrators gemeinsam mit dem Domkapitel sei, so Burgstaller, „ausschließlich den Kriterien der Objektivität geschuldet gewesen“. Handlungsmotiv für alle von Diözesanadministrator gesetzten Maßnahmen seien „Verantwortung und Gewissenspflicht gegenüber Bistum, Diözese, dem Kirchenbeitragszahler und der Öffentlichkeit“ gewesen. Das Zeitalter der Transparenz sei ohne Öffentlichkeit nicht zu denken. „Wer Transparenz bejaht und Öffentlichkeit verneint, verneint die gesellschaftliche Wertigkeit“, betonte der Vorsitzende der Dechantenkonferenz.
Die Aufarbeitung habe in der Öffentlichkeit große Zustimmung gefunden, mancherorts aber auch Irritation und Widerstand verursacht. Als Konsequenz der „ungehorsamen Wahrheitsinitiative des Domkapitels“, nämlich der Veröffentlichung des Abschlussberichts der Arbeitsgruppe Bistum, habe es eine Apostolische Visitation gegeben. „Die Aufarbeitung der Hinterlassenschaften spaltete und spaltet die Diözese insofern, dass einerseits das Bild des allseits beliebten Oberhirten nolens volens beschmutzt wird, und andererseits um das makellose Bild zu bewahren, objektiv festgestellte Mängel schlichtweg ignoriert werden“, sagte Burgstaller. Auf diese Weise seien die Aufklärer zu Tätern gemacht und der Bischof als Opfer einer „perfiden Verschwörung“ dargestellt worden.
An die Kärntnerinnen und Kärntner appellierte Dechant Burgstaller, „mutig, entschlossen und auch geschlossen aufzutreten, aber nicht auszutreten“. Resignation sei keine Alternative, der Blick müsse in die Zukunft gerichtet sein.
„Die Hausaufgaben seitens des Domkapitels sind gemacht. Die Weichen für eine solide Zukunft gestellt“, sagte Burgstaller. Die Schritte in die Zukunft würden erleichtert werden, „wenn die auf sich warten lassenden relevanten Ergebnisse der Apostolischen Visitation durch die Bischofskongregation öffentlich gemacht werden“.
Die unbegründete Abberufung von Diözesanadminístrator Guggenberger habe zwar „Unverständnis, Befremden und Enttäuschung“ hervorgerufen. Die Kooperation mit dem Apostolischem Administrator Militärbischof Dr. Werner Freistetter sei jedoch „zum Wohl der Diözese unerlässlich und soll von gegenseitiger Wertschätzung getragen sein“.

Dechant Herbert Burgstaller (Foto: KH Kronawetter)
Dechant Herbert Burgstaller (Foto: KH Kronawetter)

Die Dankesrede von Dechant Herbert Burgstaller zum Nachhören


Superintendent Sauer verwies in seinen Dankesworten für Dompropst Guggenberger darauf, dass die Evangelische Kirche in Kärnten die Vorgänge, Entwicklungen und Konflikte in der Diözese Gurk „mit großer Betroffenheit verfolgt und mit ihr mitleidet“. Konflikte würden zwar zum Menschsein gehören, man müsse diese aber offen ansprechen und sich Unstimmigkeiten offen stellen dürfen. Dies habe Dompropst Guggenberger als Diözesanadministrator „in beeindruckender Weise gemacht und dabei Mut und Haltung bewiesen“. Dompropst Guggenberger sei für Offenheit und Transparenz eingestanden und verdiene dafür Respekt und Achtung. Das Unverständnis für die Absetzung von Dompropst Guggenberger als Diözesanadministrator „trifft auch die Evangelische Kirche und macht diese nachdenklich“, sagte Sauer, der Dompropst Guggenberger für dessen offene Art und Stil der Wertschätzung, die wesentlich zum starken ökumenischen Klima in Kärnten beitragen, ebenso dankte wie für dessen Unterstützung beim Einsatz für den Erhalt des Karfreitags als Feiertag.