Festakt “40 Jahre Kärntner Diözesansynode”
Bischof Schwarz würdigt Dr. Waldstein als "herausragende Persönlichkeit des Laienapostolates"
24. 11. 12 (pgk). Als „herausragende Persönlichkeit der Kärntner Kirchengeschichte und weit darüber hinaus“ hat Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz gestern Abend Dkfm. Dr. Ernst Graf Waldstein-Wartenberg, österreichischer „Doyen“ des Laienapostolats und eine der prägenden Gestalten der Kärntner Diözesansynode, beim Festakt anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums der Kärntner Diözesansynode im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje bezeichnet. Der Festakt bildete gleichzeitig den Auftakt der konstituierenden Sitzung des Diözesanrates in seiner neunten Funktionsperiode, die Bischof Schwarz Freitag und Samstag im Bildungshaus Sodalitas leitet.
Bischof Schwarz bedankte und würdigte das apostolische Wirken von Waldstein und dessen Einsatz für die Kirche. Waldstein sei, so der Kärntner Bischof, „ein Mann von Welt, der über Katholiken und Katholizismus in Europa fundiert und exakt Bescheid zu geben vermag“. Mit großer Ausstrahlung und Wirkkraft trage Waldstein seit 60 Jahren als engagierter Christ Verantwortung im Laienapostolat. In Kärnten habe er maßgeblichen Anteil an der Vorbereitung und Durchführung der Diözesansynode in den Jahren von 1970 bis 1972 gehabt und sei als „Motor der Synode“ einer der „wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Mitarbeiter von Bischof Joseph Köstner“ gewesen. Damit werde deutlich, was die Katholische Kirche in Kärnten Ernst Waldstein zu verdanken habe. Die Diözesansynode habe vor allem wegen der Beschlüsse betreffend des Zusammenlebens der beiden Volksgruppen in Kärnten historische Bedeutung erlangt. Waldstein und sein langjähriger Weggefährte und Mitstreiter für die Verständigung zwischen den beiden Volksgruppen, Hofrat Valentin Inzko, hätten höchsten Anteil am Zustandekommen dieser Beschlüsse gehabt. Bischof Schwarz bezeichnete die Kärntner Diözesansynode als eine „Frucht des Konzils, eine Zusammenkunft, um die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils in die diözesane Wirklichkeit umzusetzen“. Die von Cyprian von Karthago formulierten Grundprinzipien für die synodale Verfasstheit der Kirche – „Nichts ohne das Volk. Nichts ohne den Rat des Presbyteriums. Nichts ohne den Bischof.“ – seien grundlegend für die Diözesansynode und für alle weiteren synodalen Gremien wie zum Beispiel den Diözesanrat.
Dr. Waldstein zeigte sich tief bewegt von der Ehrung und Bedankung seines Wirkens und rief in seinem Statement dazu auf, „die völlig überflüssigen innerkirchlichen Reibungsflächen abzubauen“. Er verwies auf Papst Benedikt XVI., der wiederholt gesagt habe, „dass es so viele Wege zu Gott gibt, wie es Menschen gibt“. Christen seien, so Waldstein, herausgefordert, „an die Grenzen zu gehen und zur Mitte zu führen“. In der Kirche gebe es einen „gewaltigen Reformstau, der aufzuarbeiten ist“. Eine Reform der Kirche sei ganz besonders dringlich, weil der Gesellschaft heute die Fähigkeit zur Orientierung an Werten weithin verloren gegangen sei. Das Problem sei, so Waldstein, „dass der Staudamm, an dem sich die fälligen Reformen stauen, einzureißen droht, die Staudammwärter aber große Sorge haben, den Stau bei der Öffnung von Schleusen nicht unter Kontrolle halten zu können“. Der Reformbedarf, so Waldstein, bestehe natürlich nicht beim Inhalt der Offenbarung, sondern bei deren Vermittlung, beim Erscheinungsbild und der Wirkweise der Kirche in unserer Zeit. „Wir unterhalb des Staudammes Angesiedelten können in kleinem Ausmaß Vorkehrungen treffen, um den Schaden lokal zu begrenzen und wir sollten den ´Staudammwärtern´ nicht auf die Zehen steigen, sondern ihnen helfen, ihre Angst zu überwinden und ein gesundes Selbstbewusstsein zu gewinnen“, ermutigte Waldstein dazu, untereinander Vertrauen aufzubauen. Waldstein rief dazu auf, dass Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien gemeinsam und miteinander an die Arbeit gehen sollten: „Die Zeit drängt“, so Waldstein. Die Methoden, Probleme zu lösen, sollten dabei nicht so sehr der gängigen politischen Praxis entlehnt werden. Es sollte nicht um Auseinandersetzungen zwischen Fraktionen in der Kirche gehen, sondern „um das Streben, wenn auch mitunter auf verschiedenen Wegen, aber immer zum gleichen Ziel hin zu gehen“, betonte Waldstein. Bei aller Kritik, der sich die Kirche mit ihren Repräsentanten heute gegenüber sehe, genüge ein kurzer Blick in die Kirchengeschichte, um aufzuzeigen, dass sie trotz allem die einzige, noch dazu global wirkende Institution sei, die seit 2.000 Jahren bestehe. Dies sei vor allem auch durch Heilige, die immer wieder als Wegweiser auf die Mitte Jesus Christus hinweisen würden, möglich. Dabei spreche er, so Waldstein, nicht nur von den „großen Heiligen“, sondern auch von den „vielen kleinen Heiligen um uns herum, die auch heute ihre Charismen, ihre Gaben wirksam werden lassen“. Rückblickend auf die Kärntner Diözesansynode stellte Waldstein fest, dass ihn diese „maßgeblich geprägt“ habe. Mit Blick auf Gegenwart und Zukunft äußerte Waldstein seine Freude darüber, „dass die Kirche in Kärnten so lebendig ist und einen Bischof hat, der so gut zu den Menschen dieses Landes passt“.
Im Rahmen des Festaktes stand auch eine Podiumsdiskussion mit TeilnehmerInnen der Diözesansynode, nämlich Rektor Kons. Rat Josef Kopeinig, Marita Gruber und Prof. Philipp Rauscher, die ihre Erinnerungen und Eindrücke als Zeitzeugen schilderten, am Programm. Die Sitzung des Diözesanrates wird heute Samstag fortgesetzt und abgeschlossen. Der Kärntner Bischof wird heute in einem Impulsreferat darüber sprechen, wie der Diözesanrat das diözesane Leitbild „Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein“ umsetzen kann und welche Erwartungen er diesbezüglich als Bischof an die Diözesanräte hat. Weitere Programmpunkte der Diözesanratssitzung heute Samstag sind unter anderem das „Jahr des Glaubens“ in der Diözese Gurk, die Wahl des neuen Diözesanratsvorstandes und der StellvertreterInnen des geschäftsführenden Vorsitzenden sowie ein Ausblick auf die Arbeit des Diözesanrates in der kommenden fünfjährigen Periode.
Die Kärntner Diözesansynode, ein bedeutendes Ereignis für Kirche und Gesellschaft in Kärnten, fand von 12. Dezember 1970 bis 28. Oktober 1972 statt. Unter dem Titel „Kirche für die Welt“ befassten sich dabei in fünf Kommissionen 194 Frauen und Männer, die so genannten „Synodalen“, im Geiste des II. Vatikanischen Konzils mit Fragen der Verkündigung, der Liturgie, „Dienst am Menschen und Gesellschaft“, Ämter und Dienste der Laien sowie den Strukturen des pastoralen Dienstes. Nach der konstituierenden Sitzung am 12. Dezember 1970 fanden insgesamt drei Sitzungen der Synodalversammlung statt, nämlich vom 25. – 27. November 1971, vom 11. – 13. Mai 1972 und vom 26. – 28. Oktober 1972. Historische Bedeutung erlangte die Diözesansynode vor allem auch wegen der Beschlüsse betreffend des Zusammenlebens der beiden Volksgruppen in Kärnten.
Dkfm. Dr. Ernst Waldstein-Wartenberg, geboren 1925 in Hirschberg bei Böhmen, gilt als österreichischer „Doyen“ des Laienapostolats. Von 1972 bis 1985 war er Präsident der Katholischen Aktion der Diözese Gurk, von 1986 bis 1990 Präsident des Katholischen Laienrates Österreichs. Von 1988 bis 1992 fungierte er überdies als Präsident des Europäischen Laienforums. Über die Grenzen Kärntens hinaus wurde Waldstein-Wartenberg in den siebziger Jahren durch seine Tätigkeit für den kirchlichen deutsch-slowenischen Koordinierungsausschuss und seine Arbeit im Rahmen der Kärntner Diözesansynode bekannt.